Im Bundestag notiert:
Berlin: (hib/MPI) Die Probleme mit der Software A2LL für das Arbeitslosengeld II bleiben gravierend und verursachen Kosten in Millionenhöhe. Mit der vollen Funktionalität sei erst in der zweiten Jahreshälfte 2007 zu rechnen, schreibt die Bundesregierung in ihrer Antwort (16/1469) auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen (16/1014).
Allerdings würden gesetzliche Neuregelungen zu einer weiteren Verzögerung führen, heißt es. Das ist wahrscheinlich, denn das Inkrafttreten des Hartz-IV-Fortentwicklungsgesetzes ist für den 1. August 2006 geplant.
Die Regierung schreibt, eine „genauere zeitliche Planung“ könne „erst nach Vorlage der gesetzlichen Anforderungen erfolgen“. Die Pannen kosten: Bislang habe die Bundesagentur für Arbeit (BA) den Schaden auf knapp 28 Millionen Euro beziffert, so die Regierung.
Hinzu kämen zumindest die Kosten, die durch die Überzahlung von Krankenkassenbeiträgen und deren Rückabwicklung entstanden sind. Zu einer Schätzung, wie hoch die Kosten bis zur Behebung der Probleme insgesamt sein werden, sieht sich die Regierung nach eigener Darstellung derzeit nicht in der Lage.
In der Antwort heißt es, zur Kompensation der Software-Probleme seien zurzeit 82 „Umgehungslösungen“ notwendig, die einen erheblichen Zeitaufwand für die BA-Mitarbeiter bedeuteten. Auch die beschlossene Einbeziehung von Unter-25-Jährigen in die Bedarfsgemeinschaft ihrer Eltern müsse mit einer „Umgehungslösung“ zum geplanten Zeitpunkt 1. Juli 2006 umgesetzt werden, die Software sei dazu nicht vor Anfang 2007 in der Lage.
Ob es dann überhaupt noch Bedarf gibt, dann, Mitte 2007?
Die Software hätte nach Angaben der Regierung bereits zum 1. April 2004 zur Abnahme bereitgestellt werden müssen. Wegen gravierender Mängel sei die Abnahme bis heute nicht erfolgt. Weiter heißt es, für die Erstellung von A2LL, Konzepte, Lizenzen und Schulungen sei von der BA und der Telekomtochter T-Systems ein Vertragsvolumen von 15,69 Millionen Euro brutto vereinbart worden.
Für Betriebsunterstützungsleistungen seien 32,74 Millionen Euro brutto hinzugekommen.
Naja, Peanuts eben. Alles nicht so wichtig.
Im Bundestag notiert:
Berlin: (hib/MPI) Die Probleme mit der Software A2LL für das Arbeitslosengeld II bleiben gravierend und verursachen Kosten in Millionenhöhe. Mit der vollen Funktionalität sei erst in der zweiten Jahreshälfte 2007 zu rechnen, schreibt die Bundesregierung in ihrer Antwort (16/1469) auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen (16/1014).
Allerdings würden gesetzliche Neuregelungen zu einer weiteren Verzögerung führen, heißt es. Das ist wahrscheinlich, denn das Inkrafttreten des Hartz-IV-Fortentwicklungsgesetzes ist für den 1. August 2006 geplant.
Die Regierung schreibt, eine „genauere zeitliche Planung“ könne „erst nach Vorlage der gesetzlichen Anforderungen erfolgen“. Die Pannen kosten: Bislang habe die Bundesagentur für Arbeit (BA) den Schaden auf knapp 28 Millionen Euro beziffert, so die Regierung.
Hinzu kämen zumindest die Kosten, die durch die Überzahlung von Krankenkassenbeiträgen und deren Rückabwicklung entstanden sind. Zu einer Schätzung, wie hoch die Kosten bis zur Behebung der Probleme insgesamt sein werden, sieht sich die Regierung nach eigener Darstellung derzeit nicht in der Lage.
In der Antwort heißt es, zur Kompensation der Software-Probleme seien zurzeit 82 „Umgehungslösungen“ notwendig, die einen erheblichen Zeitaufwand für die BA-Mitarbeiter bedeuteten. Auch die beschlossene Einbeziehung von Unter-25-Jährigen in die Bedarfsgemeinschaft ihrer Eltern müsse mit einer „Umgehungslösung“ zum geplanten Zeitpunkt 1. Juli 2006 umgesetzt werden, die Software sei dazu nicht vor Anfang 2007 in der Lage.
