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der Kritischen Masse Quelle: Jahr 2001
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Wir sind ja alle so lieb... © 2001 by Martin Hufner (EMail) |
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Unsere Staatshistorikerin Frau Merkel hat doch festgestellt: Unser Staat, die Bundesrepublik Deutschland, ist seit 1949 ununterbrochen eine freiheitliche, solidarische, weltoffene Republik, auf die wir stolz sein können. Und wie wir das sind: Stolz auf den Massenkerker des Hamburger Kessels, stolz auf freiheitliche Isolationshaft und Berufsverbote für DKP-Postboten, stolz auf die solidarischen alt-braunen Richter im neuen Staat, stolz auf die weltoffene Asylpolitik. Wir sind stolz auf die Kulturpolitik der Kommunen, die gerne mal eine Musikschule schließen lassen oder ein Theater abwickeln. Ja, Frau Merkel, das Gewaltmonopol liegt beim Staat und darum sind wir stolz auf dieses freiheitliche, solidarische und weltoffene Land. Gewiß, unsere Politiker werfen keine Grabsteine um, aber Edmund Stoiber sprach einst von der durchrassten Gesellschaft, oder sein Parteikollege Manfred Ritter, der Flüchtlinge mit einem Heuschreckenschwarm der überall, wo er durchzieht, eine Wüste hinterlässt verglich. Danke sehr, das ist gelebte Demokratie in Worten und wenn es in die Köpfe einsickert auch Taten. Aber wir Künstler und Kulturschaffenden leisten schon mal schnell Abbitte und distanzieren uns auf Wunsch von jeder Kritik, ja am besten und sicherheitshalber von allem. Darum meine Bitte: Zurück ins Glied mit Euch Komponisten, Euch Kulturkritikern und -pessimisten, streift Euch schnell das Büßerhemd über. Oder noch besser: erklärt einfach, dass ihr nie ein anderes anhattet und unter Demokratie grundsätzlich nur das versteht, was die jeweiligen amtierenden politischen Kasten darunter verstehen. Schluss mit der Berliner Schüler-Terror-Einheit, die ihr Taschengeld sammelt, um Firmen ein Darlehen zu verschaffen, die sich weigern in den Fond zur Entschädigung der NS-Zwangsarbeiter einzuzahlen. Lasst uns doch alle einfach nur noch lieb sein. Martin Hufner
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