Auf der Website von niusic.de tut sich bekanntlich seit langer Zeit fast nichts. Das Projekt ist wohl schlicht durch. Die alten Träger des musikjournalistischen Nachwuchsprojekts haben sich auch zurückgezogen. Im Impessum steht nurmehr die aktuelle Schulzpreis-Trägerin Hannah Schmidt. So ist das. Dinge kommen und Dinge gehen. Aber erst jetzt ist mir die zugleich fatale Ähnlichkeit des Domain-Namens zum Ätzprodukt von Julian Reichelt und Co aufgefallen, zu Nius. Das englische Wort für Nachrichten „news“, deutsch geschrieben wie ausgesprochen.
Nius sick
Geht man auf die Website von niusic, wird einem ziemlich schnell ein Popup eingespielt, dass man den NIUSletter abonnieren könne.
Es ist gar nicht so einfach, herauszufinden, wie lange ein Domainname so in Benutzung ist. Die WayBackMachine kann ein bisschen Licht ins Dunkel bringen. Da gibt es nius.de seit 2001 als eigenartiges Nachrichtenauswahl-Geschäftsmodell. Zwischendrin ist mal ein Coach darauf platziert. 2021 schließlich steht die Domain zum Verkauf. Etwas später beansprucht der aktuelle Nutzer die Domain mit dem Slogan „Die Stimme der Mehrheit“.
Die Hochzeit von Niusic.de indes begann 2016. Offenbar fehlte es dann an … was auch immer. Meine Prognose damals im Juni 2016 kann man hier nachlesen.
Nach Selbstbeschreibung sei man „auf der Suche nach dem Besonderen: Deutlich und dissonant, sprachverliebt und vielstimmig. Mit allen medialen Mitteln, die das Internet bietet“. Das freilich wird noch wenig eingelöst: Man führt ein leider noch sehr lebloses Blog [mittlerweile ungelinkt versteckt; 14.6.2016] und twittert gelegentlich – das ist zu wenig. Überhaupt wird die Zukunft zeigen, ob da genügend Material eingespeichert wird, dass sich der regelmäßige Besuch für „Musikbegeisterte und Musikverliebte“ lohnt. (nmz 2016/06).
Ich hatte die leise Hoffnung, dass man Niusic.de vielleicht würde nutzen können, um nius.de zu Fall zu bringen. Wegen Namensrechten und Idee News Nius zu schreiben.
Demokratie und Kultur
Was tut sich sonst? Heute eine Mail erhalten mit dem Inhalt:
„28 A-Cappella-Bands haben sich zusammengeschlossen und ein Video-Statement zur AfD abgegeben:“
Ich finde es gut, aber auch ein bisschen mittelprächtig, was den Anfang angeht, weil da immer wieder betont wird als Besonderheit, was seit jeher gängige Praxis ist, dass man nämlich aktuelle Politik immer auf den Prüfstand stellen darf und kann und dies auch tut, dass natürlich die Welt nicht im Lot ist, sondern aus den Fugen. Dass natürlich nicht alle Menschen gleichmaßen “sichtbar” sind, ist jetzt weder neu, noch eine Erklärung für Unzufriedenheit(en).
Die Künstler:innengewerkschaften VdO, BFFS und GDBA haben sich am 1. Februar 2024 so geäußert:
Das sogenannte „Geheimtreffen” führender AfD-Politiker*innen mit Mitgliedern der Werteunion, Unternehmer*innen und Neonazis in Potsdam hat uns, die Schwestergewerkschaften BFFS, GDBA und VdO zutiefst erschüttert. Dank der mutigen Aufklärungsarbeit der Journalist*innen vom Medien-Netzwerks „correctiv“ wissen wir, dass dort über Vertreibungspläne beraten wurde. Unter dem Tarnwort „Remigration“ haben die Anwesenden über Deportation und ethnische wie kulturelle Gleichschaltung unserer Gesellschaft diskutiert. …Das Treffen zeigt uns, dass eine reale Gefahr für unsere Demokratie, unsere Verfassung und unsere plurale Gesellschaft existiert. Gegen diese Gefahr haben in den letzten Wochen Millionen von Menschen ihre Stimme erhoben. Auch unsere Mitglieder waren dabei und sind dabei. Das macht uns Mut. Das gibt Hoffnung. Das macht stark und inspiriert. Denn dieses Land und unsere Theaterwelt besteht aus vielen Menschen mit unterschiedlichen Geschichten und Identitäten – das lieben wir. Das zeichnet uns aus. Das zeichnet Kunst und Kultur aus.
Wir Theaterschaffende müssen unsere Demokratie verteidigen, denn wir sind unabdingbar mit ihr verbunden. Weiterlesen
An sich ist dies auch schon mein Gedanke, man muss diesen Autoritären jeder Coleur zeigen, sie finden keinen Anschluss in der demokratischen Kultur und in der Kultur der Demokratie. Ob in Theater, Spielmannszug, Museum, Kino … denn, wer totalitärem Denken und Handeln frönt wird nicht ausgegrenzt, sondern grenzt sich selbst aktiv aus. Die Frage ist leider, funktioniert das dort noch, wo die Autoritären längst die Kulturen der Lebenswelt übernommen haben. Der Faschismus hatte auch keine Schwierigkeiten Beethovens Neunte für sich zu reklamieren.
Klassik gegen rechts?
Die Probleme zeigen sich auch bei einer offenen Playlist unter dem Titel „Klassik gegen Rechts“, die mittlerweile gelöscht worden ist. Den Austausch in der Sache kann man aber bei Bluesky mit interessanten Wendungen nachlesen und da auch. [Zweiter Link ergänzt: 10.02.24 – 16:35]
Haydns Kaiserquartett, aber anders
Facebook erinnert mich an meine Soundcloud …
Wanderungen durch Brandenburg, ganz ohne Fontane, geht nicht. Vor zwei Jahren Autobahn-Phase.