Frau Klugscheisser fragte vor langer Zeit an, welche Bücher denn bei mir im Regal verstaubten. Lange war ich entfernt von meinem Regal, so dass ich das aus der Ferne gar nicht beantworten konnte.
Eigentlich sind sie alle angestaubt, ausgenommen Simmel, Bloch, Adorno, Nietzsche, Wittgenstein, Kracauer, Amery, Anders und Lyrik. Aber besonders angestaubt sind: Gruppe 1: Schien mal ganz, ganz toll, haben damals alle lesen müssen:
1. Jean Baudrillard: Der symbolische Tausch und der Tod
(Immerhin nur ein Schwarzdruck)
2. Deleuze/Guatarri: Anti-Ödipus
(Auch ein Schwarzdruck, Suhrbier-Verlag, Nachwort des Suhrbier-Verlags aber immer noch aktuell)
3. Julia Kristeva: Die Revolution der poetischen Sprache
(Revolution ist ja immer gut, poetische Sprache auch, aber der Inhalt hier: Rätselrätselrätsel – Semanskrempelzeugleckomio, Semiotik vs. Semiologie etc. pp.)
Verstehe ich alle drei ganz und gar nicht. Halte ich für unverstehbar. Weiß nicht, was das soll.
Gruppe 2: Gekauft, weil das im Zusammenhang mal wichtig schien:
1. Franz Borkenau: Ende und Anfang
(Zuviel Geschichte, erfüllte nicht der Zweck, mehr über die Kritische Theorie zu erfahren – der Untertitel versprach so viel: Von den Generationen der Hochkulturen und von der Entstehung des Abendlandes).
2. Jacques Derrida: Die Schrift und die Differenz
(Habe ich auch nicht kapiert, aber hat mir zur Lektüre von Jabes angeregt)
3. Jürgen Habermas: Faktizität und Geltung
(Klasse Titel, aber wie soll man das interpretieren?)
4. Martin Seel: Eine Ästhetik der Natur
(Toller Titel, aber ich kann nix mit anfangen; das erste Buch von Seel aber immer noch wichtig: Die Kunst der Entzweiung.)
5. Karl-Heinz Bohrer: Die Kritik der Romantik / Plötzlichkeit / Nach der Natur
(Alle drei, damals wichtig aber heute sehr uninteressant)
Gruppe 3: Gekauft, aber noch nicht gelesen
1. John Rawls: Gerechtigkeit als Fairneß
(Tolles Buch wahrscheinlich, aber sehr trocken)
2. Wagner/Zipprian (Hg.): Max Webers Wissenschaftslehre
(Zu dick, fällt momentan nicht ins Gewicht, aber das kann noch kommen)
3. Max Imdahl: Gesammelte Schriften
(Zu dick, zu ferne noch)
4. Reinhart Koselleck: Zeitschichten
(Ganz, ganz toll — keine Zeit dafür)
5. Bourdieu et al.: Das Elend der Welt
(Dick!)
Gruppe 4: Literatur
Da verstaubt fast alles, weil ich da kaum ein Buch zweimal lese. Ausnahme Lyrik — kann man immer wieder blind ins Regal greifen!!
Siehe auch den Eintrag zum legendären „kleinen Lyrikregal“
Was ein Regal! Kommt mir
Was ein Regal! Kommt mir vieles bekannt vor (nur dass kein Staub draufliegt weil frisch ausgepackt oder längst verscherbelt. Ich wollte mal so eine Liste bei mir machen à la „Zu- und Abgänge“, dann wurde ich aber dankenswerter Weise wieder nüchtern …
Ach herrje…
Ach herrje…
Wenn Du kein Buch zweimal
Wenn Du kein Buch zweimal liest, könntest Du ja ein Bookcrosser werden. Ab und an mal ein oder zwei Büchlein in der Bahn freilassen – dann werden die Regale schon leerer.
🙂
http://www.bookcrossing.com…
Narana, klar. Dagegen
Narana, klar. Dagegen spricht nur mein klebrige Bürgerlichkeit. Und: Ich lese selten zwei mal, aber immer wieder einmal 😉
Achdusch… davon kenn ich
Achdusch… davon kenn ich kein einziges.
Frau Klugscheisser:
Frau Klugscheisser: Vielleicht findest du es nur nicht vor lauter Staub.
Ich würde mal so sagen: Zum Beispiel habe ich zahllose Bücher ganz ohne Staub drauf. Bücher, die gar nicht in meinem Regal stehen, die ich aber gerne hätte. Gedichte von Dehmel, Lyrik von József Attila, alles von Celan und Brecht, alles von Schelling, alles von Amery und Lothar Baier. Endlich was von Lyotard und alles von Foucault. Die gesamte Lyrik Osteuropas plus Finnland. …
Danke, jetzt fühle ich mich
Danke, jetzt fühle ich mich schon besser. Zumindest der Celan steht bei mir rum.