8. März 2025 Alles muss raus!

Noten kopieren II

Ein bisschen was im Netz recherchiert. Die Österreicher haben bemerkt, dass mit der Regelung das Kopierverbot von Noten ohne Erlaubnis des Berechtigten durchzusetzen, etwas nicht stimmen kann. Man findet eine ausführliche Stellungnahme von Hofrat Dr. Hermann Becke, seines Zeichens Universitätsdirektor und Vizerektor für Ressourcenmanagement und Infrastruktur an Universität für Musik und darstellende Kunst Graz.

Er schildert dort das Problem und erörtert es an zahlreichen Beispielen wie hier:
8. Das Musikstudium eines jungen Menschen wird praktisch zur Gänze in den Bereich der nicht mehr geschützten Musik gedrängt, weil hier Kopien für den eigenen Gebrauch weiterhin möglich sind. Es ist für einen Musikstudierenden unzumutbar, sich alle geschützten Werke zu kaufen, wenn er eventuell nur Teile davon studiert. Es ist auch vollkommen undenkbar und unfinanzierbar, dass alle Bibliotheken der Musikschulen, der Konservatorien und der Musikuniversitäten geschützte Werke in einem solchen Umfang ankaufen, dass jederzeit jedes Werk jedem interessierten Studierenden zur Verfügung gestellt werden kann.
Er lässt auch die Betroffenen an der Uni selbst zu Wort kommen, von der Musikwissenschaftlerin über den Instrumentallehrer bis zum Komponisten. Letzterer macht deutlich:
„Bei strikter Anwendung der Urheberrechtsnovelle 2003, wodurch das Herstellen von Kopien geschützter Musiknoten auch für Zwecke des Unterrichts in dafür gerechtfertigter Anzahl untersagt wird, ist eine pädagogisch und künstlerisch verantwortungsvolle Abhaltung des Unterrichts in einigen Fächern, mit denen ich betraut bin, unmöglich geworden.

Die Behandlung so wesentlicher Komponisten der 1. Hälfte des 20. Jh. wie (nur z.B.) Strawinsky, Bartók, Schönberg, R. Strauss, Webern, Hindemith, Schostakowitsch, Messiaen, Prokoffief….., ja sogar Ravel, Gershwin, Berg… (bis 2006/07), sowie quasi aller maßgeblichen Komponisten nach 1945 (Berio, Nono, Stockhausen, Cage, Penderecki…), darunter Österreicher wie Ligeti, Cerha, Haubenstock-Ramati…. ist im Unterricht (Tonsatz, Formenlehre, Musikalische Analyse etc.) OHNE Verwendung kopierter Notenbeispiele sinnlos.

Der Unterricht muss/müsste sich auf Komponisten beschränken, die spätestens 1932 verstorben sind, wodurch Fächer wie „Musikgeschichte“, „Musik des 20. Jh.“, „Einführung in die Neue Musik“ etc. völlig ad absurdum geführt werden.

Diese Regelung und die dadurch eintretenden Auswirkungen können keinesfalls im Sinne der geschützten Komponisten, ihrer Rechtsnachfolger und Verlage sein, weil dadurch das Bekanntwerden und die Verbreitung der Werke dieser Komponisten gerade in der jüngeren Generation ungünstig beeinträchtigt wird.

Aus meiner Sicht ist die gegenständige Novelle kontraproduktiv, unsinnig und ein Schildbürgerstreich.“
Zum Schluss fragt Hofrat Becke, welche Lösungsmöglichkeiten vorliegen könnten. Eigentlich bleibt nur die Rücknahme.

In Österreich gilt dies erst seit Mitte letzten Jahres. In Deutschland haben wir lange schon dieses Problem – aber anscheinend geht man einmütig drüber hinweg, d.h. man kopiert eben doch die Noten. Damit haben dann die Musikverleger sich selbst doppelten Schaden zugefügt. Weil es das Kopierverbot auf Noten gibt, erzielen sie so nicht einmal Erträge aus Geräteabgaben.

Zum Abschluss sei noch die Bemerkung eines Gastprofessors für Kontrapunkt und Werkanalyse, die gewissermaßen über den Hausgebrauch noch hinausgeht:
Aus den genannten Gründen ist das Verbot der freien Werknutzung für mich nicht akzeptabel. Es ist überdies absurd weil unkontrollierbar. Die einzig wirksame Maßnahme, die seine Einhaltung gewährleisten könnte, wäre wohl die Schließung aller Bibliotheken und Kopieranstalten. Wird das, was sich bei uns „Bildungspolitik“ nennt, so weit gehen?“

Wie auch immer, die Verleger jammern und leider scheint es denen noch zu gut zu gehen. Denn trotz Kopierverbots wird offensichtlich noch genügend geschützte Musik gespielt, wie die Gema-Erträge für das letzte Jahr ‘beweisen’ (Nullwachstum, trotz zurückgehender Einnahmen aus der Tonträgerlizenzierung. Wir wollen doch sehr hoffen, dass diese Musik nicht aus kopierten Noten gespielt wird – denn darüber gibt es natürlich keine gesicherten Zahlen; so wenig wie darüber, ob durch ein Kopierverbot dann auch weniger “neue Musik” gespielt würde.

