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Ellen Hünigen und ihre ostdeutsche Generation – eine Spurensuche
Heute geht es wieder um den Rundfunk. Es gibt gute Nachrichten. Aber nur wenige. Die eine ist ein Hinweis auf eine Radiosendung im Deutschlandfunk am 11. Januar um 22:05. Gisela Nauck hat eine Sendung über die Komponistin Ellen Hünigen produziert. Danke dafür (noch ein Restnutzen von Facebook), dass der Hinweis „vor“ dem Termin kommt. Nicht danach.
Radio-Tipp: Atelier neuer Musik
Deutschlandfunk 11. Januar 2025 um 22:05 Uhr
VERSunkenE LANDSCHAFT für LAUT- und LEISEsprecher
Ellen Hünigen und ihre ostdeutsche Generation – eine Spurensuche
Von Gisela NauckDie Wiederbegegnung mit Ellen Hünigen löst Fragen aus. Im letzten Jahr der DDR gehörte sie, damals 24 Jahre alt, zu den interessantesten kompositorischen Begabungen ihrer Generation. Bei einem Benefizkonzert in der Berliner St. Marienkirche war sie kürzlich als Solistin des Vokalensembles Diakritos zu hören. Gesungen wurde rituelle mittelalterliche Musik verschiedener Weltreligionen. Diakritos unterstützte damit das multireligiöse Kirchen-Projekt „House of One“. Das ist verdienstvoll, aber wo ist die Komponistin Ellen Hünigen geblieben? Wie ist ihr künstlerischer Weg seit der deutschen Wiedervereinigung verlaufen? Autorin Gisela Nauck, selbst publizistische Weggefährtin in den 1980er-Jahren, hat sich auf Spurensuche begeben, bei der sie auch andere Wege dieser letzten, in der DDR ausgebildeten Komponisten-Generation streifen wird.
Und damit kommen wir auch schon zu den nicht so guten Nachrichten aus dem Funk. Schaut man sich die Website des DLF zum Sendung an, gibt es nur Hinweise zu vergangenen Sendungen, nicht zu den kommenden. Wie sinnvoll ist das eigentlich?
DRadio macht sich selber arm
DLF und Co nicht mehr in den Kabelnetzen von Vodafone
Das alles wird noch absurder, denn diese Sendung wird man nicht in den Kabelnetzen von Vodafone hören können, da die Einspeiseentgelte dafür nicht erbracht werden. Statt dessen hört man folgende Ansage:
„Seit 7.1.25 mittags sind die Programme des Deutschlandradios (DLF, DLF Kultur, DLF Nova, Dokumente und Debatten) in allen Vodafone-Kabelnetzen abgeschaltet. Es läuft stattdessen eine Infoschleife, dass die Programme ‘auf Wunsch des Radiosenders’ entfernt worden seien“, schreibt mir ein lieber Freund. Und ergänzt: „Damit ist im größten deutschen Kabelnetz der wichtigste deutsche Hörfunk raus. … Erfahrungsgemäß sind kleine und kleinste Netzbetreiber nicht betroffen, die schalten also nicht ab, da sie sowieso nie Einspeise-Entgelt von irgendwem gesehen haben. Die Kleinen haben das immer für umsonst gemacht, ihnen lag am guten Angebot, denn nur dafür bekamen sie Geld von den angeschlossenen Haushalten.“
Das ist völlig absurd und dämlich und mit Ansage. Man hat diese Einspeiseaufwendung bereits aus gar nicht mehr über die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten geltend zu machen versucht.
“[Tz. 110] Die Verbreitung der Programme von Deutschlandradio über Kabelnetze (DVB-C) wird eingestellt. Somit werden für die kommende Beitragsperiode 2025 bis 2028 keine Kosten mehr für die Kabelverbreitung angemeldet.”
