24. November 2024 Alles muss raus!

Update: Phonoverbände gegen GEMA-Vorstand

Update: Jetzt, da ich es nochmals lese. Raffiniert schon der Titel der Pressemeldung. Denn die Phonoverbände gehen nicht gegen die GEMA an, sondern gegen den GEMA-Vorstand, also eigentlich Reinhold Kreile selbst. Dieser nehme gewissermaßen die Aufgaben für diejenigen, die er vertritt nicht auf eine Weise wahr, dass denen gedient sei. Das ist ein Vorwurf, den ich einmal gegen stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden Jürgen Becker geltend gemacht habe. Damals hatte Becker ein gleiches Vorgehen gegen Musikdiebstahl im Netz wie gegen nazistische Propaganda oder sexuellem Missbrauch bei Kindern gefordert. Access-Provider sollten deshalb bei Ermittlungen mitwirken und die notwendigen Daten herausrücken. In diesem Punkte denken – auch ohne den Vergleich – die Phonoverbände sicher ähnlich. Beiden entgehen dadurch Einnahmen. In diesem Moment sind die Parteien sogar bereit, eng zusammen zu arbeiten. Die Freundschaft hört dann auf, wenn jede Partei ihre alleinigen Interessen verfolgt. Urheberabgaben sind nämlich auch für die Phonoverbände nicht so toll. Und das wirft die GEMA (als Vertreter der Komponisten, Textdichter und Verleger) den Phonoverbänden wieder vor. Wenn man in die Geschichte der musikalischen Verwertungsgesellschaft schaut, finden sich dazu dann ähnliche Streitpunkte zwischen den Verlegern und den Autoren. Das ist ja auch nicht immer eitel Sonnenschein, im Gegenteil.

Das Dilemma besteht darin, dass sich alle Gruppe mit unterschiedlicher Macht ausgestattet wissen. Wir wissen, dass solche asymmetrischen Verhältnisse nur unter guten Kommunikationsbedingungen keine Probleme aufwerfen. Dann, wenn das beste Argument gefunden ist und nicht das machtvollste. Das ist die eine Seite.

Die andere spiegelt sich in der öffentlichen Diskussion wieder, wenn zum Beispiel bei Heise über Aushebelung von porfessionellen Raubkopieren berichtet wird. Neben so absurden Vorwürfen, man solle sich doch besser um Kinderschänder kümmern (Jürgen Becker lässt unglücklicherweise grüßen) oder dem Hinweis, dass es nicht Raubkopien im Sinne des Gesetzes heißen dürfe, werden bürgerrechtliche Freiheiten und Ermittlungsmaßnahmen gerade so zusammen geworfen, als ob man längst in einem Polizeistaat lebe. Die Angst vor der Einschränkung von Bürgerrechten ist ja nicht unbegründet (siehe EU-Direktive), andererseits wird es dann absurd, wenn man Tonträgerherstellern am Ende vorwirft, dass sie mit ihren Produkten Geld verdienen wollen und dass dies manche Autoren wünschen. Dieser Teil der Wirtschaft hat nicht viel mit Musik im emphatischen Sinn zu tun. Frau Catterfeld, Frau Jones, Herr Raab, weißdergeierwer … sind tönend bewegte Form wie Geräusche einer Autobahn.

Was mich dann immer wieder enttäuscht, ist, dass es jenseits von GEMA, Phonoverbänden etc. selbstverständlich auch andere Wege gibt. Und es gibt auch einige Menschen, die diesen Weg einschlagen. Nur offenbar nicht jene, die so laut schreien. Die Geschichte ist Geschichte, sie lässt sich nicht mehr so einfach verändern. Wer Musik kaufen will, soll sie kaufen; wer sie nicht kaufen will, soll es bleiben lassen. Gewiss, es ist nicht die beste Alternative, aber leider hat sich die Musikkultur aber auch die Gesellschaft als solche in diese Richtung bewegt.

Zur tönenden Autobahn zurück. Das Problem steckt ja nicht in der tönend bewegten Form. Es steckt in der Ausübung von Macht, auch sprachlicher Macht und in dem Umstand, dass die Gesellschaft immer mehr zu Form einer lebenslangen Isolationshaft sich entwickelt. Diese Entwicklung ist nicht total. Weil und solange sie das nicht ist, sollte man diese Freiräume nutzen. Die Pholist ist so ein Ort; ich kann es nicht häufig genug wiederholen. Die Themen sind aktuell und schwierig und die Meinungen differieren, aber die Atmosphäre ist in der Regel konstruktiv. Bei den Organisatoren von Creative Commons sieht es ähnlich aus.

Im deutschen Diskurs um GEMA, Tonträgerherstellern scheint mir momentan alles ziemlich zerstört. Kaum einer scheint da noch glaubwürdig, niemand rückt mit seinen Interessen und Zielen wirklich raus. Auf der Oberfläche sucht man Einigung, während im Hintergrund die Rechtsanwälte Schreiben für Schreiben aufsetzen. Naja, das zu beobachten ist journalistisch reizvoll, aber diese Fährte führt fast immer nur zu neuen Fragen und Problemen, statt zu neuen Lösungen.

