11. Dezember 2024 Alles muss raus!

Der Frosch, die Erdkröte und das Kulturradio

Die einfachste Art, mit seinen Freunden auf Facebook und Co mal wieder ins Gespräch zu kommen, ist es, einfach etwas falsches zu sagen. Gestern abend konnte ich einen Frosch im Garten entdecken, beziehungsweise hat die der Hund getan. Gesehen und fotografiert und ins Netz gestellt mit dem Hinweis: Der Frosch sei back in town.

Der Frosch, der eine Erdkröte ist. Foto: Hufner
Der Frosch, der eine Erdkröte ist. Foto: Hufner

Zack! Ist gar kein Frosch, sondern eine Erdkröte werde ich aufgeklärt. Das ist ganz nett! Freue ich mich, lerne ich was dazu. Und habe sozialen Kontakt gepflegt. Das alles erklärt meines Erachtens aber auch, warum die Auftritte der AfD in den sozialen Netzen so erfolgreich sind. Die bestehen ja zu, ich schätze mal, 110 Prozent aus Falschinformationen und werden entsprechend häufig kommentiert. Und richtig gestellt. Allein, es fehlt der Lerneffekt.

Korrekte Informationen dagegen bleiben was sie sind. Korrekt. Und das ist langweilig!

In Sachen Kulturradio

Meinen Text hatte ich in etwa so beim Newsletter der neuen musikzeitung eingepflegt.

Newsletter der nmz vom 20. Februar 2024

In Sachen Radio: Dass aus rbbKultur (Slogan: Deine Ohren werden Augen machen – Dein Hirn wird abrauchen …) nun rbb dreizweieinsweg wird, stößt manchem übel auf. Arno Lücker geht darauf ein in einem Offenen Brief an Dorothee Hackenberg, der Leiterin der beiden Radioprogramme rbbKultur und radioeins vom Rundfunk Berlin-Brandenburg ein und macht dabei einen höchst interessanten und vollkommen logischen Vorschlag. „Wir fordern also: Sofia Gubaidulina, Gustav Mahler, Clara Schumann, Johannes Brahms und Co.: von 6 bis 10 Uhr bei radioeins! Ab dem 2. April 2024. Die Hörerinnen und Hörer von radio3 – bislang noch: rbbKultur – hören radioeins-Musik, die Hörerinnen und Hörer von radioeins hören Klassik! Fair enough, nicht?“

Ein kurzer Blick zurück: Das Kulturradio ist im Jahr 2003 aus Radio Kultur (ehemals vom SFB) und Radio 3 (ehemals vom ORB hervorgegangen; beteiligt waren bis 1999 der SFB und bis 2001 der NDR). Die Fusion von ORB und SFB zum RBB führte zu der Reduzierung auf ein Kulturprogramm für die Region Berlin-Brandenburg. Bis 2019 hatte es den Namen Kulturradio, danach bis zum 1. April dann rbbKultur. Während umgekehrt aus mdr Kultur zwischen 2004-2016 in mdr Figaro umbenannt wurde und dann schließlich retour, geht man beim rbb in flotter Folge den umgekehrten Weg. Beziehungsweise macht man halt irgendwas. Dann auch wieder nicht, beziehungsweise anders anders. Oder umgekehrt. Für irgendwas muss das astronomisch hohe Gehalt einer Intendantin ja legitmiert werden. Oder auch nicht.

Wenn man dann im ABC der ARD von 2013 noch unter dem Begriff „Kulturradio“ lesen konnte: Sie seien „wesentlicher Bestandteil des Radio-Portfolios der ARD. Die ARD-Kulturradios sind in dieser reinen Form konkurrenzlos und werden beinahe ausschließlich vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk in jedem Sendegebiet angeboten.“

Aber andersherum gefragt: Was soll man denn machen? „Zum reichhaltigen kulturellen Angebot gehören Hörspiele, Features, Kulturberichterstattung, Bildungsprogramme, Gespräche, Reportagen, Essays, Kritiken und Tipps sowie klassische Musik unterschiedlichster Art, von Alter bis zu Neuer, von Geistlicher bis zu Kammermusik, von Sinfonie, Oper und Operette bis hin zum Jazz. In den letzten Jahren öffneten sich die Kulturradios immer mehr für avancierte Formen der Klangkunst von Crossover bis hin zu Neuer Musik und auch für Welt- und anspruchsvolle Popmusik. Dazu kommen regelmäßige Nachrichtensendungen.“ (ABC der ARD von 2013). Willste aus dem Kulturradio ein Klassikradio machen – willste informieren am morgen, dann hauste ein bisschen klassische Musik von Komponistinnen dazwischen und dann heißt es, damit machste die klein und zum Nebenklang. Ditte is ooch Mist, wa? I prefer Jazz! Mit Sun Ra kannste jeden Tag starten.

