4. März 2025 Alles muss raus!

Der sieht alles doppel

Thomas Goppel packt sie

Auf dem Kongress zur Musikvermittlung in Wildbad Kreuth, Gast der Thomas Goppel (Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst), und er sorgte für ein Skandälchen. In allerbester Kabarettisten-Manier gelang ihm ein Monolog, der vieles politische Kabarett in den Schatten stellt. Goppel hielt eine Lobrede auf die bayerische Kultur, die, wie ichs verstanden habe, ihre Qualität den Zugezogenen verdankt. Halbe/Halbe (Bayern/Zugereiste) – dabei wies er nochmals auf Stoibers Ostler-Schelte hin. Er hätte es aber anders ausgedrückt, sagte er. Die Gescheiten zögen halt weg, eben nach Bayern beispielsweise.

Wie ein Handkantenschlag

Das führte dazu, dass sich Unmut breitmachte respektive den Raum verließ. „Wir gehen jetzt nach Meck-Pomm!“ Goppel hatte sie so weit. Man wusste gar nicht, wie einem geschah, denn, was Goppel da sagte, war durchaus logisch und es ist diesem Rhetorik-Talent auch nicht beizukommen, zumal er das politische Geschäft einfach versteht — vielleicht nicht immer in dem Sinne, den man sich selbst wünschte.

Er lacht sie alle in den Sack

Ich weiß nicht, ist es beruhigend oder beklemmend, wenn jemand im Prinzip alle vor Ort ansäßigen Kapazitäten aus der Musikkultur (Verwaltung, Pädagogik, Theorie und Praxis) so in den Sack steckt. Denn es war ja nicht mal viel problematisch von dem, was er sagte, es ist ja nur so, dass er eben Bayern repräsentiert und die CSU, den Errzfeind aus alten Tagen. Und dann stellt man fest, der ist überhaupt nicht dumm sondern eher viel zu gescheit.

Rhetorisch geschickt

Aber natürlich ist das für ein „linkes“ Selbstbild, das noch im kalten Krieg steht, schwierig. Der Gegner ist nicht mehr zu fassen und eben sogar besser als man selbst. Goppel ist kein Trottel, Goppel ist nicht blöde, er ist nicht einfach gestrickt und wiederholt keine Plattitüden. Das macht es, ich wiederhole es, das macht es schwierig, ihn zu packen.

Da kannste einpacken, nach Hause gehen und erst mal üben.

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14 Kommentare

  1. Hoffentlich haben die jungen

    Hoffentlich haben die jungen Wilden vom Filmteam das schön festgehalten. Bin schon sehr gespannt. Goppel ist gewiss ein intelligenter Polit-Profi. Wie er neulich bei einer Zweckverbandssitzung der Musikhochschule Nürnberg-Augsburg den Augsburgern das Messer herzlich auf die Brust setzte, um im gleichen Atemzug zu sagen, er habe da ja eigentlich gar nichts zu bestimmen, das war schon ein Kabinettstückchen. Es wurde aber auch klar: die Klasse eines Zehetmair geht ihm definitiv ab.

  2. Kadertraining.
    Sie sind

    Kadertraining.
    Sie sind geschult – nicht nur in Rhetorik, sondern auch in Körpersprache und dem ganzen Kram, inklusive dem Menscheln.
    War der Mann im Dialog genau so überzeugend?
    Wenn ja, dann hat er wohl schon den schwarzen Gurt in all diesen Disziplinen.

  3. Definitiv all das. Klar

    Definitiv all das. Klar Kadertraining, ist ja schließlich ausgebildet als Lehrer für Grund- und Hauptschule. Und er ist ein 68er sozusagen der anderen Schule.

    Was sagte er über die DDR, er korrigierte dann zur „sogenannten DDR“, was er an ihr schätzte: 1. Theater; 2. Kindergärten; 3. Ganztagsbetreuung von Kindern; 4. Orchesterlandschaft (oder war es was anderes?).

    Also bis vor 18 Jahren wäre niemandem, von welcher „großen“ Partei auch, so etwas über die Lippen gekommen.

    Menscheln würde ich das nicht nennen. Der will auch Konfrontation und Widerstand und gar nicht bei allen beliebt sein. Zum Dialog kann ich nichts sagen, ich habe nicht mit ihm gesprochen, worüber auch.

    Das Filmteam hat ihn und dieses Gespräch wird sicher auch irgendwann im Netz sein.

