Urlaubmachen ist auch nicht ganz so einfach. Denn was heißt es schon, wenn man als Selbständiger urlaubmacht. Hat man doch sowieso nicht – Urlaub. Beziehungsweise hat man doch laufend: Urlaub. Man kann doch machen und lassen, was man will und wann man will. Man kann aufstehen, wann man will. Man kann sich hinlegen, wann man will. Man muss nur wollen, was man will. Das mal beiseitegelassen. Urlaubmachen heißt für mich in erster Linie, nicht zuhause zu sein, denn das Zuhause ist das Office. Und so wie man niemals und immer Urlaub hat, hat man, wenn man seinen Schwerpunkt im Journalismus im Netz eingerichtet hat, niemals und immer was zu tun. Man rechnet mit einem, dass man einfach so da ist. Man ist ja auch immer da – und dann doch wieder nicht. Dauerbereitschaftsdienst. Früher deutlich mehr, wenn man zugleich auch noch dafür Sorge tragen musste, dass die technischen Dienste ihre Arbeit verrichtet haben. Also profane Dinge wie Mail- und Webserver. Und die dazugehörige Software, die zugleich immer auf dem Stand der Dinge zu halten war.
Es war der gleiche Ort damals, Zingst, als eine Drupal-Software ein unbedingtes Sicherheitsupdate erhalten musste. Da war ich im Urlaub. Erfahren habe ich es trotzdem. Aber im Urlaub am Rande der Zivilisation der Versorgung mit Internetzugang war das ein Problem. Zumal ich die nötigen Daten, die erneuert werden mussten, erst irgendwie auf den Taschenrechner mussten und dann von dort irgendwie mit einem ftp-Programm, das ich da gar nicht im Einsatz hatte, von Zingst ins Rechenzentrum nach Regensburg mussten. Das ging ja sowieso nur mit dem Hotspot des Telefons, das aber absolut nur unzuverlässige Verbindungen aufbauen konnte. Unruhe. Es klappte dann auch nicht. Und mitten in der Nacht bin ich dann die Straße lang gegangen, bewaffnet mit Telefon und Taschenrechner (und geraumen Mengen Zigaretten), um irgendwo zuverlässigen Netzverkehr zu bekommen. Um dann wenigstens die Website in einen Wartungszustand zu setzen.
Urlaub vom Update
Da meine Urlaube seit Jahren ohnehin nur wenige Tage am Stück dauern, war das Ende des Wartungsmodus‘ auch nicht eine so schlimme Sache, auch die Besuchszahlen der Website hielten sich für gewöhnlich im Bereich des einstelligen Umfangs pro Tag. Es war aber leider trotzdem misslich, weil der damit verbundene Wettbewerb eine Antragsfrist vorgegeben hatte. Genau das war jetzt also knapp vor kurz. Meine Beteuerungen, dass der Mailverkehr unbeeindruckt von dem Problem mit dem Drupal-Update war, war jetzt eher das kleinere Problem. Eher: ich hatte ja noch mindestens zwei weitere Drupal-Systeme am Laufen. Das Eigene der „Kritischen Masse“ und ein anderes eines nicht ganz unbekannten Musikverlages. Ganz sicher weiß ich es nicht mehr: Die eigene Website wiegte ich in den Schlaf. Die andere: RISIKO. So bekannt wird die schon nicht sein – in Hackerkreisen. Im Zweifel gibt es ja auch Backups. Am Ende ist es für die Websites gut ausgegangen. Doch der Urlaub war natürlich damit zerschossen.
Ich weiß nicht, wie es anderen geht, wenn ich ein technisches Problem habe, muss ich es (einfach oder gar nicht so einfach) lösen. Das war schon bei Mathematik-Problemen in der Schule so. Wenn ich die Aufgabe nicht lösen konnte, konnte ich nicht (ein-)schlafen und wälzte und wälzte das Porblem und mich und stand dann auf und rechnete und rechnete. Und gut war, oder gerade nicht. Was nicht gut war. Weder für Schlaf noch für das Selbstbelohnungszentrum.
Afrikanisches Stew
Im Moment probiere ich es anders: Ich blocke die Dinge weg mit voller Lethargie. Das funktioniert so halb. Auf der Fahrt an den Urlaubsort habe ich bereits im Geiste gekocht, was zu kochen ich die Absicht hatte. Zuhause stand ich da, bei der Sammlung der Zutaten und ich raunte mir immer: Irgendwas fehlt hier doch. Aber der schon einmal an anderer Stelle gefehlthabende Kreuzkümmel war es dieses mal nicht. Auch nicht das (oder der?) im Zweifel verzichtbare Sambal Oelek. Kurz vor dem Zielort hatte ich es; beziehungsweise hatte ich es nicht: Erdnussbutter creamy, nicht crunchy – aber egal, beides war nicht in die Tüte mit den Tomaten, Kidneybohnen, Zwiebeln, Knoblauch, Couscous und Kreuzkümmel gewandert. Dabei sind es doch nur sieben Zutaten insgesamt und sieben Zutaten kann man sich doch mal merken. Oder eben nicht. So etwas kann mir schon wieder den Urlaub verhageln.
Und sonst so:
- Große Freude darüber, dass mich die Kaltmamsell zurückwillkommen heißt in ihrem spektakulären Dauerblog „Vorspeisenplatte“.
- Großer Ärger über die Absage der Messiaen-Tage in Görlitz: „Unter anderem der Kulturkonvent für die Kreise Bautzen und Görlitz hatte einen Antrag auf Förderung im Dezember abgelehnt. Damit fehle eine tragende Säule in der Finanzierung der Messiaen-Tage.“ An der Aufführung des Messiaen-Quartetts am 15. Januar hält der Verein dennoch fest. Über die Sauerei berichtet die nmz in der Wiedergabe einer Pressemitteilung der Messiaen-Tage.