… mit was? Nico Lumma hat ein Empfehlungsprogramm im Netz gestartet, shoppero.com. Und Nico rechnet aus, was wer bekommt, wenn. Angenommen Tageserträge von 10.000 Euro. 20% Prozent verbleiben bei shoppero (2.000 Euro). Die restlichen 8.000 Euro werden ausgeschüttet. Man lasse mal beiseite, wie sie die restlichen 80 Prozent genau verteilen (es gibt da eine 20/60 Klausel). Nehmen 200 Empfehler an dieser Seite teil, ergibt sich ein Wert von freundlichen 40 Euro pro Nase im Durchschnitt, das wären 1.200 Euro im Monat. Nicht schlecht. Bei 2000 Mitmachern sind es 4 respektive 120 Euro (das wäre der von Nico genannte User X mit 0,05 % des Traffickuchens). Müsste man auch nicht weinen. Für shoppero blieben es aber jeweils 60.000 Euro. Wohlgemerkt, unter der Annnahme dass …, dass täglich 10.000 Euro an Werbeeinnahmen über sekundäre Werbung entstünden.
Knüver schreibt im Handelsblatt positiv, dass es hier auch darum gehe, “die Nutzer als Autoren zu beteiligen.” 120 Euro für User X zu 60.000 Euro für shoppero.com im Monat. Wie “moralisch” das ist, darüber mag jeder gerne selbst nachdenken. Aber was bedeutet das, kulturell gesehen?
Es ist klar, dass das Netz ziemlich leer wäre, wenn es keine Inhalte in sich einschlösse. Inhalte sind nötig und sie sind vielfältiger Art: Von nutzlos bis nützlich. Nutzlose Inhalte (sie können für den einen nützlich sein, für den anderen nicht) und nützliche Inhalte (sie können nützlich sein für den einen und für den anderen nicht). Aber entweder sind sie nützlich oder nutzlos. Haben Gebrauchswert oder keinen. Es scheint offenbar so, dass einiges nützliches Wissen, einige nützliche Inhalte sich in geldwerte Mittel umtauschen lassen und andere eben nicht. Einigen geht es jetzt besonders darum, eben Inhalte sowohl nützlich zu halten und zugleich geldwert.
Bei shoppero geht es um Produkte. Produkte, die selbst das Netz nicht sind sondern aus der konkreten Materialität stammen. CDs, Möbel, Schokolade, Sessel, was weiß ich. Die Empfehlungen sind nicht die Sache, sondern ihr Wert liegt in der Bewertung. Was nicht bewertbar ist, lässt sich nicht empfehlen. Ein Produkt muss dazu erst den Status eines Produktes erlangen. Es muss als Ware, genauer als handelbare Ware existieren. Einen Sonnenuntergang kann man einstweilen zum Beispiel noch nicht als Produkt handeln, auch wenn man seine Ansehung empfehlen könnte. Unwahrscheinlich aber, dass der Sonnenuntergang als Werbekunde auftreten würde. Er generiert keine geldwerten Benefit – und er ist damit kein Gegenstand einer solchen Empfehlungs- und Bewertungskultur.
Will also shoppero erfolgreich sein, muss es im Sinne seiner Ertragsmaximierung auf Produkte verlegen, die geldwert zurückschlagen können. Wirtschaftlicher Erfolg lässt sich nur dann garantieren, wenn man im Zirkus des wirtschaftlich erfolgreichen Produkts mitspielt. Dabei werden dann aber Art und Weise von Mitmachleistungen der User immer weniger wichtig. Sie garantieren bestenfalls, dass shoppero überhaupt genutzt wird. Ist der Content wenig nützlich, kommt rückwärts auch nichts zurück. Aber auch wenn der Content bedeutsam ist, heißt dies nicht, dass etwas zurückkommt. Man könnte die schönste Kritiken schreiben über Musik beispielsweise, über temporäre Produkte wie Konzerte, dies würde wenig nützen. Um erfolgreich zu sein, braucht man eine Basis an allgemein verträglichen Dingen, sowohl auf Produktseite wie auf Bewertungsseite. Das ist nun aber tatsächlich selbstrefenrentiell und eine sich selbstbestätigende Strategie. Neues wird dadruch gar nicht geschaffen. Auch gesellschaftlich bringt das nichts voran.