    Klar, gehen Zehetmair ist Goppel ein Trampel. Zehetmair ist mehr der „hochgebildete, charmante“ Weltmann. Goppel trampelt rum, so wie es manche Kabarettisten eben auch tun. Aber Goppel erreicht wenigstens noch Wirkung, während so viele politische Kabarettisten „nur“ zum Einstimmen und Mitnicken und gelegentlichen „aber hallo“ mitreißen.

    Hildebrandt oder Schneyder gegen Goppel, das könnte ich mir gut vorstellen.

  4. (((Das Menscheln habe ich

    (((Das Menscheln habe ich nicht direkt auf diesen Herrn bezogen. Es gehört halt auch mit zum Training, genau wie das Volkstümeln und es wäre in diesem Kontext wohl auch ein wenig fehl am Platze gewesen? Was ich eigentlich damit meine: hier stehen uns keine „Menschen“, schon gar keine „Mit-Menschen“ mehr gegenüber, wir haben es in dieser Landschaft mit mehr oder weniger* gut gespielten „Rollen“ zu tun.
    *(Was ja auch das eine oder andere Mal durchaus Anlass zur Heiterkeit bieten kann.) )))

  5. Das würde ich so, pars pro

    Das würde ich so, pars pro toto, nicht unterschreiben. Gewiss spielen die Rollen, sie sind ja auch eine Rolle. Doch geben diese Menschen etwas von sich, dem man entweder zustimmen kann, das man bezweifeln kann oder das man falsch findet (oder sonst was). Und das sind eben auch Inhalte und konkrete politische Absichten etc. pp.

    Man täte ganz falsch, wenn man dies nicht ernst nähme. Mit-Menschen hatten wir doch als Kulturstaatsminister (so wie Nida-Rümelin oder Naumann). Die, besonders Naumann, waren aber als Politiker nicht immer sehr effektiv. Das politische Geschäft macht es Quereinsteigern nicht gerade leicht.

    Was Goppel sagte, das höre ich mir auch an, wenn ich es bisweilen nicht teile. Aber ich merke, wie schwer es fällt, überhaupt zu bemerken, wo er faselt. Er hat, das politische Geschäft betreffend einfach mehr drauf als ich und wohl auch als die Teilnehmer und Zuhörer im Saal insgesamt.

    Jedenfalls, nur weil er CSU ist und Politiker, hat er ja nicht falsche Ansichten oder macht er falsche Beobachtungen.

    Warum sollte ich nicht auch einmal die Waffen strecken können (müssen). Es gibt viele Sachen in diesem Land, die ich für falsch halte, auch viele Entwicklungen im Bereich der Kultur, die ich nicht gerade für glücklich halte, dennoch wäre es grundlegend falsch (für mich), wenn ich nicht versuchte, auch einmal die Sichtweise eines anderen (nicht aller), nachzuvollziehen. Das versuche ich auch, egal, ob der/das Gegenüber GEMA oder Phonoverband heißt, ob jemand von der PDS oder der CSU ist, ob er Fußball-Fan ist oder Mozart vergöttert.

    Pars pro toto geht jedenfalls nicht und liegt mir fern.

  6. Das eine schließt das

    Das eine schließt das andere nicht aus.
    Man kann doch auch die Inhalte, die von Rollenspielern abgesondert werden kritisch hinterfragen.

    Was ich viel gefährlicher finde, das ist diese hypnotische Einlullpotenz der Rollenspieler und die Frage, welches Ziel sie, abgesehen von Macht, Kohle und Bewunderung, eigentlich verfolgen.

    Das Allgemeinwohl ist es schon lange nicht mehr, deshalb wäre ich mit dem Nachvollziehen der Sichtweisen schon vorsichtiger, denn hier ist nicht nur der Blickwinkel, sondern schon das Objekt der Betrachtnug ein anderes.

  7. Mit dem Allgemeinwohl ist

    Mit dem Allgemeinwohl ist das so eine Sache. Goppel erzählte einiges über die Entscheidungsfindung in seinem Ressort gegenüber auch anderen Ressorts. Ich hatte nicht den Eindruck gewonnen, er sei ein schlechter Verwalter in seinem Amt.

    Man könnte da höchstens dann fordern, das Kunst- und Kulturressort sei abzugeben.

    Ganz anders als Goppel kann man aber die Frage im Bildungssektor sehen, insbesondere was das Verhältnis Bund/Länder angeht. Ich hatte schon den Eindruck, dass er sich für die von ihm genannten Bereiche im Sektor Musik einsetzt und dass er bestimmte Entwicklungen ablehnt (braucht Würzburg eigens eine Orgelprofessur) oder das, was Juancho in Augsburg mitbekommen hat.

