Als Musikkritiker hat man es nicht so leicht. Wirklich nicht. Man ist nicht recht beliebt bei den Musikerinnen und Musikern. Ist man gut zu ihnen, freuen sie sich, aber eben auch nur so lang, wie man Zitierfähiges wie “Album des Jahres” unterbringt. Jede kleine Kritik und sei es in homöopathischer Dosis gilt schon schnell als Verriss. Und man hört die vorwurfsvolle Frage: “Was hast Du eigentlich gegen mich.” Ein grober Verriss dagegen bedeutet: Man verstehe halt von der Sache nix. Deswegen sei man ja auch nicht Musiker sondern Kritiker.
Deswegen gibt es hier nur Gutes vom Bayerischen Jazzweekend zu berichten. Die Kappellen war alle “on top”. Vorneweg “Max Andrzejewski´s HÜTTE and The Homegrown Organic Gospel Choir” im Thon-Dittmer-Palais. Kollossal großartigst ihr Auftritt mit einem Programm zum Thema Nährmittelverwertung. Ein All-Star-Choir + Solistin.
Phänomenal ebenso das Lorenz-Kellhuber-Trio am gleichen Platz. Musikalisch das Elysium erreichend. Jede Note ein Volltreffer. Genau so wie beim Trio ELF, dem langjährigen Partner des Jazzweakends. Weltklasse die Tonanlage (PA) auf dem Kohlenmarkt, die jede noch so unspektakuläre Nuance in der Tongebung zum Hörerlebnis werden ließ. Wir vergessen nicht “Shake Stew” aus Österreich: Voll abgefahren auf der Bühne, ihre Klang- und Improvisationsexplosionen rissen einen von den Stühlen. Da blieb kein Ohr trocken.
Schließlich “Flüstertüte” aus dem schönen Tübingen, der Jazzcity no.1 in Germany. Perfekte, unfassbar gute Show, exzellenteste Musiker – geradewegs in die Herzen der Zuhörerinnen und Zuhörer, der Zutänzer und Zutänzerinnen gespielt. Einmal quer durch das animationserfreute Publikum. Beste Unterhaltung mit Charme, Witz; stringent, eloquent, herzlich, aufrüttelnd.
Und die Lesung zum Thema Inge Brandenburg mit Anne Czichowsky warm und mitfühlend, einschmeichelnd im Vortrag, ob sprechend oder singend. Da wird jeder Standard zum Unikat.
Muss man mehr sagen? Die Bilder sprechen für sich. (Übrigens lohnt der Blick zur Kollegin Petra Basche, die für die Jazzzeitung und das HuPe-kollektiv ihre sensationellen Eindrücke zur Verfügung gestellt hat.
Es war das beste, ja – ich scheue mich nicht das zu sage, es war das ultimativste Jazzweakend aller Zeiten. Selbst das Wetter spielte mit, wobei es den Begriff der Freiheit freilich mitunter etwas arg strapazierte.
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