Ich habe einmal kurz einen Blick in diesen Laden, zugegeben flüchtig, zugegeben in dessen Startphase, mir gestattet. Mir fällt dazu nichts ein. Ich kann damit rein gar nichts anfangen. So wie es ist, ist es gar nichts. Kein Wunder, dass man sich emsig darüber freut, bei technorati als vielfach gesucht aufzutreten. Und selbstverständlich ist das auch ein Problem hier, implizit Aufmerksamkeit für etwas zu erzeugen, was noch gar nichts ist. An sich auch das ein Paradebeispiel für virales Marketing. Das ganze läuft auf einer fast kartellartigen Ebene ab (das als “selbstreferentiell” zu bezeichnen, ist beinahe oder gar sehr euphemistisch). Man kennt sich, man schätzt sich, man tut etwas füreinander. Und schon gibt es einen Artikel in Handelsblatt.com. Zeit für den elektrischen Reporter, sich darum zu kümmern.
Nun kann man sagen: Ist doch egal, lass doch mal machen. Ist doch nicht so wichtig. Soll shoppero doch flippen oder floppen. So mag es auch sein. Dennoch sind da eher allgemeinere Fragen. Dass das Netz an allen Ecken und Enden nach Geschäftsmodellen sucht ist nichts so Neues. Mit etwas deutlicher Verwunderung muss ich jedoch beobachten, dass eine Kommerzialisierung immer häufiger aus dem Kreise von (ehemals) Mitstreitern für durchaus alternative Netzmodelle kommt. Ob adical.de oder shoppero.com, auch diese ganzen eher nicht so tollen Werbepraktiken einiger größerer Netzunternehmungen, die sich spinnenartig ausbreiten: alles Dinge die Münze verheißen wollen. So ähnlich wie damals in Berlin um 2000 herum (Wizards Of OZ), als es Krach gab in der Linuxentwickler-Fraktion, weil deren Arbeit in anderer Form aufgenommen und in Produkte verwandelt, denen zum Wirtschaftsmodell verhalf.
Es ist immer wieder ein ähnliches Spiel.
Nachtrag: kosmar hat die ganzen Beteiligungsdetails genau durchgerechnet und noch einige andere Aspekte wie Datenschutz, Haftung etc. unter die Lupe genommen. kosmar vermutet, dass die Qualität der Beiträge niedrig werden könnte, da ja alle gemeinsam aus einem Topf bezahlt werden, nach Trafficaufkommen nicht mit direktem Bezug auf die einzelne Qualität oder Nutzung. Das kann man vermuten und als schlecht empfinden. Andererseits eröffnet dies zumindest theoretisch die Möglichkeit, dass jemand, der weniger populäre Produkte bewertet, nicht ganz unter den Tisch fällt. Dass so ein System wie jedes andere seine speziellen Lücken enthält, die geschickte “Nutzer” auch auszunutzen in der Lage sein werden, lässt sich gar nicht vermeiden, wenn man es nicht als geschlossene und redaktionell verantwortete Seite anlegt. Und machte man dies, wäre es auch wieder tendentiös – siehe adical.
ja, die auszahlung nach
ja, die auszahlung nach userbezogenem traffic aber nicht nach userbezogenen einnahmen hat vor- und nachteile. mein bauch sagt mir, das google nicht erkennt ob eine rezension besonders hilfreich ist oder nicht, sondern nur ob der autor googleoptimiert schreiben kann. und ich glaube auch, das der weit größere traffic über google kommt und nicht über die blogs.
fraglich wäre allerdings auch, ob ein besonders hilfreicher beitrag mehr userbezogene werbeeinnahmen generieren würde als ein schlechter. vieleicht ist es auch genau umgedreht. dann schreiben alle am besten unverständlichen kram und werden dabei reich 😮
muss man eben mal abwarten. bzw da es nie transparent sein wird, wird man es nie wissen …
Für einen echten haken halte ich auch, dass referrer anscheinend praktikabel nur durch das widget zählbar sind und man nicht einfach selbst einen referrerlink zusammenbasteln kann. das ist zu umständlich und wenig effektiv verwendbar. heißt dann ja auch, das aus rss keine links ausgehen können.
und ob meine rechnung stimmt, weiß ich jetzt auch nicht zu 100% (eher so zu 80% 😉 )
Eure Sorgen möchte ich mal
Eure Sorgen möchte ich mal haben. Ganz große Klasse.
redunzl: Klar. 😉
kosmar:
redunzl: Klar. 😉
kosmar: Das Transparenzproblem bei diesen Dingen ist, überall, bei diesen Werbedingern, virulent. Das Zeug hat so viele Haken in sich. Manchmal frage ich mich da schon, in welcher Welt die leben – die es machen, die es nutzen. Sind es wirklich immer wieder nur die scheppernden Klänge von Silberlingen, die so blind machen.
