Aktuell ist viel zu lesen im Netz und viel passiert auf der Welt. Man kommt nicht mehr hinterher. Da sitzt man noch im wackeligen Boot, während die Wellen an anderer Stelle verheerend einschlagen. Dennoch soll es hier nicht ohne was weitergehen. Sondern mit was! Vielfach auf anderer Seite, einmal auch von der Geschichte her.
Über Gerhart Baum
„Ich kenne unter den gegenwärtig wirkenden Politikern keinen einzigen, der so wie er erfüllt war von der Unverzichtbarkeit einer den bürgerlichen Horizont von Kunst öffnenden und belebenden Kultur als Oase und Zuflucht in einer weithin von Demagogie und verflachenden Geistfeindlichkeit gelähmten Demokratie.“ (Helmut Lachenmann über Gerhart Baum in der neuen Ausgabe der MusikTexte Online)

GEMA unterirdisch „stillos“
Ebenso in der aktuellen Ausgabe der MusikTexte Online findet sich eine nötige Abrechnung mit der sogenannten GEMA-Reform von Johannes Schöllhorn. Er beklagt fehlende Antworten auf nötige Fragen, eine grobe Ignoranz mit Absicht, die von ganz oben aus dem Aufsichtsrat zu kommen scheint.
„In mehreren Mails habe ich das „Gema-Team“ aufgefordert zu nennen, wer sich hinter diesem Begriff versteckt. Wer sind die Personen, die mir (noch) nicht sagen wollen, was inzwischen durchgesickert ist, dass nämlich demnächst die GEMA-Einkünfte der E-Komponist:innen einschneidend gekürzt werden sollen? Es ist mir nicht gelungen, das herauszufinden. In keinem „normalen“ Verein könnte sich ein Vorstand eine solche Stillosigkeit erlauben. Kein Kassenwart einer Blasmusik bliebe auf seinem Posten, wenn er die Mitglieder nicht korrekt informieren oder sie zu täuschen versuchen würde, wie es aktuell durch die Leitung und das „Team“ der GEMA geschieht.“
Da muss man schreien. Insgesamt ist meine Verwunderung nicht klein, was das öffentliche Stillhalten bei den Jazzer:innen angeht und bei den Leuten aus der Improvisationsszene.
Vor 9 Jahren
Wenn man sich die Leitlinien der AfD aus dem Jahr 2013 durchliest und die dort vertretene Haltung in Fragen des politischen Asyls, wird man wehmütig. Ich hatte das mal im Beitrag zum Wolf im Schafspelz für die Nachwelt festgehalten. Die Leitlinien sind sonst kaum noch aufzufinden. Damals hat Bernd Lucke einen Salon-Faschisten gescholten. Sieht man sich um, wo heute die Parteien von CDU/CSU, SPD und FDP stehen, dann haben sie mittlerweile längst rechts von der damaligen AfD Platz genommen. Auch das ein Zeichen der Normalisierung des Unmenschlichen.
Damals habe ich ein Interview im DLF mit dem Parteienforscher Falter gehört und dachte, mich trifft der Schlag. Man müsse sich bei den etablierten Parteien an die Nase fassen, dass man die AfD-Neuwähler nicht habe binden können. Man hätte ja nur das Programm ändern müssen. Heißt, es wäre wohl besser, wenn man seine Vorstellungen von humanitärer Hilfe über Bord schmeißt, als Wählerinnen rechts liegen zu lassen. Das nächste Programm der CDU fordert dann sicherlich Freibier für alle und Steuerfreiheit und so weiter. Aus der Sicht eines Parteienforschers sicher richtig. Denn dem geht es ja nur Wahlergebnisse, nicht um Inhalte. Sag mal Falter, piept es noch irgendwo im Gebälk. In Bezug auf die GRÜNENs sagt Falter:
„Auch die Grünen können nicht alle Menschen mit Sorgen an sich binden, wenn sie ein Thema anders behandeln als diese Menschen es wollen. Das heißt, wer Themen auf der Straße liegen lässt, Themen, die den Menschen auf den Nägeln brennen, der darf sich nicht wundern, wenn es von den Falschen aufgehoben wird.“
Kann ja nur heißen, es sollten dies die richtigen aufheben, so als ob alle Politik sich jetzt nach den sog. „Besorgten“ zu richten habe. Ich bin auch übrigens besorgt, besorgt darüber dass eben genau das passieren könnte. Wer hebt dann noch meine Stimme auf?
