22. November 2024 Alles muss raus!

Warum ich Luhmann verstehe?

Erstmal. Ich verstehe gar nix. Luhmann ist, sozialisationsbedingt, bäh (kurzes „ä“). Was ich dann verstehe, ist so banal, dass es kaum zu glauben ist, dass das vorher niemand so gesagt haben soll. Zum Beispiel: „Beobachtet man das reformierte System, hat man den Eindruck, daß das Hauptresultat von Reformen die Erzeugung des Bedarfs für weitere Reformen ist.“ Das Erziehungssystem des Gesellschaft, S. 166. Das entspricht so recht eigentlich der normalen Erfahrung. Aber selten hat man es gelesen. Wahrscheinlich ist es nicht empirisch nachgewiesen und daher erst mal nicht glaubwürdig.

Überhaupt mache ich die Erfahrung, dass, wenn man beispielsweise den Adorno zur Theoretisierung der praktischen Welt heranzieht, dies von der angesprochenen Seite als „alte 68er“-Sache abgetan wird. Die Welt sei nun mal heute anders. Nicht wahr. Und all das gildet eben nicht mehr. Sagt man dann aber sowas wie Derrida oder Luhmann, Bourdieu oder Habermas alle bis auf Habermas mittlerweile auch hinüber, dann wird man ernst genommen. Denn die sind ja noch halbwegs aktuell. Die Kraft des Arguments steigt mit dem Label.

Also Adorno Luhmann: „Die wichigste Ressource der Reformer scheint daher eine Leistung des Systemgedächtnisses zu sein, nämlich das Vergessen.“ Das Erziehungssystem des Gesellschaft, S. 167.

Man kann diesen ganzen Passus, Seiten 165-167, wie eine einzige Satire lesen. Unmittelbar prickelnd, nach links und rechts gleichermaßen austeilend. „Intelligente Verarsche“ höre ich da aus dem Hintergrund murmeln. Sind Luhmann und Loriot am Ende die gleichen Personen?

Also, ich verstehe diesen Luhmann mittlerweile sehr, wenn ich mal über den Spezialjargon hinweggehe. Oder habe ich nicht doch nur wieder Adorno zitiert. Das würde mich jetzt gar nicht wundern. Nicht: „Isolierte pädagogische Reformen allein, wie unumgänglich auch immer, helfen nicht.“ (Luhmann oder Adorno, na einer von beiden bestimmt).

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Erstmal. Ich verstehe gar nix. Luhmann ist, sozialisationsbedingt, bäh (kurzes „ä“). Was ich dann verstehe, ist so banal, dass es kaum zu glauben ist, dass das vorher niemand so gesagt haben soll. Zum Beispiel: „Beobachtet man das reformierte System, hat man den Eindruck, daß das Hauptresultat von Reformen die Erzeugung des Bedarfs für weitere Reformen ist.“ Das Erziehungssystem des Gesellschaft, S. 166. Das entspricht so recht eigentlich der normalen Erfahrung. Aber selten hat man es gelesen. Wahrscheinlich ist es nicht empirisch nachgewiesen und daher erst mal nicht glaubwürdig.

Überhaupt mache ich die Erfahrung, dass, wenn man beispielsweise den Adorno zur Theoretisierung der praktischen Welt heranzieht, dies von der angesprochenen Seite als „alte 68er“-Sache abgetan wird. Die Welt sei nun mal heute anders. Nicht wahr. Und all das gildet eben nicht mehr. Sagt man dann aber sowas wie Derrida oder Luhmann, Bourdieu oder Habermas alle bis auf Habermas mittlerweile auch hinüber, dann wird man ernst genommen. Denn die sind ja noch halbwegs aktuell. Die Kraft des Arguments steigt mit dem Label.

Also Adorno Luhmann: „Die wichigste Ressource der Reformer scheint daher eine Leistung des Systemgedächtnisses zu sein, nämlich das Vergessen.“ Das Erziehungssystem des Gesellschaft, S. 167.

Man kann diesen ganzen Passus, Seiten 165-167, wie eine einzige Satire lesen. Unmittelbar prickelnd, nach links und rechts gleichermaßen austeilend. „Intelligente Verarsche“ höre ich da aus dem Hintergrund murmeln. Sind Luhmann und Loriot am Ende die gleichen Personen?

Also, ich verstehe diesen Luhmann mittlerweile sehr, wenn ich mal über den Spezialjargon hinweggehe. Oder habe ich nicht doch nur wieder Adorno zitiert. Das würde mich jetzt gar nicht wundern. Nicht: „Isolierte pädagogische Reformen allein, wie unumgänglich auch immer, helfen nicht.“ (Luhmann oder Adorno, na einer von beiden bestimmt).

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2 Kommentare

  1. Ja, es ist ganz sicher eine

    Ja, es ist ganz sicher eine Frage des gültigen Labels: Die gleiche These kann – je nach Label – irgendwas zwischen völlig angesagt und total überholt sein. Einfach mal das Höhlengleichnis in den gültigen Neusprech übersetzen und Du landest einen Chartbreaker. Ich kenne da drei bitterwahre Beispiele aus eigener Empirie. Man möchte aufhören zu denken eigentlich – mindestens aber zu schreiben.

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