Heute auf der Zugfahrt meine Lektüre, jetzt auch komplett bei brand eins zu lesen.
Der Beitrag des Einzelnen zählt nur im Zusammenspiel mit anderen. Je mehr ich als Einzelner leiste, je mehr ich mit meinen Talenten wuchere desto höher ist der Ertrag für die Gemeinschaft. Und deshalb ist es fatal, dass wir ein Steuersystem haben, das sagt: Je mehr du durch deine Leistung beiträgst, desto mehr Steuern musst du bezahlen, und zwar progressiv. Unterm Strich bedeutet das: Wer den Willen hat, mehr für die Gemeinschaft beitragen zu wollen, der wird eingebremst.
Aus: brand eins Magazin – Inhalte
Bisher kannte ich ähnliche Ideen nur von Oskar Negt oder dem Kreis um die Berliner Politologen Grottian und Wolf-Dieter Narr. Hier ist es ein Unternehmer (Götz W. Werner, Gründer der dm Drogeriemärkte), der sich für eine Art Grundeinkommen einsetzt.
Das könnte für viele, die gegen ihren Willen von der Arbeit befreit worden sind, zynisch klingen.
Weil wir immer noch in den alten Paradigmen festhängen: Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen. Das steckt tief drin, das ist ein altes puritanisches Paradigma. Aber wenn wir genau hinsehen, haben wir uns längst davon verabschiedet. Die ganze Altersversorgung hebt darauf ab, dass die Menschen im Alter einen Anspruch haben, von der Gesellschaft versorgt zu werden. Wir zahlen Kindergeld, weil auch Minderjährige mit entsprechenden Gütern und Dienstleistungen versorgt werden sollen. Ein Teil der Bevölkerung wird über die finanzielle Arbeitslosenunterstützung und Sozialhilfe versorgt, ein anderer Teil muss nicht arbeiten, weil er von den geldlichen Früchten eines Vermögens lebt
Konkret stehen 26,5 Millionen regulär Beschäftigten 20 Millionen Rentner, 5 Millionen Arbeitslose und 2 Millionen Bezieher von Sozialhilfe oder Arbeitslosengeld II gegenüber. Die Bezieher von Kindergeld oder Bafög sind da noch nicht mitgerechnet.
Und doch ist in unseren Köpfen noch immer verkoppelt, dass Einkommen aus Arbeit resultiert. Genau das müssen wir trennen: Das eine ist das Einkommen — und das andere ist, dass jemand unter uns lebt, der seine Talente, seine Fähigkeiten einbringt, um für andere zu arbeiten.
Oder für sich?
Das ist das zweite Paradigma, von dem wir uns lösen müssen: der Irrglaube, man arbeite für sich und lebe von seinem geldlichen Einkommen. Zum einen entsteht das Einkommen nicht durch meine Arbeit, sondern dadurch, dass andere eine Leistung für die Gemeinschaft durch ihre Gegenleistung — vorübergehend durch das dazwischentretende Geld — honorieren, sei es bei brand eins, dm oder anderswo. Zum anderen kann ich von meinem Einkommen nicht leben — es sei denn, ich esse Euro-Scheine oder Kreditkarten. Ich bin darauf angewiesen, dass andere für mich arbeiten und konsumfähige Güter und Dienstleistungen herstellen, so dass ich Brot, Milch, Eier, Zucker oder Käse kaufen kann.
Ich gestehe, die Idee hat etwas für sich und den Haken bei der Sache sehe ich nicht — vielleicht auch, weil mir der Gedanke zu sympathisch ist. Einen Einwand kann Götz W. Werner auch geschickt abfedern:
Bei der Konsumsteuer dagegen wird nur das untergehende, das verbrauchte Produkt besteuert — das ist auch ein wichtiger Unterschied zur Ökosteuer: Die Ökosteuer wird nicht am Pol des Konsums, sondern am Pol der Erzeugung erhoben. Als wäre es kein Unterschied, ob ich mit dem Benzin einen Panzer betanke oder einen Krankenwagen.
Das heißt, auch die Konsumsteuer steuert: Was für das Gemeinwesen gut ist, wird niedrig, was nicht so gut ist, hoch besteuert?
