Zum Jahresende hin verdichtet sich das Leben gleich noch mal, in dem es sich auflöst. Die Krisen nehmen zu. Manchmal, eher selten, schimmert das Rettende. Die Kunst- und Kulturlandschaft in Deutschland gerät durch politische Unfähigkeiten an den Rand der Möglichkeit, jenseits des Prekariats zu existieren.
Pipifax-Posten zum Kahlschlag
Es sind bitterere Zeiten als zu Beginn der Corona-Pandemie. Denn da kam die Bedrohung aus der Natur, die von Menschen manipuliert wird, jetzt erreicht man ähnliche Effekte in Sachen Sozialität und Gesellschaft, ganz allein, durch Erfahrungsmangel und unmöglichen Narzissmus. Oder wie Benjamin Schaefer auf Facebook notierte:
Wie sagte Wolfgang Schmidtke gestern so schön in seiner Publikumsansprache: “Wir brauchen Jazz, weil er die einzige Kunstform ist, bei der die schönsten Momente dann entstehen, wenn unterschiedlichste Individuen freiwillig gemeinsame Sache machen.” Hier wird eine gesellschaftliche Utopie vorgelebt und erfahrbar gemacht. Diese Entwicklungschance für unsere Gesellschaft wird zunichte gemacht, wenn dem Jazz – wie gerade wieder – massiv finanzielle Mittel gestrichen werden. Was im politischen Haushalt Pipifax-Posten sind, ist für die Szene in weiten Teilen ein Kahlschlag. Im Sinne von Aufgabe, Insolvenz, existenzieller Bedrohung. Noch nie ist mir soviel Erschöpfung, Depression, Verzweiflung bei meinen Kolleg:innen begegnet. Klar müssen wir uns wehren – aber von welcher Energie und in welcher Zeit, wenn beides schon ins Überleben gesteckt werden muss?
Aber Schwamm drüber, immerhin ist das Dienstwagenprivileg gesichert (jährlich 13,7 Mrd. allein für Verbrenner-Firmenwagen)…
[Quelle]
MusikTexteOnline jetzt online line
Die neuen MusikTexte melden in ihrem neuesten Newsletter, sie sind jetzt auch abseits des PDF-Deliriums lesbar. MusikTexte.Online! Das freut das Herz, weil damit ein wichtiger „Player“ im Feld des Musikjournalismus zurück ist. Wenn man sich jetzt noch dazu durchringen wollte, die Teasertexte nicht als Grafiken, sondern als Texte verfügbar zu machen, könnte man fast schon glücklich werden.
- In der aktuellen Ausgabe zum Dezember 2024 gibt es auch einen Artikel von Rainer Nonnenmann zu Nicolaus A. Huber: Das Morgenland des Vierteltons.
Abmahnungen gegen BackstageClassical
Es scheint zur Mode zu werden, dass gegen ehrenwerten Musikjournalismus mit dem Anwalt und dem Gericht gedroht wird, wenn man meint, es würden ungerechtfertigte Aussagen über einen verbreitet. So scheint es jedenfalls Axel Brüggemann zu ergehen. Der hat Abmahnungen des Salzburger Festspielfonds und von dessen Intendanten Markus Hinterhäuser erhalten.
Den Wortlaut kenne ich nicht, auch nicht das, was abgemahnt worden ist. Grundsätzlich ist das Verfahren gewiss erlaubt, aber es scheint mir nicht fair, was die Verteilung der finanziellen Macht angeht. Zumal es auch deutlich niederschwelligere Wege gäbe, um Probleme aus der Welt zu schaffen, wie Anruf, Brief, Mail, Fax. Und das Presserecht kennt Möglichkeiten wie die Gegendarstellung. Warum also Gerichte und Anwälte einschalten? Dafür kann es nur einen Grund geben. Auf dem Wege des gepflegten kritischen Umgangs miteinander hat es nicht geklappt. Oder man will tatsächlich jemandem den Stecker ziehen und ihn in existenzbedrohliche Situation bringen.
Der Salzburger Festspielfonds erhält für seine Tätigkeiten dabei finanzielle Unterstützungen auch von staatlicher Seite sowie anderen Förderern: der REPUBLIK ÖSTERREICH, dem LAND SALZBURG, der STADT SALZBURG, dem SALZBURGER TOURISMUSFÖRDERUNGSFONDS, den FREUNDEN DER SALZBURGER FESTSPIELE, den FÖRDERERN und SPONSOREN der SALZBURGER FESTSPIELE.
Grundsätzlich würde ich es begrüßen, wenn Organisationen, die auch aus Mitteln staatlicher Organisationen unterstützt werden, verpflichtet würden, solcherlei Streitfragen so niederschwellig wie möglich beizulegen.
Was tun?
Andererseits sollten sich vielleicht Organe des Musikjournalismus überlegen, mit vereinten Kräften gegen das Abmahnungswesen vorzugehen und dafür gemeinsam Rücklagen zu bilden, damit man entsprechend geschulte Anwälte bestellen kann, die gegen diese Abmahnungen vorgehen können, notfalls auch vor Gericht. Wenn man also monatlich eine Art Kriegskasse befüllt, die dann bemüht werden könnte, wenn es zu unangemessenen Abmahnungen kommt.
Aktuell bitter BackstageClassical um Spenden – aber eher allgemein. Zur Sache kann ich nichts beitragen, weil ich die genauen Hintergründe nicht kenne. Ich wünsche mir aber sehr, dass aus Salzburg ein Zeichen kommt, dass man die Angelegenheit anders regeln wird.
Sonst noch:
- Das große ABC der Klassik-Rechtschreibfehler. Von A capella bis Zarathrusta – Personen, Werke und Fachwörter, die besonders oft falsch geschrieben werden – Arno Lücker im Van Musikmagazin
- Ausschreibung für den Reinhard-Schulz-Preis für zeitgenössische Musikpublizistik (Thema: Interview). Einsendeschluss ist der 31. März 2025.
- BR-Studiobau in München könnte noch unter Denkmalschutz gestellt werden. (BR)
- Die aktuelle HörBar der nmz bringt Weihnachtliches jenseits des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach zur Hörkontrolle. Liszt, Schütz und anderes …
- Podcastliches: Laut & leise – Podcast der nmz – Folge 12: Demenz: Melodien gegen das Vergessen – Und dazu das zum Thema mit einem Beitrag von Eckart Altenmüller: Musikalisch gegen das Vergessen — Neues zum Einsatz von Musik bei Demenzerkrankungen.