Ein Musikfestival trumpft groß auf. Als Schwerpunkte hat man sich
ein Portrait des Komponisten Peter Tschaikowsky gesetzt, flankiert vom
Thema Adagio" und Italienischen Violinkonzerten".
Die Besetzung des Festivals ist hochkarätig. Da spielen die Berliner
Philharmoniker unter Herbert von Karajan (Adagio), die Musiqua (sic!)
Antiqua Köln unter Reinhard Goebel (Italienische Violinkonzerte),
sowie Bernstein, Ozawa und Mehta mit großen amerikanischen und israelischen
Orchestern im Tschaikowsky-Teil. Die Auswahl der Stücke im Themenbereich
Adagio" ist zugegeben von ausgesuchter Schönheit.
Da gibt es das schon beinahe legendäre Allegretto von Beethoven,
das kongeniale Andante von Johannes Brahms oder das unübertroffene
Adagio molto von Antonio Vivaldi. Sicher, das ist schön, aber treffen
Allegretto und Andante wirklich das Thema? Nun, wenn Karajan dirigiert,
vielleicht schon. Beim Tschaikowsky hat man allerdings die Ballettmusik
überbewertet. Allein vier Nußknacker-Stückerl, einmal
Romeo und Julia und einmal Schwansee. Dagegen aus den Sinfonien vier bis
sechs nur Einzelsätze, zum Teil selbst diese nicht immer vollständig.
Einen ganzen Monat
lang lief dieses Festival im August. Im September wurde es durch ein Komponistenportrait
George Gershwin, begleitet von den Themen Barcarolle (sic) und Tastenzauber,
abgelöst. Auch die Zahlen können sich sehen lassen: Mehr als
hunderttausend potentielle Zuhörer. Hauptsache Musik wird man sich
gesagt haben, egal welche. Und der Vorreiter in dieser Richtung ist kein
geringerer als die Deutsche Bahn AG mit ihren Verspätungsflaggschiffen,
den ICEs. Bei diesen Programmen bleibt man doch gerne länger sitzen.
Martin Hufner
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