Ob es dann überhaupt noch Bedarf gibt, dann, Mitte 2007?
Die Software hätte nach Angaben der Regierung bereits zum 1. April 2004 zur Abnahme bereitgestellt werden müssen. Wegen gravierender Mängel sei die Abnahme bis heute nicht erfolgt. Weiter heißt es, für die Erstellung von A2LL, Konzepte, Lizenzen und Schulungen sei von der BA und der Telekomtochter T-Systems ein Vertragsvolumen von 15,69 Millionen Euro brutto vereinbart worden.
Für Betriebsunterstützungsleistungen seien 32,74 Millionen Euro brutto hinzugekommen.
Naja, Peanuts eben. Alles nicht so wichtig.
Wenn ein Projekt so grandios
Wenn ein Projekt so grandios scheitert, dann kann das zwei Ursachen haben: Unfähigkeit auf der Seite des Auftraggebers und Unfähigkeit auf der Seite des Auftragnehmers. Ich vermute, dass die eigentliche Ursache beim Auftraggeber liegt:
Die Gesetze und Bestimmungen rund um Hartz-IV sind derart kompliziert, dass sie schon auf dem Papier sehr schwer zu erläutern sind. Jetzt erkläre man diese aufgeblähten und komplizierten Gesetze einem Software-Entwickler, dessen Arbeit auf Logik und Regeln beruht. Dort /muss/ es einfach Reibungsverluste geben. Dazu kommen die vielen Änderungen. Ich weiß, dass viele Leute schon aus Schadenfreude über diesen speziellen Auftragnehmer lachen, aber das trifft IMHO nicht das ganze Problem. Die Bundesagentur(anstalt) hat ja schon ganz andere Dinge in den Sand gesetzt …
Aus eigener Erfahrung: es ist sehr schwer, für öffentliche Behörden zu programmieren und dabei die Gelassenheit zu bewahren. Es kann passieren, dass Du zehn Ansprechpartner hast, die etwas zu dem Projekt zu sagen haben, davon kannst Du mit zwei Leuten über technische Dinge sprechen. Die anderen verwenden entscheidende Teile ihrer Arbeitszeit für Leerlauf (Beratungen, formelle Dinge, Grabenkämpfe, Absicherung). Dafür haben die beiden verständigen Leute keine Zeit, deshalb haben sie auch nichts zu entscheiden 😉
Da du aus Erfahrung sprichst
Da du aus Erfahrung sprichst aber ähnliches auch außerhalb von Behörden durchaus der Fall sein (so kenne ich es), wundert es nicht, wieviel rein organisatorisch zum Scheitern verurteilt ist – von Anfang an.
Die Notiz aus dem Bundestag gibt auch an, dass sogar eine Neuausschreibung infrage käme. Wer wollte sich darum reißen – nach solchen Erfahrungen?
Im Zweifel kippt ohnehin alles. Was mir so suaer aufstößt, ist, dass wieder einmal ein „so wichtiges“ und fragwürdiges Gesetzesvorhaben nicht auch nur ansatzweise, auch unanhängig von den Softwareproblemen, durchdacht worden ist. Und das bezeichne ich als amateurhaft, eher besser noch als schlampig. Das unter rot-grün! Furchtbar.
Um dieses Projekt zum
Um dieses Projekt zum Arbeitslosengeld würden sich jetzt sicher nur noch große Wirtschaftsberatungsfirmen bewerben, die zum Programmieren Sub-Unternehmer und Sub-Sub-Unternehmer vertraglich binden. Damit wäre der nächste Misserfolg garantiert 😉
Na klar: man trifft in der Wirtschaft auch auf überforderte Entscheider. Keine Frage. Aber im öffentlichen Bereich sind es gleich so viele am selben Ort …
Ich möchte aber noch ergänzen, dass die Größenordnung meiner Arbeit /wesentlich/ kleiner und der Auftrag einigermaßen durchschaubar war. Leider lag er an der Stelle, wo /alle/ mitreden wollen: nämlich bei den Druckausgaben. Am Ende bin ich sogar ohne Blessuren aus der Sache herausgekommen …
Da hast du aber Glück
Da hast du aber Glück gehabt. Ich könnte da auch Geschichten erzähen, nur wären die ungleich langweiliger.