Und dafür so ein Rummel noch; redunzl hat ja Recht. Eigentlich ist es ein Witz. Darauf aber spekuliere ich in seiner kulturellen Dimension. Das ist ein Glied nur, für sich gesehen vollkommen belanglos. Doch die Macht, mit der es sich Verbreitung verschafft oder verschaffen will und kann, ist mehr als nur ein Witz.
Es geht wieder verstärkt der Geruch der Geldblasen durch das Netzland (mindestens in Deutschland). Wie schon einmal. Die Geruchsmarker heißen neugewandet Web2.0, “Wir nennen es Arbeit” etc. Und damit einher geht auch ein Verdrängungsprozess, denn der Geruch geht tief bis in die letzten Hirnwindungen hinein. Aus einer inhomogenen Masse entwickeln sich neue Verdrängungskristalle. Sie verdrängen durch Ablenkungsprozesse. Wie mit Geldpheromonen ziehen sie die Fliegen an. Der Rest droht in die niedliche Privatheit der Blogschrebergärten abzuwandern. Nett, hübsch eingerichtet mit Grill auf dem Rasen.
der verdienst wird sich in
der verdienst wird sich in grenzen halten, wie man es von adsense und amazon schon kennt. und hier sinds ja dann noc max 80% davon. wer dadurch lohnenswert umsatz erzielt macht das sowieso schon auf seinem eigenes stück hypertext. und nutzt das da dann nur höchstens als ergänzung.
ich halte es aber für gerechtfertigt den drang zur produktrezension, den mancher ab und an hat, irgendwie auch kompensierbar zu machen. kurz gesagt: ich würd sowieso über die schuhe bloggen, dann find ichs nur gerecht, wenn ich auch an der wertschöpfung minimal teilhabe. das kann man mit itunes, amazon, ebay oder sonstwie direkt machen und/oder jetzt halt bei shoppero.
auch ok wenn man da nur 2 euro im monat macht, dann ist man eben erst in einem jahr beim auszahllimit und hofft , das es den laden noch gibt. geldgier als motiv wird schnell ins leere laufen. einfach zu aufwändig.
An der Wertschöpfung
An der Wertschöpfung teilhaben (minimal), an welcher eigentlich? Vor allem, wer schöpft denn da vor allem ab? Vom Geschäftsmodell her ist die Sache beinahe genial. Unter dem freundlichen Vorwand:
steht das. Und man erklärt gleichzeitig:
Letztlich das nämliche Spiel. Der den Content verkauft macht das Rennen (oder will es zumindest machen). Und die kleine Münze ist, so verstehe ich dich, ist besser alles nichts. Wie diese Denkungsart immer tiefer in die Hirne eingesenkt wird, macht mir bange.
Es ist ja das Besondere der Beurteilung eines Gegenstandes (oder Pdoduktes), dass es nicht der Verwertbarkeit des Urteils geht. Das kann bei shopeero natürlich auch so sein. Aber es ist unwahrscheinlich, dass es so eintreten wird. Wo das Erwerbsstreben höher geht, richten sich Mittel und Ziele danach aus. Ein anderes Verhalten wäre ökonomisch gesehen unökonomisch. Nun schielen aber nachgerade die Dinge, die wichtig sind, nicht danach, ökonomisch begründet zu sein sondern aus der Sache heraus. Dass genau diese dadurch immer mehr Verschwinden durch die reale Übermacht des Komusumistischen, dürfte nicht so schwer nachzuvollziehen sein.
Das hat nicht nur in der Ökonomie seine Logik, sondern auch in der Politik oder der Gemeinschaft.
“Wie diese Denkungsart immer
Genau das ist der Punkt. Das ist alles so billig. Und wird immer noch billiger. Und senkt sich in die Hirne ab, in der Hülle eines scheinbar professionellen Jargons. Da wird gerechnet und mit BWL-Hülsen um sich kommentiert, aber letztlich ist das alles eine Verelendung auf hohem technischen Niveau. Das Phänomen ist ja, das es scheinbar genug Menschen gibt die für die in Aussicht gestellten Beträge in die Hufe (sorry) kommen würden.
Obwohl wir in Zeiten leben in denen technologisch immer mehr möglich ist, das nach Utopie schreit, sehe ich nur eine Welle der Ideologie nach der anderen aus den Monitoren schwappen, mit denen sich die sog. Digitale Boheme bewaffnet, um sich um Groschen zu balgen. Kotz. Würg.
Sag ich doch…
Sag ich doch…
die rechnung die du da ganz
die rechnung die du da ganz oben im artikel machst habe ich mal bei mir in frage gestellt …
Siggi, das hast du aber sehr
Siggi, das hast du aber sehr zurückhaltend höflich ausgedrückt.
Youhou!
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