25. Dezember 2024 Alles muss raus!

Wieviel “Wir” verträgt Anonymität – Eine Ungleichung mit Unbekannten

Ein paar Gedanken zum “Wir” bei Anonymous – Das Kollektiv ist kein Kollektiv – Es ist auch nur eine Wolke nichtdifferenter Differenzen – Überlegungen anlässlich eines Beitrags und seiner Kommentare auf netzpolitik.org

Mit Anonymous ist das so eine Sache. Anonymous erstellt Projekte. Diese werden gemacht. So wie manches Kunst- oder Bauwerk gemacht wurde. Man kennt die Urheber nicht. Sie sind unbekannt – aber sind sie anonym?

Es hat sich nicht ergeben, dass die Namen der Urheber bekannt wurden. Noch weniger weiß man über sie selbst, über deren Namen hinaus. Bei Anonymous ist die Sache insofern verschieden, dass die Autoren der Projekte absichtlich verschleiert werden. Der Faden wird absichtlich zerrissen. Es gibt viele gute Gründe, dies so tun. Auch und gerade wenn man nicht zu dem “Projekt Anonymous” gehört.

Das führt aber im Plural dazu, dass sich die Autoren untereinander auch nicht kennen. Jedenfalls regelmäßig. Auch, um die Gefahr abzudämpfen, dass jemand über jemand anderen, der nicht mehr anonym sein will, ausfindig gemacht werden kann. Unter diesem internen Missbaruch leiden dann auch zahlreiche Geheimbünde. Der sich Enttarnende oder der Enttarnte wird zur Gefahr für die anderen Versteckten.

Dieser Vorteil wird aber erkauft durch die Vereinzelung und die Gefahr unter einer Marke wie Anonymous subsumiert zu werden und damit auch Dinge gutzuheißen, mit denen man besser nicht in Verbindung stünde. Es ist die Gefahr für den Einzelnen, die er mit sich selbst ausmachen muss.

In dem Moment  jedoch, wo er für sich und die Marke ein “Wir” beansprucht, geht die Angelegenheit baden. Das “Wir” gibt es nicht oder es ist total und überall. Jeder kann für sich ein “Wir” beanspruchen. Wenn die vielen “Wirs” aber keine geteilte Meinung haben, wird es schwierig.

“Wir are legion” – “we are religion” – es geht nicht um Sachen, es geht nicht um Dinge, es geht nicht um Argumente. Es geht um Glaubensfragen, die Anonymous vertritt und eben nicht vertritt. Und wie beim Glauben üblich braucht man dafür die Mitläufer, die mitglauben. Denn zusammendenken mit einem anonymen Wir oder Ich ist unmögllich. Denn das Gegenüber als Gegenüber existiert nicht. Argumente haben dann keinen Sinn, es sei denn auf der Basis der Argumente selbst, die dann für sich stehen als Hingestellte. Kann man mit Argumenten kommunizieren?

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