In der Politik darf man sagen, was man will. Dadurch wird es aber auch nicht besser, was man sagt. Ein Exkurs über die Lebensgeschichte eines bundesdeutschen Wirtschaftsministers und sein Verhältnis zu Tanten und Onkels, zu Pop und Kraut, zu Tasten und zum Fasten. Ein Gruß an die Blockschalmeien in allen Parteien.
"Ein Onkel der was mitbringt, ist besser als die Tante die Klavier spielt", meint @sigmargabriel. Na ja? pic.twitter.com/Cwcx5JuGaP
— Olaf Zimmermann (@olaf_zimmermann) June 7, 2016
Klavierspielende Tanten, da hat der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates gut zugehört, danke dafür. Da hätte er sich mal einfach bei seinen Kabinettskollegen schlau machen sollen.
Kann aber auch sein, das Gabriel seinen Vorvorgänger im Merkelamt, die Tante Helma Schmidt gemeint hat, deren Geklipper ja unausweichlich war. Und in Wirklichkeit die SPD Milliarden an Mitgliedern gekostet hat. Statt Hammerklavier kommt heute aber Levit vor allem mit der Sichel daher. Äh, wo war ich noch. Ja, bei Siggi Pop. Hieß der Popmusikbeauftragte, präziser: der Beauftragte für Popkultur und Popdiskurs der SPD nicht Sigmar Gabriel. Auch das hat ihn offembar gegen zuviel schwarzes klingendes Möbelstück abgehärtet. Udo Jürgens hatte ja ein weißes Klavier und andere auch durchsichtige.
Was also hat dem Siggi Pop die Tante auf dem Klavier in Goslars Wohnzimmerchen gespielt. Schumanns “Säumerei” oder dessen “Kafkaesken”. Worin musste Sigmar seinen musikalischen Frust ertränken: In Onkels Speckmäuschensaft, Zuckerrübensirup. Ich fürchte, nachdem ich seinen Lebenslauf zu seiner nicht gerade einfachen Kindheit durchgelesen habe, es stimmt das alles nicht. Tante und Onkel sind vielmehr in anderem, banalerem Zusammenhang zu verstehen. Was die Sache nicht einfacher macht.
Denn wer sich schon von derart traditionellen “Bildern” leiten lässt, macht vielleicht auch in anderen Zusammenhänge eine eigenartige musikalische Figur. Wir denken da nur an die Berufung von Dieter Gorny als Beauftragten für “Irgendwas mit Kreativen und Digitalen” im Bundeswirtschaftsministerium. Aber das führte jetzt musikalisch definitiv zu tief.
Nachtrag: Heiko Maas ist Gitarrist.
.@igorpianist Mit Piano kann ich zwar leider nicht dienen. Aber ein wenig Musikalität steckt in jedem. pic.twitter.com/sIPs6RJGnV
— Heiko Maas 🇪🇺 (@HeikoMaas) June 8, 2016
In jedem! Zumindest solange bis Tante Heiko kommt.
"Für Elise" , arrangiert für Gitarre und Klavier, wird ein Welterfolg!
— Igor Levit (@igorpianist) June 8, 2016
Abwarten! Wir sind gespannt.