25. Dezember 2024 Alles muss raus!

Die Kreuz-Samariter sind wieder unterwegs

Da flattern ununterbrochen Pressemeldungen aus dem Musikleben herein. Universal und BMG dürfen endlich zusammengehen. Gegen Auflagen zwar, aber wen interessiert das. Die EMI wird gerade aufgekauft von einer Firma. WO bleibt Sony, oder waren die zuvor schon mit BMG zusammen. Man blickt da gar nicht mehr durch. Irgendwann kaufte Whiskey-Seagram Polygram, verkaufte das dann an Universal, die aber doch irgendwann einmal von Vivendi geschluckt wurden. Mannomann.

Musik ist schon toll. Sagen sich die Deutschen Phonoverbände auch. Da sitzen die oben genannten dicke drin. Und sie tun Gutes und sprechen darüber. Repiratisierung nennt man folgendes:

Trotz Krise der Musikindustrie wird die Musikförderung an den allgemeinbildenden Schulen weiter ausgebaut. Michael Haentjes, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Phonoverbände: „Die Deutschen Phonoverbände setzen sich dafür ein, dass mehr Musikunterricht an den Schulen stattfindet. Und dafür leisten sie auch eine Anschubfinanzierung“. Die Finanzierung der Projekte erfolgt durch Schadensersatzzahlungen aus der Verfolgung von Internetpiraterie. (Pressemeldung ifpi)

Ja, die sind so arm dran da. Trotz ihrer Krise sind sie wohltätig, sorry wohl tätig. Mehr Musikunterricht braucht Anschubfinanzierung. Da kann man sich fragen, seit wann denn die Phonoverbände die Gestaltung der Lehrpläne mitentscheiden? Mit Geld ist alles möglich, zumal mit diesem Geld. Da bekommt die Wendung “Aus Schaden wird man klug” eine ganz neue Bedeutung. Ja, Deutsche Phonoverbände, wir danken Dir. Und wir danken allen, die jetzt Schadenersatz zahlen müssen, dass sie für die ordnungsgemäße Durchführung des Musikunterrichts Sorge tragen.

Daneben fällt die Bemerkung des Geschäftsführers der Jazz & Rock Schule Freiburg, Reinhard Stephan, fast gar nicht mehr ins Gewicht, obwohl sie der eigentliche Hammer der Meldung ist. Er sagt:

„Die SchoolTour ist für die vielen Probleme im heutigen Schulalltag ein guter Ansatz, um mit den erprobten Modulen fächerübergreifend Hilfen anzubieten und das Fach Musik im modernisierten Umfeld effektiver zu gestalten. Mit unserer langjährigen Erfahrung bei der musikalischen Ausbildung können wir hierbei den Phonoverbänden die ideale Plattform bieten.” (Pressemeldung ifpi)

Die ideale Plattform für die Phonoverbände. Aber es gibt noch andere Merkwürdigkeiten dieser Schule mit Rennomé:

Ihre Mittel bestehen zu 80% aus den Unterrichtsbeiträgen und zu 20% aus Zuschüssen der Stadt und des Landes. (Internet)

Trotz dieser Mittelakquise hat man eine Extraseite für die Sponsoren aufgemacht. Von AKG Acoustics bis zu einer Unmüssig Bauträgergesellschaft Baden GmbH. Mit dabei die Stadt Freiburg. Allein die Beiträge der angeblich 600 Schüler sind der Rede dann an dieser Stelle nicht wert eines Wortes. Muss man selbst wissen. Und nun: Plattform für die Deutschen Phonoverbände. Soweit ich das ermitteln konnte, handelt es sich bei der Schule um eine GmbH. Natürlich darf die das. Doch die im Text der Meldung angedeutete Beziehung ins öffentliche Schulleben hinein ist einigermaßen merkwürdig. Bei staatlichen Einrichtungen sollte man diesbezüglich Vorsicht walten lassen.

Die Einladung zum Treffen zwischen Jazz&RockSchool Freiburg und den Phonoverbänden ging schließlich von der Bürgermeisterin und Schul-Dezernentin der Stadt, Gerda Stuchlik, aus, “die das Engagement der Musikwirtschaft im Bildungssektor lobend würdigte,” wie man in der Pressemeldung entnehmen durfte.

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