Der nachfolgende Beitrag lag seit April letzten Jahres auf Halde und kam nicht zum Einsatz. Ich habe mich entschlossen, ihn jetzt zu veröffentlichen, damit die Akte Roth langsam geschlossen werden kann. Andererseits hat sich grundlegend nichts geändert an dem, was hier angesprochen wird. Sie hat zwar viel zu sagen – in ihrem Amt –, aber was sie anfasst von der Substanz her, geht seltsam schief, so wie diese Kulturpasssachen.
Claudia Roth ist erst seit wenigen Monaten im Amt der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und widerspiegelt zugleich die Geschichte von Hase und Igel. Sie ist irgendwie überall und nirgendwo, so der Eindruck. Manchmal überdecken offenbar die Aktivitäten einen grundsätzlichen Leerlauf, der sich dann darin ausdrückt, dass man fast nie Handfestes mit nach Hause nehmen kann, obwohl man so viel Gerede und Geschreibe liest. Auch Vielsprechende sind manchmal seltsam stumm.
Sicher ist das Amt, das Claudia Roth bekleidet, vom Kern der Demokratie aus betrachtet das Wichtigste überhaupt: Es geht nämlich um Kultur und es geht um Medien, eben um das was die Menschen über die Grenzen hinweg zusammenhält und über das man gerne streitet, damit die Gesellschaft in Freiheit, Sicherheit und Würde fortschreiten kann. Gerade im Bereich der Kultur wären tiefe Eingriffe in die soziale Sicherung der Kulturteilnehmer:innen dringend geboten – und keine weiß es so gut wie Claudia Roth selbst (sie hatte ihre Agenda in einem Zeit-Artikel bereits verkündet); gleichwohl: passiert ist da fast gar nichts. Wo Kultur nicht gepflegt und gefördert wird, das sieht man am Beispiel Russlands, erodiert ein ganzer Staat in Chaos und Chauvinismus, unberechenbare Gewaltaktionen inklusive. Bei den Medien sieht es nicht viel anders aus: in den sozialen Netzen, aber nicht nur dort, explodieren Hypertrophie und Desinformation. Doch außer warmen Worten wie: „Die Freiheit der Kunst, der Kultur, der Meinung ist der Lackmustest für Demokratien weltweit“ oder „Kunst und Kultur und ihre Vielfalt zu fördern und die soziale Lage von Künstlerinnen und Künstlern zu verbessern ist in diese Zeiten ein Beitrag zur Sicherung unserer Demokratie“ gibt es so gut wie nie etwas Konkretes, über das auch man (kritisch) berichten könnte.
Ich denke, das liegt auch daran, dass sie, anders als Monika Grütters, zu sehr in einer Reihe mit Naumann, Nida-Rümelin als Schöngeist steht, wo Grütters pragmatisch, aber auch nicht so betonklotzig wie Bernd Neumann, auf der Regierungsbank genetworkt hatte. Grütters hat das Amt tatsächlich in einer Breite aufgestellt, die ihren Nachfolger:innen zum Verhängnis werden kann. So wie sie selbst am Ende der Amtszeit immer mehr unter die Räder von Humboldt-Forum, Bundeswippe und Stiftung Preußischer Kulturkrempel + Machtmissbrauchsfallvorfällen innerhalb geförderter Kulturinstitutionen wurde.
Die Konsequenz kann das nur heißen, entweder das Amt aufzuwerten mit Fachleuten für alles und jedes, oder es zurückzufahren im Stile einer Repräsentationsinstitution der Schönen Worte wie beim Amt der Bundespräsidentin.