Dumm wird es aber dann, wenn Herr Romann in die Hölle der Logik einsteigt. Einerseits sagt er stolz von der Entwicklung des NDR Kultur mit bezug auf die von der Media-Analyse ermittelten Quoten, dass dieses Programm seine Hörerzahl steigern konnte. Prima, Herr Romann, fein, Gratulation. Und er sagt auch, er sei seinen Hörern verpflichtet, die ihm so ihr Mandat erteilen.
„bei uns werden die Entscheidungen, welche Musik wo läuft, nicht vom Musikchef, nicht vom Redakteur, nicht einmal vom Intendanten getroffen, sondern wir orientieren uns an den Hörern.“
meinte Romann bei einer Anhörung vor der Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“ am 29. September. Das ist doch nobel.
Aber wie passt das zusammen damit, wenn zugleich in der FR zitiert wird:
„Und wenn Herr Clostermann drei Millionen Unterschriften sammelt, werden wir auf unsere Programmautonomie nicht verzichten“, sagt Hörfunkdirektor Romann.
Aha, wenn die Hörer dann doch zu stark werden, dann versteckt man sich hinter dem Begriff der Programmautonomie. Plötzlich sind Zahlen wieder nichts wert. Er dreht es wie er will, der Hörfunkdirektor Romann. Das nennt man dann am besten doch „private Logik“. Ein paar Absätze zuvor im FR-Artikel heißt es da, wieder mal Nord- und Südpol tauschend:
Aber es gehe schließlich darum, möglichst viele Hörer zu erreichen. „Ansonsten entfällt die Legitimation, auch für einen öffentlich-rechtlichen Sender“, sagt der Hörfunkdirektor
Und so etwas sitzt auf so einem wichtigen Posten im Rundfunk. Da hilft letzten Endes, da er sich auch permanent der Diskussion mit seinen Kritikern verweigert, nur noch der Schritt der Einschaltung des Rundfunkrates des NDR, der das Aufsichtsgremium dieses Senders darstellt. Anders kommt man an ihn offenbar nicht heran. Klar ist aber auch, dass man so eine Person nicht wirklich ersetzen kann, es kommt dann wohl eher ein Romann jr..
Woran sich Herr Romann mit seinem Klassik-Radio orientiert, stellt er in seinem Club-Magazin einmal dar:
Im Gegensatz dazu muss der kommerzielle Konkurrent Klassikradio deutliche Einbußen hinnehmen. In Hamburg liegt der private Wettbewerber nur noch 0,6 Prozentpunkte vor NDR Kultur, in Schleswig-Holstein liegt das NDR Programm nun erstmals seit drei Jahren wieder vor Klassikradio. Quelle
Der Gegner ist Klassik-Radio, das wahre Klassik-Radio. Na toll, mit meinen Gebühren unterstütze ich eine öffentlich-rechtliche Anstalt, damit sie der Privatwirtschaft Konkurrenz macht. Gehts noch plumper, Herr Romann. Das nennen Sie allen Ernstes dann „Programmautonomie“? Es ist lachhaft und oberpeinlich. Wie stehts bei ihnen um den Kultur- und Bildungsauftrag?
Eine Entscheidung für die Reform, für eine Öffnung des Klassik- und Kulturprogramms des Norddeutschen Rundfunks. Das belegen eindrucksvoll die Ergebnisse der aktuellen Media-Analyse. Diese Analyse untersucht regelmäßig und auf wissenschaftlicher Basis die Akzeptanz von Radioprogrammen. Und sie beweist: Die Mehrheit unserer Hörer weiß sehr wohl: Ein Radioprogramm ist kein Konzertsaal. Auch keine Volkshochschule. Radiohören muss unterhaltsam sein, muss Vergnügen bereiten. Sonst schalten die Hörer ab. Davon weiß der NDR ein Lied zu singen. Quelle
Sie stellen Unterhaltung vor Bildung! Okay. Aber haben Sie vielleicht einmal auch in Erwägung gezogen, dass beides nicht Gegensätze sind. Wollen Sie nicht vielmehr sagen: „Ach, was sind die Leute dumm, die noch zur Volkshochschule gehen? Die könnten doch besser NDR Klassikradio hören. Ist doch viel netter und macht nicht mal Mühe. Wozu nach Bildung gieren, wenn man auch auf höchsten Niveau gelangweilt werden kann!“
Herr Romann, ich bin es müde bei Ihnen Kurse in öffentlich-rechtlicher Logik zu belegen. Machen Sie doch was Sie wollen, dann machen Sie sowieso das, was Sie immer schon gemacht haben und was sie am besten können: Uns für dumm verkaufen — Sie haben die Macht dazu und Sie nutzen sie auch aus.