    Es ist doch wohl umgekehrt auch so, dass der Allgemeinheit gleichwohl nicht immer das Allgemeinwohl naheliegt. Das kennst du doch auch aus eigenen Erfahrungen. Und insofern sind wir doch alle nur Rollenspieler.

    Der Kultursektor ist besonders verpennt und denkt nicht gerne über das eigene Ressort hinaus. Und umgekehrt denkt man dort auch nicht besonders tief mehr. Die meisten sind nur noch interessiert an Rezepten und an plumpen Anpassungsvorgängen. Aha, die Medien- und KulturForschung hat folgendes ermittelt, also müssen wir dies und das machen. Besonders eigenentwickelt ist man speziell im Bereich Musik nicht. Nach dem Ganzen zu fragen, schickt sich nicht mehr, nach Ursachen zu forschen gilt als sinnlose Spinnerei; gleichzeitig hält man humanistische Werte hoch auf Transparenten und wirbt für das Gute und Schlaue in der Musik.

    Doch dabei geht es kaum noch um Musik selbst. Alles wird zur reinen Funktionalität für irgend etwas reduziert. Und zugleich will man die musische Bildung zum Allheilmittel machen. Der Wert der Kreativität, den dann manche mancherorts herausrufen, ist längst destruiert.

    Ich mag das ganze nicht mehr hören. Musik ist eben Opium fürs Volk – und aus ists.

  8. „Es ist doch wohl

    „Es ist doch wohl umgekehrt auch so, dass der Allgemeinheit gleichwohl nicht immer das Allgemeinwohl naheliegt. Das kennst du doch auch aus eigenen Erfahrungen. Und insofern sind wir doch alle nur Rollenspieler.“
    Stopp!
    Weder Oma Krawuttke, noch Du, noch ich sind vom Volk gewählt, um deren Wohl zu vertreten, gelle?
    (Dass wir das dennoch tun sollten (und vielleicht in manchen Fällen auch mehr tun, als unsere gewählten Damen und Herren) steht nun wieder auf einem ganz anderen Blatt.)

    Ansonsten stimme ich Dir vollkommen zu – so weit mein Bildungshorizont eine Beurteilung solcher Fragen überhaupt zulässt.
    😉

  9. 😉 Da sei ich nicht gegen.

    😉 Da sei ich nicht gegen. Sie sind gewählt! Und von wem? Dem, wie Semmel sagt, dem Souverän. Letztlich wählen eben die dümmsten Kälber ihre Schlächter selber.

    Und wem das nicht gefällt, der muss die Damen und Herren aus der Politik eben quälen, so schwer das eben ist. Noch wählen ja nicht die Vorstandsvorsitzenden von irgendwas die Volksvertreter, sie wählen sie auch nur mit (mit wenigen Stimmen von sich).

    Den Dreck hat man da – und da kann man sich nicht aus der Verantwortung stehlen, wie es in manchem Blog gerne der Fall ist.

    „Wir sind das Volk“ riefen einmal welche, ich hätte lieber gehört, „Wir sind der Staat.“ [Selbst das ist zwar auch noch einigermaßen illusorisch und wohl ein hohler Trost, aber wie anders sollte es denn sonst gehen.]

    Es hängt vieles davon ab, ob man sich nasführen lassen will oder nicht. Momentan sind wir wohl eher in so einer Phase. Man fühlt sich betrogen offenbar besser. der Unterschied zwischen: „Das habe ich nicht gewollt“ und „Das habe ich nicht gewählt“ 😉

  10. Ach ja, was das Quälen

    Ach ja, was das Quälen dieser Damen und Herren angeht.
    Also, wenn mich mein klinischer Blick nicht vollkommen täuscht, und der täuscht mich selten, dann sind nicht wenige dieser DAmen und Herren nicht ganz unerheblich auf Koks oder was auch immer – was wolltest Du doch gleich mit denen machen?

  11. Was auch immer …das wär

    Was auch immer …das wär auch allzu nett, aber auch zu einfach. Die sind sehr professionell geschulte und in die Konstruktion unserer Gesellschaft verantwortlich einbezogene Menschen. Sowas haben die Chinesen vormals prima gebracht… (bin befangen, war dabei, leider ??? nicht in China, sondern bei Goppel.)).
    Herzlich:
    Theo

  12. Pressemeldung: Goppel in

    Pressemeldung: Goppel in Bild und Ton bald auf nmzMedia. Schnitt abgeschlossen, dürfte noch diese Woche online gehen.

    MfG

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