… zumindest Maulhelden gibt es zuhauf. Ein bisschen ist es im Kreise dann so wie es bei Twitter vormals war und sich bei X perfektionierte. Shitstorms im Kleinen. Sich über andere mokieren und selbst … naja, was man eben so … (lacht)
„Für ein demokratiefeindliches Haus würde ich nicht arbeiten.“ (Tim R. auf X1https://x.com/Tim_Roehn/status/1873050962820252104)
Ähm: Wir haben nix gewusst. Das haben alles die anderen verbrochen. Ich habe/bin nur Befehle(n) gefolgt/ausgeführt. Man musste ja. Die WELT hat ein eigenartiges Verständnis von Meinungsfreiheit und dies in Vergangenheit und Gegenwart bereits unter Beweis gestellt.
Die Person hinter X hat jetzt wohl eine eigene Zeitung in Deutschland. Elon M. ist Autor der WELT, die damit endgültig zum Propaganda-Organ der Zerstörung von Vernunft, Sitte und Moral verkommen ist. Jörg Lengersdorf hat die auf Bluesky in die passenden Worte gegossen:
„Nach seiner eigenen Latrine X hat Musk jetzt ein persönliches Gästeklo in der Welt“ (Quelle)
Selbst Deniz Y. ist auf Facebook schwer irritiert. Folgen wird der Aufstand in der Redaktion wohl eher nicht haben. Jedenfalls bisher nicht. Da waren die Irritationen gegenüber einem Alan Posener deutlicher, als er sich über einen Kollegen beklagte, irgendwo, irgendwann, ca. 2007. Siehe hier. Ich zitiere
„Dies ist die Entgleisung eines einzelnen Mitarbeiters. Der Beitrag von Alan Posener über Kai Diekmann ist ohne Wissen der Chefredaktion in den Weblog von Alan Posener gestellt worden.
Der Beitrag ist eine höchst unkollegiale Geste und entspricht nicht den Werten unserer Unternehmenskultur.
Bei Axel Springer gilt Meinungspluralismus, aber nicht Selbstprofilierung durch die Verächtlichmachung von Kollegen.“1
Da hatte man noch einen Begriff von Unternehmenskultur, der sich sogar auf private Blogs ausdehnte (allerdings innerhalb der Produktionsmittel von Axel-S.). Das wird man doch wohl doch nicht etwas sagen können? Damals. Heute ist das alles schnischnaschnuppe. Alan Posener steht voll zu seinem Arbeitgeber. Hat den Kampf gegen die Abklärung aufgegeben.
Der Hinweis, dass es zu dem Beitrag von Elon M. einen Gegenbeitrag des neuen Chefredakteurs gegeben habe, verfängt nicht, weil das eine gar keine Meinung ist, sondern Absonderung der geschichtlichen, historischen Figur, die Elon M. darstellt. Dagegen ist das andere tatsächlich bloß eine Meinung einer austauschbaren Person einer vergleichsweise für den demokratischen Diskurs unerheblichen Zeitung. Auf der Gegenseite hätte da ein iranischer Revolutionsführer stehen müssen oder ein Potentat aus China.
Die WELT ist endgültig abgedriftet in einer Art Denkeddrutsch hinter NIUS und NZZ in die Brühe von Tichys Welt und ähnlichem denk- und fühlfaulem Restsprachschatz.
Absolut unwitzig auch, dass die Kritik an Musk aus der Redaktion der WELT dann auf dessen Sprachrohr-Medium X stattfindet. Natürlich, wo auch sonst. Zum Beispiel Johannes Boie, ehemals WELT, ehemals BILD. Jetzt?
Auf X hat er folgendes verfasst:
“Wer Musk noch immer für den Helden der Meinungsfreiheit hält und nicht sieht, welche Falschmeldungen und Lügen er verbreitet, hat den Schuss nicht gehört bzw. die Tweets nicht gelesen. Gerade Konservative müssen hier doch den Verstoß gegen bürgerliche Werte sehen.”2https://x.com/johannesboie/status/1871158853326516691
Das war am 23.12.24. Den Beitrag von Elon M. in der WELT also als Ausdruck von Meinungsfreiheit zu begreifen, ist vollkommen absurd. Boie ergänzt später: „So viel Zorn von Musk-Fans auf diesen Tweet bekommen. Vier Tage später fängt Musk offensichtlich an, Profile, die ihn kritisiert haben, einzuschränken, zB das von Laura Loomer.“3https://x.com/johannesboie/status/1872552117338333619
Schweinebraten?
Kindergarten? Das wäre zu leicht gewogen. Es ist schließlich nicht mehr zu übersehen, wie eine ganze ehemals rechtskonservative Journalismusecke in den Matsch aus antindemokratischen, antiaufklärerischen Sprach- und Denkdurchfallsgemülle versinkt. Jetzt fehlen nur noch Gastbeiträge von Greta T. zur Lage Israels und von Kim Jong U. zur Zukunft Moldawiens. Die Redaktion der WELT jedenfalls ist auf Zack und hält sich im Gespräch. Fürchten müssen sich jetzt eher die anderen kleineren faschistischen Postillchen um die WELT und NZZ herum. Und wahrscheinlich ist das eine der kleinen Hoffnungen, die man hegen kann, dass auch im Faschismus der Hang und Drang zu Meinungshoheit und zu Meinungsmonopolen zum Verlust der Spezialangebote führen könnte. Und diese Monopol-Agenturen-der Meinungsbildung am Ende über interne Zwistigkeiten straucheln bzw. in Abhängigkeit von Meinungsbildern wie Elon M. so vollkommen abhängig werden, dass diese eben das Lenkrad und das Gaspedal führen und ungebremst gegen die Mauer ihrer Irrationalität donnern. Oder ein neuer Finanzgigant auf der Bühne erscheint. Der nächste Oligagagarch.
Ja. Tschulligung.
Zu billig diese Bilder, oder? In der Peripherie der Macht ist aber eben auch nichts sicherer als die Unsicherheit. Autokraten sterben alle, viele leider durchaus erst zu spät.
Arno Lückers Bach-Kantaten-Finder
Dann auf zu Arno Lückers Can-Tat-O-Mat: Bei mir war es Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen BWV 12 (Weimar 1714)
Fussnoten:
- 1https://x.com/Tim_Roehn/status/1873050962820252104
- 2https://x.com/johannesboie/status/1871158853326516691
- 3https://x.com/johannesboie/status/1872552117338333619