24. November 2024 Alles muss raus!

Panik beim NDR

Der Programmdirektor Hörfunk des NDR, Gernot Romann, hat sich zu den Veränderungen bei Radio 3 respektive NDR KULTUR im Klassikclub Magazin geäußert. Den Startpassus habe ich schon zerlegt. Interessant ist aber auch seine Einlassung zum Reichweitenverlust in den Jahren 2001/2002.

Vor rund drei Jahren sahen sich Programmverantwortliche und Programmmacher von NDR Kultur (damals Radio 3) mit alarmierenden und bis dato nie da gewesenen Einbußen von Reichweite konfrontiert. Der dramatische Hörerverlust in Hamburg von 3,0 Prozent Hörer gestern im Jahre 2001 auf 0,7 Prozent im Jahr 2002, bildete schließlich den Ausgangspunkt für grundlegende Programmanalysen und -überlegungen sowie für sorgfältige und umfangreiche Medienforschungsaktivitäten.

Dem folgte dann ein Aufzählung der Aktivitäten wie zum Beispiel eine Vorfeld der Reform durchgeführte Studie von Dr. Josef Eckhardt (mal sehen, ob man die zu Gesicht bekommen kann). Es wurde also gehandelt — und wie! Nur, wurde denn die Ursache ermittelt für den Reichweitenrückgang von 2001 auf 2002? Was ist denn in diesem Jahr verdammt nochmal passiert? Hat sich die Hörerschaft innerhalb eines Jahres so komplett verändert? Oder war es vielleicht nur so, dass sich die Hörer angesichts der “Jahrhundertflut” mehr für aktuelle Pegelstände interessierten als für eine Beethoven-Sonate? Was ist in diesem Jahr passiert? Das Programm wird ja wohl ähnlich geblieben sein: Was heißt das denn? Einmal hören 3 Prozent zu, ein andermal nur 0,7 Prozent. Herr Romann, können Sie mir das erklären? Oder ist es vielleicht sogar eher so, dass die Reichweitenermittlung für solche Minderheitenprogramme ohnedies nichts taugt. Selbst bei politischen Wahlen, Herr Romann, ist es noch so, dass nicht die Meinungsforschungsinstitute das Ergebnis ermitteln. Wie genau die auch immer sind, sie selbst geben zu, dass Abweichungen zwischen ein bis drei (oder noch mehr) Prozent denkbar sind. Dann weichen die verschiedenen Institute untereinander auch noch ab, trotz sogenannter “repräsentativer” Umfragen. Das kann doch nicht sein, oder?

Mit einem, das Sie nicht erwähnen, Herr Romann, haben Sie aber Recht: Sie sind selbst schuld, als ich noch NDR-Hörer war, hieß der Sender ganz banal wie alle anderen auch nach dem Muster [Sendename][Stationsnummer]: zum Beispiel NDR3, HR2, WDR3. Wissen Sie, Herr Romann, in meiner Berliner Zeit bin ich auch einmal telefonisch befragt worden. Damals konnte ich nicht sagen, welchen Sender ich hörte, denn die haben sich praktisch wöchentlich umbenannt. SFB1 hieß dann, glaub ich, mal 88,8 und die andern anders. Eigentlich bin ich ja nicht doof, denn ich höre den Sender nicht nach dem Namen sondern nach dem Programm. Damit habe ich damals dem Kulturprogramm des SFB keinen guten Dienst erwiesen, sodern durch Nichtnennung die Reichweite vermasselt. Nur: Ist die Konsequenz diejenige, die Sie sich denken, Herr Romann, Frau Mirow? Brauchen Sie nur Menschen, die am Telefon das richtige Kürzel nennen können? Ist das Ihr einziges ehrgeiziges Ziel? Dann können wir aber den sogenannten Kulturauftrag gleich streichen.

Vor allem stellt sich dann die Frage, ist so ein Rundfunk für die Hörer da; oder ist Sache nicht längst gekippt, und die Telefonisten sind für den Rundfunk da? Was also war los im Jahr 2002? Sind die Kulturfunkhörer alle im Urlaub gewesen oder haben Sandsäcke geschleppt und haben leider verabsäumt auf ihren Antwortbeantworter zu sprechen: “Ich höre N 3”?

Die Fragen muss man nicht beantworten, sondern man “reformiert” eben mal so den Sender. Irgendwie macht das ja auch mehr Spaß. Ich freue mich schon auf die nächste, wenn mal wieder ein Einbruch passiert. Aber ich weiß schon wie das geht, dann zweifelt man eben an der Umfrage.

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