13. Januar 2025 Alles muss raus!

Dissoziationen II

Wenn es denn nur die ContentModeration wäre oder das Abchecken von Fakten.

Facebook

Facebook an sich ist ein ziemlich krankes Unternehmen. Schon was das Moderieren in Farmen angeht, wo Menschen sich gegen Geld übelste Videos und Texte antun müssen. Facebook ist an sich nur ein gutes Tool, wenn man sich seiner Technik bedient und mit seiner Umgebung in Kontakt bleiben will. Es hatte mal ein paar nette Eigenschaften, die Foren, Newsreader und Mailinglisten zusammenbrachten. Das ist heute schwieriger als früher, weil Facebook natürlich andere Ziele verfolgt als seine Nutzer:innen.

Die andere Frage ist eine politische Frage. In welchem Kontext wird man nun mit ungewünschten Desinformationen – neben den üblichen, wenn ein Söder im Fernsehen auftritt und Quatsch erzählt – zugemüllt. Und wer spricht durch Facebook hindurch. Der Volksempfänger hat nur sein Medium gewechselt, fürchte ich. Kann man sich dagegen abschotten? Ja. Mit Mühe. Aber nicht alle gleichermaßen.

Die nachfolgende Statista-Übersicht macht deutlich, wie verschieden allein schon die Altersgruppen auf den verschiedenen Plattformen unterwegs sind. Meta räumt dabei mit Facebook, Instagram und WhatsApp an verschiedenen Plätzen ab.

Infografik: Junge Deutsche informieren sich auf YouTube und Instagram | StatistaMehr Infografiken finden Sie bei Statista


Schöne Scheiße aber auch. Foto: Hufner
Schöne Scheiße aber auch. Foto: Hufner

Mischke ist kein Mischkeproblem

würde ich sagen. Aber sowohl BackstageClassical wie das VanMagazin gehen in eigenen Artikeln auf den Fall ein. So ordnet Holger Noltze die Sache auf Van vor allem als Frage über die Zukunft des sogenannten Kulturfernsehens selbst ein. Was ist und was soll „ttt“? Wen interessiert das überhaupt – dieses Posttatort und Posttalkshow-Teil

Zitat: „… fast vergessen in der Spät-/Todeszone der special interest-Programme, zum heiligen Gral von »Kultur« mutiert, mit dem Amt des Moderators als krankem König, respektive Erlöser, je nachdem“).

Er geht also der Frage nach, welches Ziel die Verantwortlichen im Sinn hatten, als sie die Redaktionen von „ttt“ überstimmten? Genau genommen hängt Noltze damit in der Schleife der Entscheidungsprozesse fest, denn sollten das nicht zuletzt am besten die sechs (!) Redaktionen wissen für eine Sendung von 45 Minuten Dauer pro Woche? Wie schnell es mit so einer Kultursendung bergab gehen kann, konnte man bei Aspekte im ZDF der letzten Jahre verfolgen. Blarifari mit ab und an einer Perle des Journalismus dabei, aber sonst ein Modeschwimmen, statt eines Aufdeckens von Kunstszenen und deren Entwicklungen. Schwafelkunst mit guter Kamera. Inhaltlich ist der Sache nicht beizukommen. Dazu gleich noch.

Shoko Kuroe geht bei BackstageClassical die Sache anders an, bleibt im Wesentlichen bei Thema: Wer moderiert? Und kann das gut sein? Natürlich gewohnt differenziert. Mischke ist dabei nämlich zugleich ein aktiver Teil der Sendung, was bei Noltze eher mit Blick auf die vergangenen Sendungen unter den Tisch fällt, wo er den Moderator als bloßen „Ansager“ würdigt.

Die beste Kritik kommt aus der FAZ: Harald Staun geht auf die Entscheidungsfindungsprozesse der ARD ein. Da haben wir das Problem an der Wurzel. Es sind vor allem die Kultur-Programm-Leiter:innen, die den ÖRR kaputt organisieren.

Zitat: „Das Kulturverständnis, das sich in all den nun gescheiterten Plänen zeigt, ist mindestens so erschütternd wie die Blindheit für Mischkes misogyne Bibliographie. Es offenbart nicht nur eine einfältig volksnahe und biedere Vorstellung jüngerer Zuschauer, sondern auch eine bemerkenswerte Verachtung des Millionenpublikums, das die Sendung bisher ja doch verhältnismäßig erfolgreich macht. Dass vier der sechs zuständigen Kulturchefs Frauen sind, ist zwar kein Argument gegen die Existenz patriarchaler Strukturen, aber zumindest eine bemerkenswerte Randnotiz.“

Das ist aktuell bei der Programmzerstörung in Sachen Musik der Fall. Zusammenlegen und vernichten, ist das eigentliche Ziel. Alles im Namen des Schönschprechs und der großen Symbiosen. Zentralredaktionen machen, die kann man besser beherrschen. Umwickeln und Abwickeln. Möglichst Kompetenzen entfernen und durch Austausch-Moderatoren anpassen. Wie sehr das schon mal schief gegangen ist, konnte man bei den Reformen des Jazzprogramms des WDR nachvollziehen (JazzZeitung 2019).

Letztes Beispiel liefert die Nachrichtenstrecke im Bayerischen Rundfunk. Wie aus seriösen Nachrichten „Geschichten“ werden. Minifeatures mit O-Tönen, die aber kaum Mehrwert bringen, sondern zum Dösen einladen.

Hier um 10 Uhr am 6.1.2025 ist alles noch in Ordnung:

Eine Stunde später bereits zerfällt der Nachrichtenbereich ins Bunte und Leere.

Ein Freund nannte das Primitivfunk. Warum nur macht man das?


Randnotiz 2018

„Unser ambitioniertes Fernziel ist es, dass die Deutschen irgendwann AfD und nicht ARD schauen.“

So von Alice W. in Stellung gebracht. Mit Elon Musk an der Seite ist man fast schon weiter.

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