Enzyklopädie
der Kritischen Masse![]()
Quelle: ![]() ![]()
|
|
||||||||||||||||||||||||||
Laienmusik als Ursuppe der Musikkultur das meint taktlos-hymnenkomponist Manfred Hufner © 2001 by Martin Hufner (EMail) |
|||||||||||||||||||||||||||
Sprecher: Wir leben,
massenmedial betrachtet, zugleich in einer Hochglanz- und Abfallkultur.
Da sind auf der einen Seite die Musikmatadore mit ihrer hochqualifizierten
Elitenausbildung: befähigt, auch im Kopfstand die verdrehtesten Violincapricen
von Paganini zu spielen. Das ist der reinste Musikzoo aus Tastenlöwen,
Pultgiraffen und Opernochsen und -gazellen. Dazu gesellt sich eine vorgeblich
ernsthafte" J Publizistik aus technikverstiegenen Musikmagazinen
mit ihrem Referenzaufnahmenfetischismus und Bayreuther Operngesülze.
Sprecher: Aber schalten wir mal den Fernseher aus, legen die Phonomagazine zur Seite und machen mal einen Bogen um die Philharmonien, Konzerthäuser und Operntheater. Die Seitenstraßen der Musikkultur sind durchaus nicht abbruchreif. Im Gegenteil, da lebt die Musik in Wohnzimmern, Kellern, Kirchen und Musikclubs. Gemacht von Menschen, für die Musik etwas anderes ist als Spachtelmasse für die Hirnhohlräume. Da ist das Musikmachen einerseits ein Selbstzweck doch zugleich auch Medium einer selbstbestimmten Lebens- und Kommunikationskultur. Dieser musikalische Sud aus Laien, Liebhabern und Dilettanten ist die Ursuppe einer gelingenden Musikkultur. Und die besten Profimusiker bewahren sich diese Haltung.
Sprecher: Freilich: Zahlreiche Gegenwartskomponisten zum Beispiel sitzen lieber auf den dünnen Subventionsästen der GEMA-Hochkultur anstatt auf dem Boden der musikalischen Subkulturen sich neu bewegen zu lernen. Kein Wunder, wenn sie dann flugs mit den abbrechenden Ästen auf dem Komposthaufen der Musikgeschichte landen. Die subversive Musikgeschichte der Seitenstraßen geht weiter, zweifellos auch ohne sie.
|