Das beiseite, ist längst aber eine forcierte Kompression der Kulturradio über die Regionen hinaus im Plan des Jahres festgezurrt. Den Ablauf hat Kai Gniffke im Dezember skizziert. Stück für Stück werden da die Programme zusammengelegt. Genau das aber ist der komplett falsche Weg, wie schon 2003 die Fusion von SFB und ORB gezeigt hat. Die nächsten Komplettradierungen sind zwar noch nicht beschlossen, kommen aber so sicher wie das Amen in der Kirche: Radio Bremen und der Saarländische Rundfunk dürften von der Landkarte verschwinden. Fehlt nur ein Name dafür (Spoileralarm: kommt gleich). 2013 wartete man noch mit dieser List(e) auf:

„Zu den Kulturradios der Landesrundfunkanstalten gehören Bayern 2, hr2-kultur, MDR FIGARO, NDR Kultur, Nordwestradio (NDR/Radio Bremen), Kulturradio (RBB), SR2 Kulturradio, SWR2 und WDR 3. Bundesweites Kulturradio bietet seit 1994 Deutschlandradio Kultur.“ Das ist ein Kuddelmuddel an Leerzeichen und und Zahlen und Bindestrichen damals und heute ist es nicht besser. Ausnahmsweise ist hier Vielfalt Einfalltslosigkeit.

Und nein, ich werde nicht ChatGPT2/3/4 fragen, ob es da einen „kreativen und innovativen“ Vorschlag machen könne.

Nagut, doch:

Kannst Du mir einen Vorschlag zur Vereinheitlichung der Stationsnamen der deutschen Kulturradios der ARD machen?

ChatGPT: Natürlich, hier sind einige Vorschläge zur Vereinheitlichung der Stationsnamen für die deutschen Kulturradios der ARD:

  1. “ARD Kulturwelle” – Dieser Name betont die kulturelle Ausrichtung der Sender und verbindet sie unter einem einheitlichen Dach.
  2. “KulturKlang ARD” – Dieser Name verleiht den Sendern eine klangvolle Identität, die ihre kulturelle Bedeutung hervorhebt.
  3. “KulturEcho ARD” – Dieser Name unterstreicht die Idee, dass die Sender ein Echo der kulturellen Vielfalt in Deutschland und darüber hinaus sind.
  4. “KulturFunk ARD” – Dieser Name betont die audiovisuelle Natur der Sender und ihre Rolle als Überträger von kulturellen Inhalten.
  5. “ARD KulturNetz” – Dieser Name bringt die Idee eines vernetzten Systems von Kulturradios innerhalb der ARD zum Ausdruck.

Diese Vorschläge sollen die kulturelle Mission der Sender betonen und gleichzeitig eine kohärente und einheitliche Markenidentität für die ARD-Kulturradios schaffen.

Zitat Ende

Schon dieses überhebliche „Natürlich“ am Anfang der Antwort bringt mich auf die Palme. Bin schon still. Moment. Weil es so gut klappt:

An welcher Stelle könnte man bei den Kulturradios der ARD am besten finanziell sparen?

ChatGPT: Es ist wichtig zu beachten, dass Kulturradios einen wichtigen Beitrag zur kulturellen Vielfalt und Bildung leisten. Dennoch gibt es möglicherweise Bereiche, in denen finanzielle Einsparungen möglich sind, ohne die Qualität des Angebots stark zu beeinträchtigen. Hier sind einige mögliche Ansatzpunkte:

  1. Verwaltungskosten optimieren: Eine Überprüfung der Verwaltungskosten und eine Optimierung der Prozesse können helfen, unnötige Ausgaben zu reduzieren, ohne die Qualität der Programme zu beeinträchtigen.
  2. Effizienzsteigerung in der Programmgestaltung: Durch die Optimierung von Produktionsabläufen und die effiziente Nutzung von Ressourcen können Kosten gesenkt werden, ohne dass die Vielfalt und Qualität der Programme darunter leiden.
  3. Kooperationen und Partnerschaften: Durch die Zusammenarbeit mit anderen Sendern oder Organisationen können Ressourcen geteilt und Kosten gesenkt werden, z. B. bei der Produktion von Inhalten oder der Nutzung von Sendeanlagen.
  4. Technologische Optimierung: Investitionen in effizientere Technologien und Produktionsmittel können langfristig Kosten senken, indem sie den Energieverbrauch reduzieren oder die Produktionsprozesse optimieren.
  5. Überprüfung von Auslandsberichterstattung und Reisekosten: Eine Überprüfung der Ausgaben für Auslandsberichterstattung und Reisen könnte Einsparungen ermöglichen, ohne die Berichterstattung über wichtige kulturelle Ereignisse und Themen zu vernachlässigen.

Es ist jedoch wichtig, sicherzustellen, dass Einsparungen nicht auf Kosten der Qualität oder Vielfalt der Programme gehen, da Kulturradios eine wichtige Rolle bei der Förderung kultureller Bildung und Vielfalt spielen.

Zitat Ende.

Das Ausland für die Kulturradios, das muss man wissen, beginnt bereits immer hinter der Tür der Intendant:innen. Wobei ich offen lasse, ob man diese Tür von Innen oder Außen betrachtet.

Wo genau ist jetzt der Unterschied zu den Vorschlägen, die kostenintensiv von den Verantwortlichen der ARD gemacht worden sind? Hmmmm?

Jetzt sehe ich es auch: Die Musikensembles der Rundfunkanstalten werden nicht angetastet. Hier ist ChatGPT ausnahmsweise klüger als die Intendant:innen und Ministerpräsident:innen der Bundesländer.

 

 

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