Die umtriebigen Grazer Wertungsforscher laden alljährlich zu thematischen Symposien ein, die alle irgendwie mit Musik zu tun haben. Hinter dem poetischen Titel verbirgt sich jedoch erbitterte Theorie. Zwölf Aufsätze umkreisen die „Dialektik des Harmonischen“ ohne sie zu greifen. Ein erster großer Teil besteht aus der Interpretation des Adornoschen Satzes „Kunst ist das Versprechen der Kunst, das gebrochen wird“. Da dieser Satz zugleich dialektischen Wesens ist, ferner in einem auf hohem Niveau dialektisch verfaßten Buche, nämlich der „Ästhetischen Theorie“ steht, kann man über diesen Satz phänomenal fabulieren. Das gelingt Albrecht Wellmer auch eminent eindrucksvoll.
Die umtriebigen Grazer Wertungsforscher laden alljährlich zu thematischen Symposien ein, die alle irgendwie mit Musik zu tun haben. Hinter dem poetischen Titel verbirgt sich jedoch erbitterte Theorie. Zwölf Aufsätze umkreisen die „Dialektik des Harmonischen“ ohne sie zu greifen. Ein erster großer Teil besteht aus der Interpretation des Adornoschen Satzes „Kunst ist das Versprechen der Kunst, das gebrochen wird“. Da dieser Satz zugleich dialektischen Wesens ist, ferner in einem auf hohem Niveau dialektisch verfaßten Buche, nämlich der „Ästhetischen Theorie“ steht, kann man über diesen Satz phänomenal fabulieren. Das gelingt Albrecht Wellmer auch eminent eindrucksvoll. Er sieht den Satz von allen Seiten an, deutet Zusammenhänge an und schließt vor allem die Lücke zur existierenden Musik. Das kann man von drei weiteren Aufsätzen, die irgendwie das gleiche Thema behandeln, nicht sagen. Oder in den Worten eines Autors: „Auch in der abgeschwächten Variante des Intelligiblen, als kontrafaktische Möglichkeit … steht das petitio principii des aufgeklärten Denkens an erster Stelle“ (S. 99).
Man müßte den Autoren des Bandes ihre eigenen Texte zu lesen geben und untersuchen, ob sie denn im Ernst annehmen, daß so ein aufgeklärtes Denken sich äußern sollte. Dabei hätte Konrad Paul Liessmanns Aufsatz durchaus einen Ansatz für dieses Thema geboten, wenn er den mythischen Gehalt des Begriffs der Harmonie so beschreibt: „Die Harmonie, so ließe sich der Mythos deuten, ist ein Kind der Schande, des Betrugs, des Verrats, der Häme und nicht zuletzt: der Gewalt“ (S. 70). Später: „Harmonie, so lehrt uns die Antike, ist der nur durch Gewalt herstellbare Gleichklang des Verschiedenen“ (S. 71). Vielmehr kann man zu diesem Thema auch nicht sagen, das lehrt uns dieses Buch. Die Sammlung ist leider nur ein gebrochenes Glücksversprechen.