Enzyklopädie
der Kritischen Masse Quelle: Jahr 2000
|
|
|||||||||||||||||||||||||
News sells © 2000 by Martin Hufner (EMail) |
||||||||||||||||||||||||||
Im Zeitalter der Informationsgesellschaft gilt eines zuerst: Information nicht Gesellschaft. Durchs Internet entsteht dabei eine andauernde Jagd nach Nachrichten und Informationen sei aktuell oder vergehe. Die Aktuell-Radios sind nach einigen gescheiterten Anläufen jetzt im Vormarsch. Für den schnellen Ticker im Kopf gibt es differenzierte News auch im Internet. Zum Beispiel ots, eine Tochter der dpa, die zum Beispiel auch zum Themenbereich Kultur Nachrichten sendet. Nun käme man ja schnell auf den Gedanken: Aha, diese Nachrichten sind wichtig, weil sie gesendet werden. Warum sollte man auch Unwichtiges wichtig machen wollen. Irrtum. Wer Nachrichten über ots lancieren will, der muss zunächst einmal in die Tasche greifen und hoffen, dass da ein paar Münzen übrig sind. Die Folgen sind schnell auszumachen: Es gibt Zwei-Klassen-Nachrichten: Diejenigen, deren Urheber genug finanzielles Kapital besitzen um sie zu verbreiten (und wenn es nur darum geht, dass die Parkplatzpreise vor irgendeinem Opernhaus gesunken sind), und diejenigen, deren Urheber ein zu leichtes Portemonnaie haben Pech gehabt. Gleiches Thema: Wem wäre es noch nicht aufgefallen, dass, sobald mal ein Schiff im Rhein umkippt, an den folgenden Tagen immer wieder welche umkippen. Das ist kein Zufall. Man muss nicht nur aktuell sein, sondern auch im Trend liegen. Auf diese Weise werden natürlich auch Trends gestartet Entführungen, Böse-Schüler-Geschichten et cetera. Die Balance von Nachricht und Recherche/Information kippt immer mehr, siehe Köln und Berlin. So wurde in Köln die Kölner Woche, eine Zeitung, die sich durchaus auch politischen Initiativen verbunden fühlte, im April endgültig zu Grabe getragen. Ein Jahr nach dem ersten Erscheinen ist sie hin. Ein ähnliches Schicksal könnte die Junge Welt aus Berlin ereilen, mit der die Kölner Woche im November in Kooperation trat. Das hat nichts mehr mit gesundem Zusammenschrumpfen des Marktes zu tun. Es hat mit dem Selbstverständnis dieser Gesellschaft zu tun, die nur noch flüchtig beliefert werden will mit hohlen Nachrichten, die ihnen reiche Nachrichtenversender wie es ihnen passt ins Haus liefern können. So eine Informationsgesellschaft ist eine Farce, weil diese Informationen nicht mehr informieren, sondern konditionieren: zur Passivität, zur Schein-Klugheit, zum falschen Glauben. Martin Hufner
|