Croco hat sich einige sehr bedenkenswerte Gedanken zum gestrigen Internationalen Frauentag gemacht. Gerne gelesen, gegrübelt.
„Wir stehen auf den Schultern so vieler Frauen. Das ist auch eine Verpflichtung dazu, nicht nachzulassen.“
Michael Kube sitzt in Reihe 9. Dieses Mal steht er in einer kleinen Kirche in Halberstadt, wo am 5. Februar eine neue Pfeife für die Komposition ASLAP von John Cage eingesetzt worden ist. Er wird darüber ganz nachdenklich und hat Fragen.
„… Es ist eine wie Wallfahrt zum Nullpunkt der Zeit, dem Stillstand, der inneren Einkehr, und man sinniert unweigerlich über das eigene Werden, Sein und Vergehen. Demütig kann man in den alten Mauern werden, denkt man an die zeitlichen Dimensionen, die hier klanglich erfahrbar werden …“
Bildungsfragen, beanwortet ein Bariton
Weiter gehts mit einem Bariton, der sich im Merkur mit Markus Thiel unterhält. Ziemlich evidenzbefreit und mit eigenartiger Tonlage. In Bayern soll ja in den Grundschulen der Musikunterricht umgelagert werden. Das findet der Bariton nicht gut. Er findet, man sollte an “Religion” herangehen.
„Es ist ein Kardinalfehler, ja eine Erbsünde, nicht Philosophie zu unterrichten.“ (Merkur)
Und zuvor in Sachen Englisch-Unterricht:
„Ich glaube aber verstanden zu haben, dass die Lehrer an fortführenden Schulen sagen, sie müssten in der fünften Klasse sowieso wieder von vorn mit dieser Sprache beginnen. Insofern sei der Effekt des Englischunterrichts in den Grundschulen gar nicht so hoch einzuschätzen.“ (Merkur)
Vergleiche dazu die Einschätzung des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes.
Ich habe den Verdacht, dass durch die Versäumnisse in der Erziehung innerhalb der Familie, nun den Schulen immer mehr Verantwortung aufgebürdet werden soll. Damit vollzieht sich ein Kreislauf, der dazu führt, dass sich die Familien immer mehr zurückziehen und die Schulen immer mehr das leisten sollen, was gesamtgesellschaftlich zur Durchschulung führt.
Das führt zu absurden Ergebnissen: Je weiter der Lernstoff steigt, desto weniger lernt man dabei, weil die Zeit dafür fehlt, Gelerntes zu verarbeiten. Das tut man nicht eben nur am Schreibtisch, sondern in aktiven Fächern mit körperlicher und seelischer Auslastung – da könnte Musik ganz vorne dran sein, wenn man es als bewegendes Fach verstünde. Überhaupt sollten die Zügel nicht enger gezogen werden, sondern weiter und freier. Entspannter, angstfreier.
Solange man aber in reinem Fächerdenken verharrt, die man untereinander auszuspielen gedenkt, statt sie im Zusammenhang zu fassen, dann werden die einzelnen Bereiche auch weniger als solche relevant. Da man aber mit Messungen operiert und daran Erfolg oder Misserfolg abliest, passt man sich der Messmethode an, statt dem Lernwillen von jungen Menschen, der so zweifellos vorhanden ist wie nix anderes.
Das ist ja das eigentlich Grundübel: Man geht nicht von der Lern- und Lebenslust der Menschen aus, sondern davon, dass man diese messen möchte, damit man sie vergleichen kann. Das ist so menschenfeindlich wie nur irgendwas.
Eine musikalische Bildungsidee – nach Karl Heinrich Ehrenforth
Mit Bezug auf die Musik im Rahmen einer Bildungsidee, gerne mal Karl Heinrich Ehrenforth nachlesen. Auf kleinem Raum steht da viel Bedenkenswertes: „Sich öffnen, damit die Musik Raum gewinnen kann – Auf der Suche nach einer musikalischen Bildungsidee“ (via nmz).
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Erstens: Bildung darf nicht nur den sogenannten Gebildeten gehören. Potentiell sind alle Menschen zu „bilden“, damit sie ihre Rolle als Teilnehmer der Gesellschaft mehr oder weniger gut erfüllen können. Wem das Wahlrecht zugestanden wird und wer ohne vorangehenden Kompetenznachweis eine Familie gründen darf, gehört dazu. Ein Vorstandsvorsitzender ist gebildet, wenn er gerecht ist, zuhören kann und sein mögliches Versagen nicht so lange leugnet, bis er vor Gericht überführt worden ist. Aber eben auch der schlichte Pförtner dieser Firma ist gebildet, wenn er weiß, dass er für die Eintretenden mit seinem Verhalten und Sprechen den Geist des Hauses spiegelt, für den er da unten seinen Dienst tut.Zweitens: Bildung dieser Art erschöpft sich nicht in der Kumulation von Wissen und Kompetenzen, sondern wächst auf dem Boden von Vorbild und Haltung, ist also vor allem ethisch getönt. Sie schließt damit die emanzipative Färbung des Bildungsbegriffs der Aufklärung ausdrücklich mit ein.
Drittens: Bildung ist nie am Ende. Familie, Kita und Schule sind nur Startplätze. Kein Reifezeugnis kann Bildung abschließen. Deshalb auch sind Lehrer und Ausbilder mehr Gärtner und Förster denn Produktingenieure. Denn sie pflanzen und wissen, dass andere ernten werden. Unsere Bildungspolitik weiß wenig von dieser Haltung des Pflegers oder Gärtners. Sie ist deshalb oft so wenig nachhaltig, weil sie Fortschritt mit blankem Veränderungseifer und atemloser Ungeduld zwischen zwei Wahlterminen verwechselt.
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Und so weiter … Genug Stoff für heute. Und damit soll sich der Kreis hier schließen zu Cage und zu Croco. Es gibt keine schnellen Lösungen bei Prozessen, die auf Entwicklungen beruhen, die mit Menschen zu tun haben.
Der Rat des Huflaikhan
Es sollte nicht mehr, sondern weniger helikoptert werden, dafür darf das Angebot für Menschen erweitert werde in alle Neigungen. Wer läuft und nicht gelernt hat, wie man hinfällt, wird sich möglicherweise sehr übel verletzen.