26. Dezember 2024 Alles muss raus!

S-Bahn-Surfer

Es war am S-Bahnhof Zehlendorf. Es rumpelte kurz. Für einen Moment dachte ich, es könnte jemand zwischen die Gleise gefallen sein. Und eine Person mit verschmitztem Lachen setzte sich schräg gegenüber. Die Bahn fuhr an und es rumpelte nichts mehr. Aber irgend etwas war komisch. Wieder gab es Geräusche. Vom Dach! Es müssen sich dort wohl Leute befinden.

S-Bahnhof Mexikoplatz steige ich aus. Schaue mit etwas Abstand nach oben und sehe Personen auf dem Dach der S-Bahn. Der Zugführer steht in der Tür, das Mikrophon haltend, die Abfahrt anzeigend. Ich spreche ich schnell an und weise ihn auf die “Kinder” hin, die er erst nicht sehen will aber dann doch sieht.

Ich habe keine Ahnung, was er dann im Zug macht. Jedenfalls ein paar Sekunden später springen die Jungs vom Dach auf den Bahnsteig, nehme die Füße in die Hand und rennen zum Ausgang. An Verfolung denkt, glaube ich, niemand. Was würde es bringen, wem würde es helfen. Das Tempo der Jungs, dünn und groß, Jeans so tief, dass man deren Boxershorts sehen kann, ist atemberaubend. Bis zur Treppe jedenfalls. Plötzlich wechseln sie in ein aufgeregtes Trippeln auf der Treppe. Es sieht sehr lustig aus.

Einen Moment denke ich, die werden sich viellleicht mich vorknüpfen, da ich ihren Spaß beendet hatte. Doch dafür waren die sichtlich zu nervös und mit Adrenalin überschüttet. Habe ich ihnen ihr Spielchen versaut, Spaßbremse, ich? Oder habe ich verhindert, dass sie auf der nächsten Strecke sich irgendwie verletzen. Letzteres war eher meine Frage: Am nächsten Tag in der Zeitung zu lesen, dass diese Knalltüten irgendwo einen Schaden erlitten hätten, obwohl ich die Möglichkeit gehabt hätte, ihnen diese Zukunft zu versauen, hätte für mich wohl eher eine wenig erfreuliche Konsequenz bedeutet.

 

kritische masse newsletter

Wir senden keinen Spam! Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung.

2 Kommentare

  1. Im letzten Satz fehlt wohl
    Im letzten Satz fehlt wohl ein Wort: Für wen hätte es eine wenig erfreuliche Konsequenz gehabt?

    Im übrigen: Ich hätte genauso gehandelt, weil ich auch erwarten würde, dass mein Kind später im Falle eines Falles von solchen Aktionen abgehalten werden sollte.

  2. Danke für den Hinweis. Ist

    Danke für den Hinweis. Ist verändert. Ja, das ist auch ein guter Ansatz für einen unverkrampften Blick auf solche Situation.

Kommentare sind geschlossen.