Die Toten kann man nicht mehr wecken. Neulich fuhr ich wieder durch die Republik mit dem Zug. In Halle machte der Station. Ein bisschen weiter in der Stadt dann eine Unterführung, buntest bemalt mit dem Hinweis, dass es sich hier um eine Christoph-Maria-Händel-Stadt handle. Und ich Trottel dachte noch, es wäre einfach Halle.
Mal im Ernst. Was kann der Händel dafür, dass er mal in Halle hielt. Und was kann Halle dafür? Was kann das heutige Halle dafür? Nichts. Sachsen-Anhalt halt, das Land der Frühaufsteher. Übrigens im Jahr 2004 auch das Bundesland mit der höchsten Sterblichkeitsrate bei Männern. Warum sagt das aber keiner so laut, wie, dass die am frühesten am Tag einen Puper in die Welt lassen. Weil man nur die tollen Sachen erzählt, die schlechten werden dann sowieso von anderen verlautbart.
Aber zurück zu Gottlob-Fritz-Händel. Und wer denkt an Ludolf-Hermann Emmanuel Georg Kurt Werner von Alvensleben (nicht gedacht soll seiner werden). Mehr oder weniger stark will es der Zufall, dass man hier oder dort geboren wird. Ich bin ein Kind der Stadt Münster/Westfalen, wo ich aber nur das Licht der Welt erblickte und zur Sicherheit schnell getauft wurde. Erst vor vier Jahren war ich wieder in Münster und wäre dort fast gestorben, weil ich auf den Verkehr nicht achtete. Personalausweislich bin ich Westfale, Münsteraner (oder Münsterer).
Mit welchem Recht also darf eine heutige Kommune darauf verweisen, wen sie durch Glück beherbergte? Zumal: Was würde Händel zu dem Streit um das Orchester der Stadt heute sagen, wenn man es aus dem englischen zurückübersetzte? Würde er womöglich dem Land und der Stadt untersagen, seinen Namen für solche kommerziellen Zwecke herzugeben? Oder würde er es zu Geld veredeln? Man weiß es nicht. Aber weiß jemand, ob Ludwig Sebastian Händel damit einverstanden sein würde, seinen Namen in Unterführungen zu lesen, in bunt? Hat Halle sonst nix zu bieten?