22. November 2024 Alles muss raus!

Gegenskript I

Hufi bei der AquiseNeulich heulte ich noch rum wegen diverser Anrufe, die einen so überfallen. Siggi hat mir dann empfohlen, es doch mit einem Gegenskript zu probieren (Gegenskripthieralspdf). Man werde sehen, ergänzte er, das wird helfen wie ein prophilaktisch migenommener Regensschirm. Pustekuchen: Das Gegenteil war der Fall. Eben gerade wollte ich mir das Gegenscript einmal genauer ansehen. Just in dem Moment ruft schon jemand an. SKL, Günther Jauch … . Nun war ich mit dem Gegenscript gerade mal wenige Sekunden zusammen. Und gleich einsetzen?

Warum nicht. Aber doch langsam und vorsichtig. Ich habe die Anruferin nicht ihren Namen buchstabieren lassen und bin auch nur zur Frage nach ihrem Gehalt gelangt. Die Fragen nach den Zähnen habe ich mich nicht getraut zu stellen, dafür war mir das Gegenüber einfach zu sympathisch. Aber bemerkenswert war in jedem Fall.

  1. Es gelang mir ohne Probleme mich als Fragesteller zu authorisieren
  2. Alle Fragen wurden tatsächlich auch beantwortet
  3. Es war sogar lustig

Zum Schluss kicherten wir beide. Die Anruferin fragte mich, ob das ein Hobby von mir sei, was ich unwahrheitsgemäß bejahte. Überhaupt bei: “Und gefällt ihnen Ihr Job?” antwortete die Anruferin, es käme darauf an, mit wem man telefoniere. Jetzt gerade gefalle ihr der Job. (Sie wird, wie sich ermitteln ließ, nach Gesprächen bezahlt.) Da ich ihr dabei nicht im Wege sein wollte, habe ich mich für das Gespräch bedankt und aufgelegt.

Aber mulmig ist mir bei so etwas schon. Allein, dass man so unsinnig jemand ausfragt, ist ein ganz ungutes Gefühl. Da man ja doch bis zu einem gewissen Grade in die Privatsphäre eindringt. Die “natürliche” Distanz zwischen den Menschen wird durch so einen Fragebogen kraft formalistischer Kälte außer Kraft gesetzt.

So was ist echt nicht meine Welt.

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12 Kommentare

  1. Stimmt. Je nach der Art des
    Stimmt. Je nach der Art des »Konterscripts« geht es schon über die normalerweise akzeptierten Grenzen hinaus. Im Prinzip sind diese »cold calls« ja eigentlich verboten. Der große Erfolg dieser Scripte beruht wohl darauf, dass der Angerufene sich im Recht fühlt und quasi in Notwehr handelt. Aber man muss natürlich auch auf die Gegenseite schauen. Das sind CallCenter-Mitarbeiter, die meist lausig bezahlt werden und ihre Daten als Ergebnisse [oft] schlampiger Datenbankabfragen vom Kunden bekommen. Die sind also nicht dafür verantwortlich, dass da jemand angerufen wird, der eigentlich nicht angerufen werden dürfte.

  2. Stimm ja alles, man beachte
    Stimm ja alles, man beachte aber auch das man sich die Freiheit wiederholt, die auf der anderen Seite mit einem Profiscript niedergetrampelt wurde. Also erstmal bloss Herstellung von Waffengleicheit. Ohne Gegenscript ist man denen ausgeliefert und hat nur die Wahl zu brüskieren oder mitzuspielen. Das wissen die.
    Und es gibt sonne und sonne. Auch ich bin schon an den Punkt gekommen wo ich aus lauter Empathie abgebrochen habe. Aber dann auch ganz harte Brocken, wie letzens, wo ich in fast autoritärer Manier abgefragt werden sollte. Pustekuchen, nicht mehr mit mir!

    Alles in allem ein schöner Kontext wo man merkt wie man mit den internalisierten Gewohnheiten über den Tisch gezogen werden kann, und nur durch so einen Akt aus einem berechenbaren Schema ausbrechen kann.

  3. Stimmt. Aber die Gegenseite
    Stimmt. Aber die Gegenseite könnte ja auch einfach auflegen. Es gibt ja genug Telefonnummern.

    Ich kann dir Geschichten erzählen. Wie damals mit den Zeugen Jehovas:

    Zeugen Jehovas (zwei): “Finden Sie nicht, daß die Welt immer schlechter wird?”

    Ich: “Nein.”

    Zeugen Jehovas: “Meinen Sie nicht, dass die Kinder immer schlechter erzogen sind?” (oder sowas in der Art)

    Ich: “Nein.”

    Das hat die ähnliche Verblüffung, wenn man jemandem auf die Frage danach, wie es einem gehe, antwortet: “Schlecht!”

    Dann ging es los. 50 Minuten im Hausflur über Gott und die Welt. Die waren zu zweit. Irgendwann sagte ich denen, ich könnte noch länger und es macht mir als altem Katholiken sehr viel Spaß über solche theologischen Fragen zu diskutieren. Aber wenn sie jemanden überzeugen wollten, sollten sie nicht ihre Zeit mit mir vergeuden.

    Sie wollten dann noch einmal kommen dürfen, mit ihrem Chef. Die glaubten wirklich, dass die mich bekommen könnten.

  4. Für harte Fälle hol ich
    Für harte Fälle hol ich den aleatorischen Dadaator raus. Schiesst selbst Zeugen aus der solipzistischen Umlaufbahn.

  5. Religiöse Klinkenputzer
    Religiöse Klinkenputzer sind wirklich die schlimmsten. Die überfallen einen hier auch gerne mal an der Bushaltestelle. Vorwiegend in Hollywood, wo es offenbar genug naive Touristen und gestrandete Existenzen gibt. Hab da auch mal leichtsinnig auf die Frage “do you believe in god” mit Nein geantwortet. Ganz großer Fehler.

    Andererseitshat ein Freund von mir mal ein paar Zeugen in seine Küche gebeten und ihnen dort mit einem extrem komplexen Gottesbeweis vor Augen geführt, dass sein Küchentisch Gott ist. Danach haben sie sich wohl nie wieder blicken lassen …

  6. Das ist schon heftig. Oja,
    Das ist schon heftig. Oja, in USA muss man an God glauben, zumindest muss man sagen, dass man es tut. Sonst kannste da keinen Blumentopf gewinnen. So wahr mir Gott helfe.

    Den Küchtisch-Beweis hätte ich gerne mal gehört, Janko.

    Der aleatorische Dadaator. Ist ne Erfindung von dir, Siggi, oder. Bei dir, denke ich, kann man es wirklich schwer haben – egal bei was auch immer. Aver das ist ja auch Kunst.

  7. Es war eigentlich als
    Es war eigentlich als rekursives Akronym gemeint: »GNU Is Not Unix« 😉

  8. Wäre doch DDR und BRD auch
    Wäre doch DDR und BRD auch als rekursive Akronyme gemeint gewesen. Aber sie sind es nicht.

    Ich geb es auf. Little Adorno kann nicht mehr folgen. Ich esse jetzt erst mal ne Runde Spargel. 🙂

  9. Ich gebs auf. Lege mich für
    Ich gebs auf. Lege mich für 30 Tage ins Bett. Und wenn ich wieder aufstehe, dann ist alles wieder gut.

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