Radio Bollerwagen
Nimmt man so seinen Auftrag eigentlich wahr? Wenn man nicht einmal für diese Hörer:innenschaft bereit ist, Geld zu beantragen, das eben diese Hörer:innen durch den Rundfunkbeitrag aufbringen, dann ist sehr vieles krumm und schief im Öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Man kann das aber auch konsequent bis zum Ende denken. Dann wäre es doch am günstigsten, gar nicht mehr zu senden und den Betrieb einzustellen.
Wenn man sich dann ansieht, welche Privatradios stattdessen im Kabelnetz sind und bleiben und zahlen, neben den ARD-Programmen, versteht man schon gar nicht, dass die DRadios nicht dazu gehören wollen. Hier die Kabeleinspeisungen für Vodafone-Netze in Kleinmachnow und Berlin.
- Radio Regenbogen
- ROCK FM
- ROCK ANTENNE
- 89.2 Radio Potsdam
- France Inter
- BB RADIO (Potsdam/Berlin)
- Berliner Rundfunk 91.4
- ENERGY Berlin
- RADIO BOB!
- 98.8 KISS FM
- Radio TEDDY (Brandenburg)
- Klassik Radio
- Schlager Radio (Berlin/Brandenburg)
- MEGARADIOmix
- 94,3 rs2 (Berlin)
- 104.6 RTL
- 105’5 Spreeradio
- bigFM
- Oldie Antenne
- Radio Bollerwagen
- radio horeb
- ERF Plus
- sunshine live
- RTL RADIO
- Radio Paloma
- JAM FM
- Beats Radio
- 80s80s
- 90s90s
- RPR1.
- Schwarzwaldradio
SRG: UKW Abschaltung
Passend dazu hat nun in der Schweiz die SRG ihre Verbreitung über UKW endgültig eingestellt. Dazu gibt es dann eine „Fragen und Antworten-Seite“. Auch hier wälzt man das Problem einfach auf seine Hörerschaft ab. Auf die Frage, ob die Umstellung auf DAB+ mehr Elktroschrott produzieren werde, heißt es lapidar:
Die meisten UKW-only-Radio-Empfänger wie beispielsweise Stereoanlagen oder Autoradios verfügen über einen AUX/IN-Anschluss. Über diesen können sie für maximal 100 Franken einfach mit einem Adapter auf DAB+ umgestellt werden.
Es folgt eine lange eloge darüber, dass das eben so sei beim Fortschrittmachen. Alles lebt für kürzer.1Bereits heute konsumieren wir länger Radio auf digitalem Weg als über UKW. Deshalb wird der Technologiewechsel keine Schrottwelle verursachen: es ist ein gradueller Prozess, wie wir ihn täglich bei anderen Konsumgütern wie Handys oder Computer erleben. Die CE-Branche der Schweiz verfügt zudem mit dem Wirtschaftsverband Swico über ein vorbildliches Recyclingkonzept für ausgediente Geräte. Es ist leider so, dass die Lebensdauer elektronischer Geräte generell immer kürzer wird: Bei TV-Geräten sind es rund sechs Jahre, also gleich viel wie bei den um ein Mehrfaches teureren Autos. Bei PCs und Laptops beträgt die durchschnittliche Lebensdauer rund vier Jahre und bei Smartphones gerade noch zwei Jahre. Das Publikum hat sich somit daran gewöhnt, regelmässig seine Geräte auszuwechseln und entsprechend dafür zu bezahlen. Diese Entwicklung hat auch bei den Radiogeräten nicht Halt gemacht, die bis vor kurzem oft zwanzig und mehr Jahre ihren Dienst tadellos erledigten. Immerhin ist zu sagen, dass die Preise für gute DAB+-Geräte dank der hohen Nachfrage stark gefallen sind und deutlich weniger kosten als TV-Geräte, Smartphones oder Tablets. Mittlerweile sind schon fast 7 Millionen DAB+-Radios in Betrieb. Zudem: Alte Elektrogeräte kommen ja nicht in den Müll. Vielmehr können sie heute kostenlos zurückgegeben werden. Sie werden professionell entsorgt, und die enthaltenen, wertvollen Rohstoffe werden aufbereitet und wieder dem Produktionsprozess zugeführt. Radio ist das letzte Medium, das noch analog verbreitet wird. Alle anderen Kommunikationsmittel, vom Telefon bis zum TV-Gerät, sind längst digitalisiert. UKW ist somit ein Auslaufmodell, das die digitalen Bedürfnisse wie Interaktivität, Verbreitung von Text und Bild oder andere Kommunikationsformen in keiner Weise erfüllen kann. Gleichzeitig sind aber diverse digitale Medien wie zum Beispiel Online-Musikplattformen im Begriff, den Radiokonsum zu konkurrenzieren und, so wird befürchtet, längerfristig zu verdrängen. Die Digitalisierung der Radioverbreitung wird deshalb verschiedentlich auch als Rettung des Mediums Radio als solches bezeichnet.
