„Während der Struktur nach Arbeit und Vergnügen einander immer ähnlicher werden, trennt man sie zugleich durch unsichtbare Demarkationslinien immer strenger. Aus beiden wurden Lust und Geist gleichermaßen ausgetrieben. Hier wie dort waltet tierischer Ernst und Pseudoaktivität.“
Diese knapp 80 Jahre alte Einsicht, die Adorno in seinen Minima Moralia unter dem Titel „Stundenplan“ formulierte und ihr damit verbundenes Problem, wurde nun im Namen der höchsten Kulturinstitutionen wieder ins Unrecht gesetzt.
„Work while you work, play while you play – das zählt zu den Grundregeln der repressiven Selbstdisziplin“, sagt Adorno an gleicher Stelle. Und damit ist man wieder ein Stück rückwärts auf dem Weg zu einer inklusiven Gesellschaft und einer nach vorne auf einer integralen, sorgfältig eingekastelten.
Die Sache ist ja doch eher die, dass der Begriff von Freizeit gar nicht erst versucht wird, als mit utopischem Potential versehenen zu erkunden. Statt dessen kriechen, dank der selbstversichernden Frage nach Relevanz von Kultur, diese als anzuhimmelnde abgehobene Tempelkunst wieder zurück in Wolke 7 oder sinken ab als Gegenstand der Unterwerfung unter Wirtschaftskennzahlen, die ihr den Platz im Getriebe der Getriebenen sichern soll.
Das kann es ja wohl nicht sein.
Immerhin hat man nun Kulturinstitutionen im Infektionsschutzgesetz aus der Freizeit entfesselt. Kunst macht sich mit Extragewurstel zum Spezialfall. Man wird zum gesellschaftlichen Roboter in den Akademien der pandemisch unschönen Künste und fühlt sich dabei nahe unterhalb des Elysiums, während man doch nur auf dem Klapptritt mit EC-Zeichen vor dem Abgrund der eigenen Erdung steht. Nachfahren der petrifizierten Kunstdenkmalgeneration im gepressten Staub.
In Wirklichkeit sitzt man doch nur nackt als wie ein Kobold auf dem brüchigen Schornstein der Wertsteigerungsprozesse aus dem ungereinigte kulturelle Abgase schwelender Diskurs-Desorganisationen strömen. Die wärmen nicht einmal, sie müffeln nur nach mäßig unverdauter Reflexion.
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