Vor kurzem gab es einen Zwischenfall zwischen Musiker und Publikum in Köln. Das Publikum reagierte lautstark während der Cembalist von Steve Reich die „Piano Phase” tickerte. Ich hatte darüber auch im Sperrsitz geschrieben und auch die Reaktionen gesammelt „Achtung Konzert, bitte bewahren Sie Ruhe“.
Es machte für den Klassik-Bereich wirklich sehr und schnell die Runde. Wer da nicht schnell genug mitspielt, überlässt den anderen das Netzfeld. Aber dieses mal ging es wirklich rund. Nicht nur hagelte es Kommentare in größeren und kleineren Publikationsorganen, auch die Rundfunkanstalten waren bald schnell dabei und das Musikmagazin Van – jeweils mit Interviews mit dem Musiker Mahan Esfahani – der war noch nicht so ein ganz großes Licht im Schein seiner Plattenfirma. Bei dem Instrument ist das auch einigermaßen selten. Hier die Interviews:
- Mahan Esfahani im Interview beim NDR über das Konzert: „Ich fordere einen respektvollen Umgang“
- Mahan Esfahani im Gespräch mit Tobias Ruderer auf VAN: … 24 Stunden nach dem niedergeschrienen Piano Phase
- „Exklusives“ Interview mit Veronika Scheidl auf BR-Klassik online: „Die Cembalo-Mafia hasst meine Art zu spielen“
Exklusiv oder/und schnell
Es reicht nicht nur schnell zu sein, man muss auch exklusiv sein, so wie es der BR anteasert und dazu die passende Überschrift findet. Letzteres ist kein Problem, Mafia in der Musik zieht zur Not immer. Aber auch VAN redet von einer „niedergeschrienen“ Musik. Das weckt natürlich Erinnerungen. Eine niederschreiende Mafia muss da also unterwegs gewesen sein; und das Opfer berichtet erstaunlich schnell (nach 24 Stunden) oder exklusiv den Medien. Eigentlich bin ich sehr dafür, die Quelle zu hören. Aber ein bisschen ist das schon so, wie wenn der Fussballtrainer nach dem Spiel einmal von der Sportschau und dann von den Nachrichtenfreaks von Sat1 und RTL interviewt werden.
Postillion d’musique niveau
Das haben die Jungs und Mädels bei „Musik – mit allem und viel scharf“ besser gemacht. Sie haben recherchiert, was in Köln wirklich geschah. Diese Netzpostille mit Sitz irgendwo zwischen Neunkirchen, Lüneburg und Neuperlach hat der Wahrheit wahrscheinlich mehr Ehre erwiesen als die edlen Federn (wozu auch ich gehöre), die aber ohne diese Federn nicht leben könnte.
Jetzt muss ich mir noch mal genauer das Abo zu Musik um Vier anschauen. Da liest man luftig lecker:
„Warum der iranisch-amerikanische Cembalist Mahan Esfahani momentan in aller Munde ist, zeigt er zusammen mit Concerto Köln …“ [Quelle: Website der Kölner Philharmonie]
… und der Presse und des Publikums. Wohl bekomm’s.
@huflaikhan: Danke für die Links auf die großartigen Esfahani-Interviews 🙂
@stefan – ich glaube mittlerweile, dass deine kommentare zum thema das bisher ausgiebigste waren. Also der verweise auf reich damals und auf toleranz und geschmack andererseits heute.
@huflaikhan: Das glaube ich gerne. Liegt ganz einfach daran, dass Reich einer der **ganz** wichtigen Komponisten für mich ist, da war der Kölner Eklat sozusagen ein mehr als willkommener Anlass, meine diesbzgl. Gedanken mal wieder loszuwerden und evtl. auf eine gewisse Aufmerksamkeit zu treffen … obwohl, der “Toleranz”-Artikel zielt ja mehr ins Allgemeine.