24. November 2024 Alles muss raus!

Das Volksvermögen vs. Algorithmen / Komponist:innen vs. KI

Komponisten gegen KI: Zeitenwende für die Musik

WDR 3 Mosaik 04.04.2024 07:20 Min. Verfügbar bis 04.04.2025 WDR 3

Aufschrei aus den USA: Stars wie Billie Eilish und Stevie Wonder beklagen Missbrauch ihrer Werke durch KI-Konzerne. Komponist Matthias Hornschuh hält das noch für untertrieben: Das alte System, in dem Urheber für ihre Werke vergütet werden, sei am Ende.

Das Volksvermögen

… hatte in Peter Rühmkorfs gleichnamigen Buch auf Seite 180 Folgendes gereimt:

Nichts ist ewig
Nicht ist groß
Auch das Braune
Wird man los

Zum Thema Algorithmus …

hatte Google vor fünf Jahren Folgendes zu sagen:

Da hat sich Google aber einen lustigen Suchalgorithmus zusammengebaut. Und die Bildzuordnung scheint anzuzeigen, dass die Maschine wie ein Mensch zu altern beginnt. Erst sind es nur kleine zufällig wirkende kognitive Fehlleistungen.

Google Algorithmus.
Google Algorithmus.

Wollen wir wirklich den Automaten vertrauen, so blindlings. Weil sie ja so unmenschlich sind.

In der Intensivstation der molussischen Stadt Vaslegas

Ich habe vorgestern Abend vor vier Jahren wieder etwas in Günther Anders „Die Antiquiertheit des Menschen – Zweiter Band – Über die Zerstörung des Lebens im Zeitalter der dritten industriellen Revolution“ geschmökert. Es ist ja ein sehr bitteres Buch. Der 1979 geschriebene Beitrag „Die Antiquiertheit des Sterbens“ endet mit den Sätzen:

„In der Intensivstation der molussischen Stadt Vaslegas sind diese Apparate an sound tapes angeschlossen, die – man klage nicht über Gemüts- oder Kulturlosigkeit unseres Zeitalters – im Augenblick des eintretenden Todes automatisch die ersten fünf Takte des Chopinschen Trauermarsches auftönen lassen.“

Mit einem bösen Blick sind angesichts zu erwartender steigender Todesfälle in Folge (fahr-)lässiger Coronaerkrankungen zumindest die Musizierenden dann in Lohn und Arbeit für die maschinelle Abarbeitung von Trauermusiken. Theoretisch. Eine miese, sämige Soundglocke … Soweit sollte es bitte nicht kommen. Für Nachlässigkeiten ist kein Grund …

Schnecke auf dem Weg nach Polen. © MH
Schnecke auf dem Weg nach Polen. © MH

Geburtstage!

Heute und gestern konnten und können Arno Lücker und die taz ihren 45. Geburtstag feiern. Walter Zimmermann ist gestern 75 Jahre alt geworden. Darum heute Nacht am 17. April 2024 der Radiotipp:

00:10 bis 02:00 +++ Bayern 2
Concerto bavarese: Zum 75. Geburtstag von Walter Zimmermann

Walter Zimmermann: „Seiltänze“ (Lucas Fels, Violoncello; Radio-Orchester Stuttgart: Erik Nielsen); „Lokale Musik T2“, Zehn Fränkische Tänze (Konstantin Gockel, Gerhard Köhn, Violine; Horst Enger, Viola; Manuel Gerstner, Violoncello); „Lokale Musik T2“, 25 Kärwa-Melodien (Michael Riessler, John Corbett, Klarinette); „Das irakische Alphabet“ (Irene Kurka, Sopran); „Ursache und Vorwitz“ (Ensemble Recherche); „Paradoxes of Love“ (Sheva Tehoval, Sopran; Magdalena Lapaj, Saxofon); „Ataraxia“ (Kärt Ruubel, Klavier; Neophon Ensemble: Konstantin Heuer)

Am 15. April wird der Komponist Walter Zimmermann 75 Jahre alt. Geboren 1949 in Schwabach, wuchs er im Hinterland von Fürth auf. Die ländliche Musik seiner Kindheit floss später in sein Projekt einer „Lokalen Musik“ ein, mit der er in den 1970er Jahren bekannt wurde. Nach seinem Studium bei Mauricio Kagel in Köln begann Walter Zimmermann, eine neue und singuläre Musiksprache aus Partikeln der Volksmusik seiner Heimat Franken zu destillieren. Zimmermanns Motto lautete: „Das Lokale ist das Universale“, denn wie er erläutert, ist die Herkunft für den Menschen prägend und daher sehr relevant für seine künstlerische Auseinandersetzung damit. Im Concerto bavarese erklingen drei Werke aus der „Lokalen Musik“: 10 Fränkische Tänze sublimiert für Streichquartett, 25 Kärwa-Melodien substituiert für zwei Klarinetten und Seiltänze für Violoncello und Orchester, ebenfalls basierend auf Volkstänzen.

Walter Zimmermann, der viele Jahre lang als Kompositionsprofessor an der Universität der Künste in Berlin lehrte, hat über die „Lokale Musik“ hinaus ein vielgestaltiges Werk geschaffen. Wie weit hier sein Horizont reicht, zeigt sein Klavierkonzert „Ataraxia“ („Unerschütterlichkeit“), das sich auf einen Begriff des antiken Philosophen Epikur bezieht. Und das Vokalwerk „Das irakische Alphabet“ nach Texten von Joachim Sartorius ist eine der vielen Kompositionen Zimmermanns, in denen Musik und Lyrik auf eine ganz feinsinnige Art ineinander fließen.

Der Titel des Stücks „Ursache und Vorwitz“ bringt es ganz gut auf den Punkt, was Zimmermann in seiner Musik zu ergründen sucht: den Kern des Komplexen im Einfachen, die tiefsten Gründe des Lebens und der Kunst – doch ohne erdenschwere und erdrückende Klänge, sondern ganz subtil und mit feinem Pinselstrich.

Und noch ein Radio-Tipp

für heute Abend.

19:30 bis 20:00 +++ Deutschlandfunk Kultur
Gute Unkräuter: Ergänzung oder Konkurrenz für die Pharmaindustrie?

Von Elmar Krämer. Löwenzahn, Brennnessel, Vogelmiere, Giersch, Beifuß und etliche andere vermeintliche Unkräuter rücken wieder ins Bewusstsein der Menschen, denn viele dieser Pflanzen sind reich an Bitterstoffen und haben einen hohen Vitamin- und Nährstoffgehalt. Aber welche Wirkung wird ihnen nachgesagt, und welche ist wissenschaftlich belegt? Das Bundesministerium für Bildung und Forschung schreibt in einem Report: „Artemisia Annua – der einjährige Beifuß – wächst auf der ganzen Welt. In Deutschland ist diese Pflanze eher als Unkraut bekannt, doch … sie kann die Welt verändern.” Kräuteraufgüssen aus dem Blattschnitt des einjährigen Beifußes wird eine massive Wirkung bescheinigt. Was ist dran am Pflanzenhype? Was können Kräuter, extrahierte Wirkstoffe und Aufgüsse wirklich, und wo sind die Grenzen?

 

 

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