25. Dezember 2024 Alles muss raus!

[Rez] Sonore, Only The Devil Has No Dreams

Only The Devil Has No DreamsDas sind Energiestöße, wie man sie lange nicht mehr gehört hat. Drei Klangmeister an den Saxophonen und Klarinetten. Energiestöße, reine Tonaktivität, kaum gebändigt durch Organisationsströme. Peter Brötzmann, Mats Gustafsson und Ken Vandermark veranstalten hier ein Klang-, Ton-, Geräuschgewitter, das donnert, knistert, schäumt, strömt, dunkelt, erhellt. Immer wieder ist es von höchster Erstaunlichkeit, wie hier Krach in musikalisch kinetische Energie umgewandelt wird – und umgekehrt. „Straight Into The Light“, gleich die erste Nummer der knapp 50-minütigen Musikwalzen eröffnet einen Tonkosmos extremen Ausmaßes: kochend, kreischend, grummelnd, pulsierend – Tripelquasaren gleich.

Das alles wirkt dann wie eine geradezu neue Lebensform: Prometheus spielte in Wirklichkeit Saxophon. Manchmal wie im Muster eines „Wir bauen eine Stadt“-Diktums, mal im Muster der bloßen Durchdringung aus sich selbst, eine Art musikalische Selbstverzehrung, eine sich selbst einstülpende Lebensform, nachgerade sich selbst verdauend: Schwarze Löcher. Man muss beim Hören den Eindruck gewinnen, dass man miterlebt, wie es sein muss, wenn Materie entsteht. Eine ungeheuerliche Platte, Jetztzeit! (Und dann, irgendwo eine größere kleine Terz, für sich, ein Blues im Urzustand, vor seiner Entstehung.) „Two Birds In A Feather“: gleichwie herzensbeladen, ein Flugversuch unter Gravitationszwang. Abheben ohne Abgehobensein. Wolf Kampmann schreibt im Booklet: „Nicht einmal das Zufälligste ist hier dem Zufall geschuldet.“ So ist es, genau so war aller Anfänge Anfang.

 

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