Es ist völlig klar. Die Lage ist dynamisch und viele Dinge ändern sich manchmal schnell. Wenn man dazu vollkommen richtig dann per Analyse und sich korrigiert, ist das kein Fehler. Überhaupt nicht.
Anders ist es wenn, wenn man aber seine Meinung wendet und behauptet, man habe es immer schon gewusst. Genau das passiert aktuell beim Forum Veranstaltungwirtschaft, das vor genau einem Monat einen Freedom-Day für spätestens 1.12.2021 gefordert hat (und diese Haltung auch am 3.11.2021 per Mail bestätigte). Man sagte:
“In Deutschland ist die Belegung der Krankenstationen moderat, die Inzidenzzahlen sind weitgehend konstant, die Impfquote steigt täglich. Die Fortdauer von Einschränkungen erscheint daher zunehmend unangemessen.” (Quelle)
In einer neuen Mitteilung distanziert man sich auch weiterhin nicht explizit davon, aber plötzlich heißt es:
“Dass die einschlägigen Kennzahlen (Inzidenz, Hospitalisierung, Intensivbelegung) nun steigen, besorgt auch uns. Dennoch war diese Entwicklung absehbar.“ (Quelle – Hervorhebung von mir)
Ach, auf einmal war es doch absehbar? Gut für die Außenwirkung ist das gerade ehrlich gesagt eher nicht, Glaubwürdigkeit gewinnt man so ebenfalls nicht. Und gewiss nötigen Wünschen und Forderungen verleiht man so auch nicht unbedingt Nachdruck.
Was mich nach wie vor nie bei derlei Meldungen glücklich macht, ist, dass offenbar nicht so sehr die Situation selbst Sorgen bereitet, sondern das Ansteigen von Zahlen. Abstrakt ist weniger emotional belastend, ist ja klar.
Aber das ist ja ein Grundproblem, das seit Februar/März 2021 leider bis zum Deutschen Kulturrat durch die Köpfe spukte, der ein Paper unterstützte, bei dem als maßgeblich für Lockerungsbemühungen die Situation des Gesundheitswesen angesehen wurde, vor allem dessen Überlastung als Grenzlinie gewählt wurde. Wie stark und lang darf man es belasten. So als ginge es nur darum, die Kapazitäten bis an die Grenze ihrer Funktionsfähigkeit zu bringen, unabhängig von den damit verbundenen Opfern auf seiten der Patient:innen und der betroffenen Personen im Gesundheitssystem. Wie ignorant!
„Alternative Ziele, wie beispielsweise die Auslastung der Krankenhäuser oder die Inzidenz in speziellen Altersgruppen, müssen vermehrt in den Blick genommen werden. Dies ist besonders notwendig, weil mit der Impfung von Risikogruppen, sich die Infektionszahlen nicht mehr parallel zur Belastung des Gesundheitswesen bewegen werden. Wesentliche Grundlage für die Einschränkung von Freiheitsrechten soll die Krankheitslast auf Intensivstationen und in Krankenhäusern sein.“ (Quelle: Schrittweise Rückkehr von Zuschauern und Gästen:
Ein integrierter Ansatz für Kultur und Sport, 21.2.2021)
Und das heißt genau was jetzt? Bis dahin dürfen wir die Kapazitäten ausbeuten wie es lustig ist, weil die Arbeit und die Krankheiten haben ja die anderen? Aktuell scheint mindestens der Deutsche Kulturrat eine andere Perspektive zu sehen. Dessen Geschäftführer Olaf Zimmermann fordert immer nachdrücklich aktuell eine Impfpflicht. Es wäre im Prinzip ja auch so einfach und effektiv.
Neue "#Corona versus #Kultur – Newsletter" erschienen. Unser GF @olaf_zimmermann schreibt: "Die vierte Welle rollt und sie wäre vermeidbar gewesen", und fordert eine allgemeine Impfpflicht. Außerdem im NL: Welche Hilfen gibt es jetzt für die Kultur? https://t.co/Vm5orOzNd9 pic.twitter.com/GxOU5X63uh
— Deutscher Kulturrat (@DKRKultur) November 8, 2021
“Es ist fünf nach zwölf.”
Ich wiederhole: “Es ist völlig klar. Die Lage ist dynamisch und viele Dinge ändern sich manchmal schnell. Wenn man dazu vollkommen richtig dann per Analyse und sich korrigiert, ist das kein Fehler. Überhaupt nicht.” Selbst wenn das Eingeständnis sogar zu spät kommt.
Update 16.11.2021
Die heutige Pressemeldung setzt dem die Krone auf, wenn es da heißt:
“Für niemanden kann die aktuelle Entwicklung der Corona–Pandemie überraschend sein. Die Ärzteschaft warnt davor seit Wochen.” (Quelle)
Außer der Arzt, auf den wir uns berufen haben, Herrn Gassen. Wollt Ihr uns für blöde verkaufen?
2 Kommentare
Kommentare sind geschlossen.