So sollte es sein.
Und wer bestimmt, was gut ist und was nicht?
Der gesamtgesellschaftliche, parlamentarisch legitimierte Konsens.
Also die Regierung. Ist da nicht wieder Raum für jede Menge Ideologie?
Sicher, aber das ist doch immer unser Los. Entscheidend ist für mich, dass wir Methoden und Werkzeuge entwickeln, die möglichst wenige Kollateralschäden zur Folge haben. Dass der Staat Geld braucht, ist klar. Wenn er es aber auf eine Weise erhebt, dass dadurch Investitionsentscheidungen fehlgeleitet werden und Menschen ihren Beitrag nicht mehr leisten — dann ist das ein Kollateralschaden. Mit der Konsumsteuer sind diese Schäden geringer, es gibt keine Diskussionen mehr über Abschreibungen, die Bilanzen könnten viel transparenter, offener und damit richtiger sein. Und es müssten auch viel weniger Produktionen ins Ausland verlagert werden. Deutschland würde ein absolutes Steuerparadies — obwohl ich sicher bin: Die anderen würden schnell hinter den Trick kommen.
Nur ein Trick?
Heute auf der Zugfahrt meine Lektüre, jetzt auch komplett bei brand eins zu lesen.
Der Beitrag des Einzelnen zählt nur im Zusammenspiel mit anderen. Je mehr ich als Einzelner leiste, je mehr ich mit meinen Talenten wuchere desto höher ist der Ertrag für die Gemeinschaft. Und deshalb ist es fatal, dass wir ein Steuersystem haben, das sagt: Je mehr du durch deine Leistung beiträgst, desto mehr Steuern musst du bezahlen, und zwar progressiv. Unterm Strich bedeutet das: Wer den Willen hat, mehr für die Gemeinschaft beitragen zu wollen, der wird eingebremst.
Aus: brand eins Magazin – Inhalte
Bisher kannte ich ähnliche Ideen nur von Oskar Negt oder dem Kreis um die Berliner Politologen Grottian und Wolf-Dieter Narr. Hier ist es ein Unternehmer (Götz W. Werner, Gründer der dm Drogeriemärkte), der sich für eine Art Grundeinkommen einsetzt.
Das könnte für viele, die gegen ihren Willen von der Arbeit befreit worden sind, zynisch klingen.
Weil wir immer noch in den alten Paradigmen festhängen: Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen. Das steckt tief drin, das ist ein altes puritanisches Paradigma. Aber wenn wir genau hinsehen, haben wir uns längst davon verabschiedet. Die ganze Altersversorgung hebt darauf ab, dass die Menschen im Alter einen Anspruch haben, von der Gesellschaft versorgt zu werden. Wir zahlen Kindergeld, weil auch Minderjährige mit entsprechenden Gütern und Dienstleistungen versorgt werden sollen. Ein Teil der Bevölkerung wird über die finanzielle Arbeitslosenunterstützung und Sozialhilfe versorgt, ein anderer Teil muss nicht arbeiten, weil er von den geldlichen Früchten eines Vermögens lebt
Konkret stehen 26,5 Millionen regulär Beschäftigten 20 Millionen Rentner, 5 Millionen Arbeitslose und 2 Millionen Bezieher von Sozialhilfe oder Arbeitslosengeld II gegenüber. Die Bezieher von Kindergeld oder Bafög sind da noch nicht mitgerechnet.
Und doch ist in unseren Köpfen noch immer verkoppelt, dass Einkommen aus Arbeit resultiert. Genau das müssen wir trennen: Das eine ist das Einkommen — und das andere ist, dass jemand unter uns lebt, der seine Talente, seine Fähigkeiten einbringt, um für andere zu arbeiten.
Oder für sich?
Das ist das zweite Paradigma, von dem wir uns lösen müssen: der Irrglaube, man arbeite für sich und lebe von seinem geldlichen Einkommen. Zum einen entsteht das Einkommen nicht durch meine Arbeit, sondern dadurch, dass andere eine Leistung für die Gemeinschaft durch ihre Gegenleistung — vorübergehend durch das dazwischentretende Geld — honorieren, sei es bei brand eins, dm oder anderswo. Zum anderen kann ich von meinem Einkommen nicht leben — es sei denn, ich esse Euro-Scheine oder Kreditkarten. Ich bin darauf angewiesen, dass andere für mich arbeiten und konsumfähige Güter und Dienstleistungen herstellen, so dass ich Brot, Milch, Eier, Zucker oder Käse kaufen kann.
