Eine Verabredung zum Gespräch an einer typisch deutschen Kunsthochschule. Termin für 16:40, Raum 312. Unten an der Pforte dann freundliche Nachfrage und Anmeldung, dass man nicht wisse, wo Raum 312 sei. “Ach zu Dokter Müller wollen’se? – Nee, der is nicht da. Der war heute noch überhaupt nicht da.” Denn der Schlüssel hängt im Schlüsselschrank.
Sag ich, mache nichts, sei ja auch noch zu früh da. Herr Müller werde schon kommen, denn wir seien verabredet. Und dann laufe ich an den Aushängen vorbei, blicke in die leere Cafeteria. Studenten geben Schlüssel ab beim Hausmeister. Er geht vor die Tür, eine rauchen. Sagt man Rausgehen, ich solle bloß nicht einschlafen. Eine Frau gibt den Schlüssel, ob sie Italienerin sei, fragt er, nein, Griechin sei sie und sie habe letzten Sonnabend geheiratet.
Langsam wird es 17 Uhr und ich ärgerlich, dass Herr Müller nicht aufkreuzt. Gehe nochmal zum Hausmeister, frage ihn, ob es da nicht eine Sekretariat gibt, das man anrufen kann. Gibt es, aber das sei jetzt nicht mehr besetzt. Nun stehe ich vor ihm und er fängt ein Lamento über die Studenten an, die teilweise so arrogant seien, das könne man sich gar nicht vorstellen. Überhaupt sei ihm schleierhaft, was dieses Studieren bringen soll. So viele Leute werden ausgebildet, um dann keinen Arbeitsplatz zu finden, das könne man sich doch ausrechnen.
Dann beginnt der Staatskundeunterricht. “Wissen Sie, wir leben nicht in einem Rechtsstaat, wissen sie? Und auch nicht in einer Demokratie. Nein, sondern in einer Diktatur.” Ich will fast bei allem zustimmen, warte aber ab. Er habe mit der Merkel höchstpersönlich gesprochen und die habe da auch keine Antwort drauf gewusst, meint er. Er habe früher mal beim Finanzamt Spandau gearbeitet, sagt er. Da sei so ein Türke gekommen, mit zwei Handys in der Hosentasche, ungelogen einer fetten goldenen Kette und der stieg natürlich aus einem Mercedes aus. Aber konnte kein Wort deutsch. Den habe man empfangen und hoffiert, seine Anträge ausgefüllt und am Ende bekam der eine Karte, mit der konnte er sich Geld ziehen. Das soll unsereiner mal machen.
In dem Moment klingelt eines von meinen zwei Mofiltelefonen. Herr Müller ruft an und fragt, wo ich denn sei, wir wären um 16:40 verabredet, meinte er am Telefon. Ja, das sei mir bekannt, sage ich und frage ihn, wo er denn sei. Na, Dingsdenburger Str. 45, in Raum 312, meint er. Das ist toll, ich bin beim Pförtner, der meinte, sie seien noch gar nicht eingelaufen. Ich komme sofort hoch, sage ich und frage den Hausmeister, wo Raum 312 sei. “Dort in den Fahrstuhl, dritter Stock, Sie werden es nicht verfehlen.” Und ich gebe ihm keine Chance, noch mehr dazu zu sagen.
Das Haus verlasse ich nach kurzem, ignorant-arrogant stechendem Blick in Richtung Hausmeister-Loge gegen 17:45.
Bei uns haben einige ganz
Bei uns haben einige ganz spezielle Taxifahrer diese Rolle übernommen. Neulich hat mir einer die Prinzipien der Kindererziehung aus den Prinzipien der Erziehung von Hunden abgeleitet. Ich hätte gern Tränen der Rührung geweint, aber leider hatte ich es eilig und stand war ein nicht unkomplizierter Termin bevor.
Tut mir leid: es sollte
Tut mir leid: es sollte heißen: »… aber leider hatte ich es eilig und es stand ein nicht unkomplizierter Termin bevor«.
da wittere ich einfach mal
da wittere ich einfach mal ein schönes artikelchen, oder?
Ja.
Stefanolix, Tränen der
Ja.
Stefanolix, Tränen der Rührung? Bei Erklärungen aus der Hundeerziehung? Wie das?
Tränen der Rührung: weil
Tränen der Rührung: weil ich nie gedacht hätte, dass ein Mensch derart dämliche Erklärungen in die Welt setzen kann. Leider bekomme ich es nicht mehr zusammen und der Einsatz eines Diktaphons wäre ganz sicher nicht zulässig gewesen.
Es begann wohl damit, dass seiner Meinung nach die Erziehung von Hunden besonders streng und konsequent zu erfolgen habe. Der Hund brauchte eine strenge Bezugsperson, die ihren Willen in jeder Situation durchsetzt. Und so weiter. Tja, und dann wollte er diese Prinzipien eben auch in der Schule und in der häuslichen Erziehung durchgesetzt wissen. Und früher hat doch ein Klaps auch nicht geschadet. Und wer sein Kind liebt, der spart nicht die Rute (den gibt’s auch als englisches Sprichwort).
Es war eigentlich ein Monolog, der zu gewissen Teilen an mir vorbeirauschte, weil am Ende der Taxifahrt ein wichtiger Auftrag(geber) wartete. Der Verkehr war zäh und ich saß wie auf Kohlen. Auf den Knien hatte ich noch mein MacBook, um irgendeinen Entwurf geradezubügeln. Tja, so war das. Innerhalb der Stadt wäre ich vielleicht ausgestiegen, aber die Fahrt ging einige Kilometer über Land und es regnete …
Jetzt kapiere ich es auch.
Jetzt kapiere ich es auch. Über Taxi-Fahrer wäre ohnedies einiges zu sagen. Insbesondere über manche Berliner Sorte.