So kann man es sich leicht machen. Man erinnert sich noch dunkel an die Zeiten, als BR-KLASSIK vom terrestrischen UKW-Empfang gestrichen werden sollte, zugunsten der Jungmenschenwelle. Ist jetzt 10 Jahre her. (nmz)
SWR Eperimentalstudio bleibelos
Auch das gehört dazu. Abschaffung von Sendesälen und ein hoffnungslos hilfloser Umgang mit seinen höchstklassigen Werkstätten. Das WDR-Studio hängt in der Luft seit Jahren (Rainer Nonnenmann in der nmz) und aktuell auch das Experimentalstudio des SWR. Darüber schreibt Georg Rudiger in der nmz.
Fussnoten:
- 1Bereits heute konsumieren wir länger Radio auf digitalem Weg als über UKW. Deshalb wird der Technologiewechsel keine Schrottwelle verursachen: es ist ein gradueller Prozess, wie wir ihn täglich bei anderen Konsumgütern wie Handys oder Computer erleben. Die CE-Branche der Schweiz verfügt zudem mit dem Wirtschaftsverband Swico über ein vorbildliches Recyclingkonzept für ausgediente Geräte. Es ist leider so, dass die Lebensdauer elektronischer Geräte generell immer kürzer wird: Bei TV-Geräten sind es rund sechs Jahre, also gleich viel wie bei den um ein Mehrfaches teureren Autos. Bei PCs und Laptops beträgt die durchschnittliche Lebensdauer rund vier Jahre und bei Smartphones gerade noch zwei Jahre. Das Publikum hat sich somit daran gewöhnt, regelmässig seine Geräte auszuwechseln und entsprechend dafür zu bezahlen. Diese Entwicklung hat auch bei den Radiogeräten nicht Halt gemacht, die bis vor kurzem oft zwanzig und mehr Jahre ihren Dienst tadellos erledigten. Immerhin ist zu sagen, dass die Preise für gute DAB+-Geräte dank der hohen Nachfrage stark gefallen sind und deutlich weniger kosten als TV-Geräte, Smartphones oder Tablets. Mittlerweile sind schon fast 7 Millionen DAB+-Radios in Betrieb. Zudem: Alte Elektrogeräte kommen ja nicht in den Müll. Vielmehr können sie heute kostenlos zurückgegeben werden. Sie werden professionell entsorgt, und die enthaltenen, wertvollen Rohstoffe werden aufbereitet und wieder dem Produktionsprozess zugeführt. Radio ist das letzte Medium, das noch analog verbreitet wird. Alle anderen Kommunikationsmittel, vom Telefon bis zum TV-Gerät, sind längst digitalisiert. UKW ist somit ein Auslaufmodell, das die digitalen Bedürfnisse wie Interaktivität, Verbreitung von Text und Bild oder andere Kommunikationsformen in keiner Weise erfüllen kann. Gleichzeitig sind aber diverse digitale Medien wie zum Beispiel Online-Musikplattformen im Begriff, den Radiokonsum zu konkurrenzieren und, so wird befürchtet, längerfristig zu verdrängen. Die Digitalisierung der Radioverbreitung wird deshalb verschiedentlich auch als Rettung des Mediums Radio als solches bezeichnet.