Update: Jetzt, da ich es nochmals lese. Raffiniert schon der Titel der Pressemeldung. Denn die Phonoverbände gehen nicht gegen die GEMA an, sondern gegen den GEMA-Vorstand, also eigentlich Reinhold Kreile selbst. Dieser nehme gewissermaßen die Aufgaben für diejenigen, die er vertritt nicht auf eine Weise wahr, dass denen gedient sei. Das ist ein Vorwurf, den ich einmal gegen stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden Jürgen Becker geltend gemacht habe. Damals hatte Becker ein gleiches Vorgehen gegen Musikdiebstahl im Netz wie gegen nazistische Propaganda oder sexuellem Missbrauch bei Kindern gefordert. Access-Provider sollten deshalb bei Ermittlungen mitwirken und die notwendigen Daten herausrücken. In diesem Punkte denken – auch ohne den Vergleich – die Phonoverbände sicher ähnlich. Beiden entgehen dadurch Einnahmen. In diesem Moment sind die Parteien sogar bereit, eng zusammen zu arbeiten. Die Freundschaft hört dann auf, wenn jede Partei ihre alleinigen Interessen verfolgt. Urheberabgaben sind nämlich auch für die Phonoverbände nicht so toll. Und das wirft die GEMA (als Vertreter der Komponisten, Textdichter und Verleger) den Phonoverbänden wieder vor. Wenn man in die Geschichte der musikalischen Verwertungsgesellschaft schaut, finden sich dazu dann ähnliche Streitpunkte zwischen den Verlegern und den Autoren. Das ist ja auch nicht immer eitel Sonnenschein, im Gegenteil.

Das Dilemma besteht darin, dass sich alle Gruppe mit unterschiedlicher Macht ausgestattet wissen. Wir wissen, dass solche asymmetrischen Verhältnisse nur unter guten Kommunikationsbedingungen keine Probleme aufwerfen. Dann, wenn das beste Argument gefunden ist und nicht das machtvollste. Das ist die eine Seite.

Die andere spiegelt sich in der öffentlichen Diskussion wieder, wenn zum Beispiel bei Heise über Aushebelung von porfessionellen Raubkopieren berichtet wird. Neben so absurden Vorwürfen, man solle sich doch besser um Kinderschänder kümmern (Jürgen Becker lässt unglücklicherweise grüßen) oder dem Hinweis, dass es nicht Raubkopien im Sinne des Gesetzes heißen dürfe, werden bürgerrechtliche Freiheiten und Ermittlungsmaßnahmen gerade so zusammen geworfen, als ob man längst in einem Polizeistaat lebe. Die Angst vor der Einschränkung von Bürgerrechten ist ja nicht unbegründet (siehe EU-Direktive), andererseits wird es dann absurd, wenn man Tonträgerherstellern am Ende vorwirft, dass sie mit ihren Produkten Geld verdienen wollen und dass dies manche Autoren wünschen. Dieser Teil der Wirtschaft hat nicht viel mit Musik im emphatischen Sinn zu tun. Frau Catterfeld, Frau Jones, Herr Raab, weißdergeierwer … sind tönend bewegte Form wie Geräusche einer Autobahn.

Was mich dann immer wieder enttäuscht, ist, dass es jenseits von GEMA, Phonoverbänden etc. selbstverständlich auch andere Wege gibt. Und es gibt auch einige Menschen, die diesen Weg einschlagen. Nur offenbar nicht jene, die so laut schreien. Die Geschichte ist Geschichte, sie lässt sich nicht mehr so einfach verändern. Wer Musik kaufen will, soll sie kaufen; wer sie nicht kaufen will, soll es bleiben lassen. Gewiss, es ist nicht die beste Alternative, aber leider hat sich die Musikkultur aber auch die Gesellschaft als solche in diese Richtung bewegt.

Zur tönenden Autobahn zurück. Das Problem steckt ja nicht in der tönend bewegten Form. Es steckt in der Ausübung von Macht, auch sprachlicher Macht und in dem Umstand, dass die Gesellschaft immer mehr zu Form einer lebenslangen Isolationshaft sich entwickelt. Diese Entwicklung ist nicht total. Weil und solange sie das nicht ist, sollte man diese Freiräume nutzen. Die Pholist ist so ein Ort; ich kann es nicht häufig genug wiederholen. Die Themen sind aktuell und schwierig und die Meinungen differieren, aber die Atmosphäre ist in der Regel konstruktiv. Bei den Organisatoren von Creative Commons sieht es ähnlich aus.

Im deutschen Diskurs um GEMA, Tonträgerherstellern scheint mir momentan alles ziemlich zerstört. Kaum einer scheint da noch glaubwürdig, niemand rückt mit seinen Interessen und Zielen wirklich raus. Auf der Oberfläche sucht man Einigung, während im Hintergrund die Rechtsanwälte Schreiben für Schreiben aufsetzen. Naja, das zu beobachten ist journalistisch reizvoll, aber diese Fährte führt fast immer nur zu neuen Fragen und Problemen, statt zu neuen Lösungen.

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2 Kommentare

  1. Im großen und ganzem habe

    Im großen und ganzem habe ich die Gema als eine Organisation kennengelernt, die sich als eine art Blockwart der neuen Zeit oder eine staatlich genehmigte Mafia aufspielt. Ein von mir in gemieteten Räumen veranstaltetes Konzert, mit verschiedenen Bands kam zum Auftritt und füllte nicht einmal die halbe Halle. Gespielt wurde nur selbst getextetes und selbstkoponiertes sowie traditionelles was mehr als hundert Jahre alt ist und Komponist sowie Texter leider nicht mehr herrauszufinden sind. Die Gema verschaffte sich kostenlos Eintritt und behaptete es sei ein geschütztes lied gespielt worden. Ich habe Anzeige wegen Betrugsversuchs und Dienstleistungserschleichung erhoben und vorm Amtsgericht verloren UND mußte zahlen!!!
    Solange diese Zustände anhalten, welche es sonst nirgends auf der Welt gibt, werde ich jeden MA der Gema in Zukunft von meinen Securities mit massiver Gewalt von meinen Konzerten fernhalten!

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