Seit einigen Tagen befinde ich mich im Bach-Strudel. Alle Bachkantaten zugelegt, die geistlichen (60 CDs) und die weltlichen (10 CDs). Immerhin bin ich schon bei CD 17. Aber gleich auf der ersten schon große Kunst. Kantate BWV 82 „Ich habe genug”. Darin die wunderbare Aria:
Schlummert ein, ihr matten Augen.
Fallet sanft und selig zu!
Welt, ich bleibe nicht mehr hier,
Hab ich doch kein Teil an dir,
Das der Seele könnte taugen.
Hier muß ich das Elend bauen,
Aber dort, dort werd ich schauen
Süßen Friede, stille Ruh.
Und das dann ganz ohne alle Wehleidigkeit sondern mit einer ganz eigenartigen Gelassenheit komponiert. Eine Süße, eine sehr weichherzige Eleganz. Ich habe den Text an meine alte Freundin heute geschickt. Früher hätte das allen Menschen um mich herum Angst bereitet. “Der wird doch nicht etwa …” Nein, wird er nicht. Denn er kennt auch die moderne Fassung einer ähnlichen musikalischen und dichterischen Idee.
Theodor Storms und Alban Bergs Version. Von Berg gibt es sogar zwei dann.
Schließe mir die Augen beide
Mit den lieben Händen zu!
Geht doch alles, was ich leide,
Unter deiner Hand zur Ruh.
Und wie leise sich der Schmerz
Well um Welle schlafen leget,
Wie der letzte Schlag sich reget,
Füllest du mein ganzes Herz.
Wobei die erste von 1900 sogar von mir noch am Klavier einigermaßen zusammengestoppelt werden kann – C-Dur mit wenig Versetzungszeichen – gleichwohl nicht platt, sondern zart-fein ausweichend. Die zweite von 1925 ist dann auch kompositorisch etwas heikel. Eines seiner ersten Versuche im Umgang mit der Zwölftontechnik – beruhend auf auf der gleichen Reihe, die er dann in der “Lyrischen Suite” für Streichquartett verwendet hat. Da schält sich die Musik am Anfang auf, als ob sie einen in die Arme nehmen möchte. Überhaupt, wenn man sich das Notenbild mal so anschaut, ein Wunder des Setzens von Bindebögen. Am Ende mit Übersprung in das Notensystem der Singstimme.
Gratuliere zur Aquisition
Gratuliere zur Aquisition dieser Sammlung – sie kann auch eine Innere bewirken…
Empfehlenswert auch: die 6, die 56, die 106, die 147, die 196 usw.usf. – einfach Durchhalten…
Gruss HR
Hallo HR, ja diese Musik ist
Hallo HR, ja diese Musik ist so gut, einfach so gut, ich kanns ja kaum beschreiben. Ist einfach gut und toll. Und dabei komme ich mehr aus der Neuen Musik. Aber Bach? Ich lernte ihn schätzen mit 17, als mein Komp.-Lehrer die Choräle vorführte. Es ist unglaublich. Auf das Innere warte ich immer noch. Aber im Zweifel hilft dann noch Bern Alois Zimmermann.
bachkantaten
gratulation, toller eintrag,
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