12. März 2025 Alles muss raus!

GEMA auf neoliberalen Abwegen?

Seit einiger Zeit scheint es bei der GEMA Probleme zu geben. Die sogenannte intransparente GEMA-Reform ist nur ein Problem dabei. Ich habe dazu in der März-Ausgabe der nmz gleich zwei Beiträge verfasst. Siehe unten.

Der Newsletter der GEMA vom 28. Februar 2025 kommt mit dem Titel „DMAP-Preisträgerinnen 2025, Nominierungen Opus Klassik und Interview mit Christopher Annen“ daher. Ja, irgendwas war ja vorletzte Woche mit dem Deutschen Musikautorinnenpreis (kurz: DMAP), man erinnert sich schon nicht mehr. Dass die GEMA aber auch beim OPUS Klassik mitmischt, das erstaunt ein bisschen. Ist es nur eine Meldung für die Mitglieder des Vereins, dann müsste man die Presse dazu kaum informieren. Oder gehört man zu den Mitveranstaltern, so wie beim DMAP eben auch? Wird im nächsten Newsletter der GEMA auf die aktuelle Berichterstattung über die GEMA hingewiesen worden sein? Man darf gespannt sein. Eigentlich nicht.

Seit dem erstaunlichen leisen Abgang von Harald Heker als Vorstandsvorsitzendem (Mitte 2024) und auch der Presseverantwortlichen Ursula Göbel zum Ende letzten Jahres tut sich was bei der GEMA. Aber sichtlich nicht zu Besten.

GEMA ohne Schwungs

Dass bei der GEMA einiges andere auch im Argen ist, habe ich für die neue musikzeitung aufschreiben können.

Solidarität ist sowas von 2009
Reformbedarf bei der GEMA-Reform – aber in welche Richtung?

Kann man sich einfach so seiner Verpflichtungen entziehen? Nämlich einen bestimmten Betrag der Einnahmen zu kulturellen Zwecken zu verwenden? Ich denke, Nein. Mich hat vor allem gewundert, mit welcher Begründung dies angeleiert worden ist: Internationaler Wettbewerb angeblich. Nur noch die österreichische musikalische Verwertungsgesellschaft habe einen solchen Etat, der die Verwertungsgesellschaft von einem Inkassounternehmen unterscheide. Ja. Nur eine. Und deshalb, weg damit. Meine Argumentation ist dabei ähnlich zu derjenigen von Albrecht Dümling, der Autor der GEMA-Geschichte „Musik hat einen Wert“ war. Seine Einwände hat er für die FAZ zusammengestellt (€).

Beim nachfolgenden Cluster stelle ich die Reform in einen gesamten Zusammenhang, bei dem kulturelle Betätigungen insgesamt als Problem der Finanzierung angesehen werden. Kulturpolitiker:innen machen da kurzen Prozess und werden immer mehr als mechanische Abwickler nicht nur empfunden, sondern als eigens dafür Engagierte gesehen. Kaputtgeht schnell sehr viel. Dass die GEMA dabei mitspielt, ist bedauerlich und legt den Verdacht nahe, dass da eher keine kulturellen Fragen den Anlass geben, sondern möglicherweise vielleicht doch eigennützige einer bestimmten Gruppe von Mitgliedern.

Geklüngel-Töne
Cluster 2025/03 von Martin Hufner

Der obige Verdacht wird nahegelegt durch eine Doppelfragerunde des Deutschen Komponist:innenverbandes, ebenfalls in der aktuellen Ausgabe der nmz.

Dialog zum GEMA-Reformvorhaben
Mitglieder des GEMA-Aufsichtsrates stehen Rede und Antwort

Ali Zuckowski betont darin unaufhörlich etwas von Wettbewerb, Nachhaltigkeit, Problemen der U-Musik in Sachen Aufführungen. Dabei ist der Ton bissig, wo er besonders Zusammenarbeit wünscht.

„Durch die sich rasant verändernden Marktbedingungen, den zunehmenden internationalen Wettbewerbsdruck gegenüber der GEMA und den Wegfall aufkommensstarker E-Werke ist die jetzige Struktur nicht mehr aufrecht zu halten. Damit die so wichtige Kulturförderung weiter bestehen kann, ist es daher notwendig, jetzt zu handeln.“

Oder:

„Die Reform jetzt auf den Weg zu bringen halte ich für wichtig und nötig. Ich wünsche mir, dass wir konstruktiv zusammenarbeiten und miteinander statt gegeneinander arbeiten, um diese große Aufgabe im bestmöglichen Sinne für alle zu meis­tern. Wir haben jetzt noch die Chance, diesen großen Schritt aus einer stabilen Position heraus zu gehen. Diese Chance dürfen wir nicht verpassen.

Siehe oben. Man setzt einen zeitlichen Druck, der überhaupt nicht existiert. Fragt man – wie in der Informationsveranstaltung für die Pressevertreter:innen – wer da treibende Kraft sei und wie diese „große“ Reform von welchen Personen in Gang gehalten wird, bekommt man nur den personellen Aufbau der GEMA nacherzählt. Man scheint also – anders als bei anderen Vorgängen der GEMA – überhaupt keinen externen Rat und Expertisen eingeholt zu haben. Das ergibt leider auch Sinn, denn Informationen von außen könnten verstören. Das Hauruck-Verfahren wird intern gehalten.

Natürlich suchen daher diejenigen, die unters Messer geraten sollen, daher die Öffentlichkeit. Intern sind die Machtverhältnisse anders. Und in diesem Zusammenhang wirkt der ziemlich prominente Verweis auf eine Veranstaltung wie den „Opus Klassik“ nicht mehr wie ein Zufall.

PS: Es ist auch erstaunlich, wie deutlich das Bekenntnis zur kulturellen Verfasstheit der GEMA unter der Antreibern in Vorstand und Aufsichtsrat etc. verbreitet ist. Man betont es immer vorneweg, damit bloß nicht der Eindruck entstehen könnte, man sei jemand von den reinen Marktagenten. Das weckt Erinnerungen an den Umgang von Fussballvereinen mit ihren Trainern an denen man in schwierigen Situationen formal und „nachhaltig“ festhält. Am nächsten Tag sind sie gefeuert.


  • Disclaimer: Ich bin nicht Wahrnehmungsberechtigter der GEMA und stehe auch sonst in keinem finanziellen Verhältnis zur GEMA oder einzelnen ihrer Mitglieder oder anderen Wahrnehmungsberechtigten. Mich interessiert das Thema GEMA nur schon seit meiner Student:innenzeit.

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