25. November 2024 Alles muss raus!

Esc heißt Escape

Zwischen Dada und Ballaballa ist enorm viel Raum für Information, Bildung, Kultur und Unterhaltung. Sie wissen, wovon ich spreche: Vom einzigen Wettbewerb der Welt, bei dem es nicht darum geht, den Sieg davon zu tragen, sondern im besten sportlichen Sinn, dabei zu sein und beim millionenfachen europaerweiterten Publikum Hormone aus Glück und atavistisch-ästhetischer Frivolität freizusetzen: Es geht um den Eurovision Song Contest.

Die ARD ist auch mit von der Partie und muss aktuell etwas zwischen 400.000 und 500.000 Euro investieren für ein insgesamt achtstündiges Live-Programm mit Ultra-Farbpop-Ethno-Plural-Ästhetik. Dabei muss die ARD ziemlich genau aufpassen – und erledigt das nahezu in Perfektion –, dass sie nicht selbst durch einen „Sieg“ selbst zum Veranstalter wird – was einen ungleich teureren Spaß nach sich zöge. Also auch in diesem Sinne macht man alles richtig. Aber es ist natürlich nicht so leicht, im Mittelmaß das richtige Maß zu treffen.

Doch wen interessiert der musikalische Materialstand in dieser Musiksparte schon wirklich? Es gibt selten Veranstaltungen, die so divers in ihrer gesamten Performanz und Proklamation selbstgewählter Lebenslust sind – von Udo Jürgens über Dana International bis zu Conchita Wurst. Zwischen Ballermann-Geblubber und Big-Band-gestütztzem Minnegesang war und ist alles möglich, war und kann alles geschehen.

Bisher war der internationale Wettbewerb daher komplett hooliganfrei, mehr brobio- als patriotisch und auch kein Ziel musik- und medienpolitischen Begehrens. Aber Lust, Liebe und Ekstase sind die Feinde aller chauvinistischen Politik. Die Maßregelungswünsche nehmen daher zu.

Die Helikopter-Ästheten und National-Kultur-Armeen („Wir sind wieder wer“) wetzen bereits ihre schlumpfstumpfen Frühstücksmesserchen im Bettchen: Das sei hier alles nur zweitklassik, äh, -klassig, vuvuzelat tiktaktoxisch der Deutsche Professor Musikrat aus seinem klimatisierten Berliner Zwölfenbeinturm. Pro-Opa Thomas Gottschalk springert ihm instagramgrätschend zur Seite. Letzterem ist sowieso nicht mehr zu helfen, dem Deutschen Musikrat entgegne ich in seinen eigenen Worten als Postillion d‘amour: „Fuck you 1Falt“.


  • Bislang unveröffentlicht 😉

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