Ich gestehe, die Idee hat etwas für sich und den Haken bei der Sache sehe ich nicht — vielleicht auch, weil mir der Gedanke zu sympathisch ist. Einen Einwand kann Götz W. Werner auch geschickt abfedern:
Bei der Konsumsteuer dagegen wird nur das untergehende, das verbrauchte Produkt besteuert — das ist auch ein wichtiger Unterschied zur Ökosteuer: Die Ökosteuer wird nicht am Pol des Konsums, sondern am Pol der Erzeugung erhoben. Als wäre es kein Unterschied, ob ich mit dem Benzin einen Panzer betanke oder einen Krankenwagen.
Das heißt, auch die Konsumsteuer steuert: Was für das Gemeinwesen gut ist, wird niedrig, was nicht so gut ist, hoch besteuert?
So sollte es sein.
Und wer bestimmt, was gut ist und was nicht?
Der gesamtgesellschaftliche, parlamentarisch legitimierte Konsens.
Also die Regierung. Ist da nicht wieder Raum für jede Menge Ideologie?
Sicher, aber das ist doch immer unser Los. Entscheidend ist für mich, dass wir Methoden und Werkzeuge entwickeln, die möglichst wenige Kollateralschäden zur Folge haben. Dass der Staat Geld braucht, ist klar. Wenn er es aber auf eine Weise erhebt, dass dadurch Investitionsentscheidungen fehlgeleitet werden und Menschen ihren Beitrag nicht mehr leisten — dann ist das ein Kollateralschaden. Mit der Konsumsteuer sind diese Schäden geringer, es gibt keine Diskussionen mehr über Abschreibungen, die Bilanzen könnten viel transparenter, offener und damit richtiger sein. Und es müssten auch viel weniger Produktionen ins Ausland verlagert werden. Deutschland würde ein absolutes Steuerparadies — obwohl ich sicher bin: Die anderen würden schnell hinter den Trick kommen.
Nur ein Trick?
„eine Art
„eine Art Grundeinkommen“ – und völlige Steuerbefreiung für Wirtschaft und Vermögende. Worin besteht eigentlich die „Leistung“, die angeblich steuerlch bestraft wird? Soweit ich mich zurückerinnern kann, haben Arbeiter und Angestellte etwas geleistet. Den Mehrwert (huhu Kalle Marx!) streicht das Unternehmen ein, der Manager sahnt sein Teil davon ab. Ob Herr Werner auch auf Firmenkosten Callgirls bestellt? Diese Frage wurde bei dem Interview „vergessen“ (nudge nudge wink wink).
Dicki, ich bin mir da nicht
Dicki, ich bin mir da nicht so sicher. Voraussetzung des Ganzen ist doch diese: Dass ja immer weniger Menschen arbeiten „müssen“ – und viele schon gar nicht können (aus Mangel) oder nicht dürfen. Wenn keiner mehr arbeitet, weil alles von Maschinen gemacht wird, wer soll dann von nichts etwas kaufen. So habe ich es jedenfalls gelernt: Der „gute“ Kapitalismus muss sich schließlich seine Absatzmärkte selbst erhalten, sonst erledigt er sich von selbst.
Und was macht denn der „Arbeiter“, der keinen Mehrwert herstellt (im eigentlichen Sinn?); also der Arzt, der Professor, der Lehrer ? Oder der Arbeiter, der zweifelhaften Mehrwert herstellt (in der Munitionsfabrik, im Atonkraftwerk )? Was ist mit dem steigenden Anteil des noch sog. Lumpenproletariats? Hat eine Gesellschaftstheorie, die nur auf die Hälfte der Bevölkerung (der arbeitenden) abzielt überhaupt eine Chance auf Zukunft.
Was mir nicht ganz klar ist an den Vorstellungen Werners, ist vielmehr, ob das nicht alles dann in einen neuen Puritanismus übergeht.