Ein bisschen was im Netz recherchiert. Die Österreicher haben bemerkt, dass mit der Regelung das Kopierverbot von Noten ohne Erlaubnis des Berechtigten durchzusetzen, etwas nicht stimmen kann. Man findet eine ausführliche Stellungnahme von Hofrat Dr. Hermann Becke, seines Zeichens Universitätsdirektor und Vizerektor für Ressourcenmanagement und Infrastruktur an Universität für Musik und darstellende Kunst Graz.

Er schildert dort das Problem und erörtert es an zahlreichen Beispielen wie hier:
8. Das Musikstudium eines jungen Menschen wird praktisch zur Gänze in den Bereich der nicht mehr geschützten Musik gedrängt, weil hier Kopien für den eigenen Gebrauch weiterhin möglich sind. Es ist für einen Musikstudierenden unzumutbar, sich alle geschützten Werke zu kaufen, wenn er eventuell nur Teile davon studiert. Es ist auch vollkommen undenkbar und unfinanzierbar, dass alle Bibliotheken der Musikschulen, der Konservatorien und der Musikuniversitäten geschützte Werke in einem solchen Umfang ankaufen, dass jederzeit jedes Werk jedem interessierten Studierenden zur Verfügung gestellt werden kann.
Er lässt auch die Betroffenen an der Uni selbst zu Wort kommen, von der Musikwissenschaftlerin über den Instrumentallehrer bis zum Komponisten. Letzterer macht deutlich:
„Bei strikter Anwendung der Urheberrechtsnovelle 2003, wodurch das Herstellen von Kopien geschützter Musiknoten auch für Zwecke des Unterrichts in dafür gerechtfertigter Anzahl untersagt wird, ist eine pädagogisch und künstlerisch verantwortungsvolle Abhaltung des Unterrichts in einigen Fächern, mit denen ich betraut bin, unmöglich geworden.

Die Behandlung so wesentlicher Komponisten der 1. Hälfte des 20. Jh. wie (nur z.B.) Strawinsky, Bartók, Schönberg, R. Strauss, Webern, Hindemith, Schostakowitsch, Messiaen, Prokoffief….., ja sogar Ravel, Gershwin, Berg… (bis 2006/07), sowie quasi aller maßgeblichen Komponisten nach 1945 (Berio, Nono, Stockhausen, Cage, Penderecki…), darunter Österreicher wie Ligeti, Cerha, Haubenstock-Ramati…. ist im Unterricht (Tonsatz, Formenlehre, Musikalische Analyse etc.) OHNE Verwendung kopierter Notenbeispiele sinnlos.

Der Unterricht muss/müsste sich auf Komponisten beschränken, die spätestens 1932 verstorben sind, wodurch Fächer wie „Musikgeschichte“, „Musik des 20. Jh.“, „Einführung in die Neue Musik“ etc. völlig ad absurdum geführt werden.

Diese Regelung und die dadurch eintretenden Auswirkungen können keinesfalls im Sinne der geschützten Komponisten, ihrer Rechtsnachfolger und Verlage sein, weil dadurch das Bekanntwerden und die Verbreitung der Werke dieser Komponisten gerade in der jüngeren Generation ungünstig beeinträchtigt wird.

Aus meiner Sicht ist die gegenständige Novelle kontraproduktiv, unsinnig und ein Schildbürgerstreich.“
Zum Schluss fragt Hofrat Becke, welche Lösungsmöglichkeiten vorliegen könnten. Eigentlich bleibt nur die Rücknahme.

In Österreich gilt dies erst seit Mitte letzten Jahres. In Deutschland haben wir lange schon dieses Problem – aber anscheinend geht man einmütig drüber hinweg, d.h. man kopiert eben doch die Noten. Damit haben dann die Musikverleger sich selbst doppelten Schaden zugefügt. Weil es das Kopierverbot auf Noten gibt, erzielen sie so nicht einmal Erträge aus Geräteabgaben.

Zum Abschluss sei noch die Bemerkung eines Gastprofessors für Kontrapunkt und Werkanalyse, die gewissermaßen über den Hausgebrauch noch hinausgeht:
Aus den genannten Gründen ist das Verbot der freien Werknutzung für mich nicht akzeptabel. Es ist überdies absurd weil unkontrollierbar. Die einzig wirksame Maßnahme, die seine Einhaltung gewährleisten könnte, wäre wohl die Schließung aller Bibliotheken und Kopieranstalten. Wird das, was sich bei uns „Bildungspolitik“ nennt, so weit gehen?“

Wie auch immer, die Verleger jammern und leider scheint es denen noch zu gut zu gehen. Denn trotz Kopierverbots wird offensichtlich noch genügend geschützte Musik gespielt, wie die Gema-Erträge für das letzte Jahr ‘beweisen’ (Nullwachstum, trotz zurückgehender Einnahmen aus der Tonträgerlizenzierung. Wir wollen doch sehr hoffen, dass diese Musik nicht aus kopierten Noten gespielt wird – denn darüber gibt es natürlich keine gesicherten Zahlen; so wenig wie darüber, ob durch ein Kopierverbot dann auch weniger “neue Musik” gespielt würde.

kritische masse newsletter

Wir senden keinen Spam! Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung.