Es war an sich eine beschlossene Sache. Das im Keller wohlbehütet verpackte Computerchen aus den frühen 00er-Jahren sollte endlich verschrottet werden. So wie ein defektes Mac Book von um 2012 (bei dem die Batterie schwer nachließ und auch eine selbst umgebaute neue Batterie leider nicht so funktionierte wie gewünscht und ein refurbished gekaufter Mac Mini (ohne ssd und entsprechend geduldeinforderndes Gerät).
Das Gerät wurde extra für die Regiearbeit bei einer Radiosendung angeschafft, um damit unterwegs zu schreiben und CDs für die Übertragungswagen zu brennen (Spark LE). Ja, das Gerät hatte auch ein CD-Laufwerk, mit dem man auch CDs brennen konnte. Die alten Versionen von iTunes kannten oben rechts ein Knöpfchen, mit dem man schlicht seine Musikbibliothek brennen konnte. Ich hatte aber auch extra „Toast“ erworben. Irgendwann las das Laufwerk nichts mehr, brannte aber noch ganz gut. Verstehe das, wer mag.
Aber auch für Schreibarbeiten unterwegs sollte das Gerät diesen – oder im Gästezimmer Gästen einen komfortablen Zugang ermöglichen. Dafür gab es extra AirPort. Später erwies sich die WLAN-Fähigkeit als Endproblem, denn den Sprung auf WPA2 hat das alte Powerbook nicht schaffen können. Technisch bedingt. So hing es fortan am Kabel.
Mac OS 10.2.8 X lief darauf. Aber zum Schreiben hatte ich leider kein wirklich gutes Programm. Das ging entweder über ein an sich ziemlich geniales Kaufprogramm namens Mellel oder über eine Krücke unter OS X. Irgendwie lief dann sogar NeoOffice. Die Digitale Bibliothek war ebenso hier aufrufbar (was heute nicht mehr geht auf den modernen Macs) und auch Kant und Adorno waren jederzeit auf dem Rechner nachlesbar.
Für meinen Nachbarn hatte ich einen Account angelegt, denn mit diesen Windows-Laptops war ja nix anzufangen. Er hat das Gerät dann nach Warschau mitgenommen, um dort damit zu arbeiten. Es waren so viele Details an diesem Gerät, das gerade behauptet, es habe keine Batterie mehr wie der magnetisch ausfahrenden Klappverschluss, der dann aber doch nicht zu lange überlebt hatte, die einen mit dem Gerät gute Laune bekommen ließen. Auch die Tastatur war fein und schön. Ich konnte über gewisse Mittel meiner Unwissenheit hinausgehende Tools wie Max MSP zumindest theoretisch „nutzen“.
Und man versuchte, den Mac-Dünkel durch Aufklebungen etwas zu zerstören. Zeitkratzer und Karmeliten-Trüffel von Hans Pernsteiner und seiner Konditorei … (Wussten Sie, dass wir um 2000 herum eine fast komplette Website der Konditorei Pernsteiner hatten, gemacht mit Flash … und dass wir überlegten – also vor allem er – mit der Konditorei online zu gehen, bei aller Unwissenheit der Lebensumstände und ohne päpstlichen Bruderrat mit der Domain torten-online.de? – Mannomann.)
Eigentlich wollte ich mich jetzt verabschieden, habe dann den Rechner aber doch noch mal gestartet und mich in alten Bildern und Tondateien verloren. Ja, da war ich mal 20 Jahre jünger und fast 20 kg leichter.
Die Verpackung des Rechners war ebenso von ausgesuchter Delikatesse. Da hatte alles seinen Spaßfaktor und alle Anzeichen dafür, dass man etwas Besonderes gekauft hatte und man selbst deshalb natürlich auch etwas Besonderes war.
Ich erinnere mich auch noch, dass ich das Gerät bei einem Nürnberger Händler online erworben hatte und Sorge trug, ob ich die um die 2000 Euro per Vorkasse einfach nur zum Teufel gejagt hatte. Oh, Mein, Gott.
2009, beim letzten Umzug, verabschiedete ich mich ja von meinem Amiga 1000. Der war auf dem Dachboden und hat prinzipiell sogar auch noch funktioniert – außer der Taste „6“. Irgendwann 1986/86 erworben war der und konnte Vierstimmig, aber nur mit Textcraft englische Texte. Es gab danach noch Versuche mit Text…? und später Wordperfect (mit dem dann auch die Diss. verfasst worden ist.) Zwei Laufwerke, 512 kB Arbeitsspeicher. Ich glaube, wir haben mit dem Teil immerhin zwei Ausgaben unserer Fachschaftszeitung „Der rote Tristan“ gestaltet.
Nebenbei habe ich eben die alten anderen Macs geplättet. Niemand wollte die haben. Ein MacBook Air von 2015 habe ich wiederhergestellt und es läuft mit „Big Sur“ ganz bequem. Ein Sony Laptop von ca. 2012 hat jetzt Ubuntu 24 LTS (bis 2032) verpasst bekommen. Wenn Linux nur ein paar bessere Profiwerkzeuge für Druck und Grafik hätte. …
Also kein Abschied von Vorgestern, sondern ein kleiner Erinnerungsrausch.