25. Dezember 2024 Alles muss raus!

Sackgasse Bildungsreform

Es ist zwar keine Schlagzeile in der BILD-Zeitung, trotzdem haben wir sie: die Bildungskatastrophe in Deutschland. Im internationalen Vergleich ist das Bildungssystem in Deutschland bestenfalls im Mittelmaß. Die deutsche Bildungsmisere hat ihren Grund allerdings nicht bei den Kindern, Schülern und Studenten – die sind vielmehr das Resultat -, sondern bei den Erwachsenen, die permanent das Bildungssystem reformieren: kaputtreformieren.

Es ist zwar keine Schlagzeile in der BILD-Zeitung, trotzdem haben wir sie: die Bildungskatastrophe in Deutschland. Im internationalen Vergleich ist das Bildungssystem in Deutschland bestenfalls im Mittelmaß. Die deutsche Bildungsmisere hat ihren Grund allerdings nicht bei den Kindern, Schülern und Studenten – die sind vielmehr das Resultat -, sondern bei den Erwachsenen, die permanent das Bildungssystem reformieren: kaputtreformieren.

Wie kann man ernsthaft von positiven Entwicklungen im Bildungssystem sprechen, wenn man die Schulzeit verkürzt und teilweise starr am dreigliedrigen Schulsystem festhält, wenn man die Studiengänge auf Bachelors als Norm kastriert und gleichzeitig in vielen Bundesländern Studiengebühren einführt? Das kann doch nur Politikern einfallen, die vor umfassend gebildeten Menschen sich sehr zu fürchten scheinen.

Wenn man dann sieht, dass beim sogenannten Dresdner Bildungsgipfel vor zwei Monaten mit des Bundeskanzlers Segen „Bildung an sich” auf die Bereiche Naturwissenschaften und Sprache reduziert wurde, dann muss man sich ernsthaft fragen, welches Menschenbild die politische Ökonomie der Bildung gegenwärtig verfolgt.

Denn durch die einseitige Bevorzugung von Verfügungswissen gegenüber Orientierungswissen werden die Menschen nur einseitig gefordert und gefördert. Wahrscheinlich taucht der Begriff des Menschen in den Gedankengängen der Politiker gar nicht mehr auf, sondern wird durch den der „amorphen Bildungsmaterie” – analog zum Begriff des „Humankapitals” oder des „Stimmviehs”- ersetzt.

Kunst, Musik, Literatur, Tanz und Sport kommt in diesen Koordinaten bestenfalls der Status pädagogischer Kompensation zu: Damit die Menschen nicht ganz verkümmern und sie Not-Rezeptoren für Produkte der Kulturindustrie behalten. In Wirklichkeit handelt es sich jedoch um eine politisch verordnete Deprivation, eine institutionell durchgeführte Zwangsverkümmerung von Menschen. Bildungspolitik ohne Musik? Das ist Bildungspolitik gegen die Menschen.

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2 Kommentare

  1. Von Bayern lernen

    Verehrter Philosoph,

    warum fühlen sich ausgerechnet in Bayern SchülerInnen und Studierende besser, zumindest nach allen Studien verschiedenster politischer Beheimatung? Auch Pisa und andere Untersuchungen betonen den hohen qualitativen Unterschied zu den Bundesländern deren Bildungsminister ihre ideologischen Einschätzungen teilen. Kreativität wird nicht durch laissez faire gefördert. Die Bärte der Achtundsechziger rauschen nicht mehr im Wald, die haben schon die Würmer geholt. Wenn bayerische Schulen vielen Menschen ein zufriedenes Leben geschenkt haben und die Bremer nicht, dann ist es die Pflicht des kritischen Geistes dies zu erkennen, das Gute vom Schlechten zu trennen und zu praktizieren. Möge es weitergehen. Es lebe der Fort-schritt.

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