28. Dezember 2024 Alles muss raus!

Kommentarfunktion aus

Aus einem mir selbst nicht ganz klaren Grund. Kommentarfunktion abgestellt bis auf weiteres. Ich habe festgestellt, dass ich häufig nur danach geschaut habe, ob jemand was kommentierte und nahm unkommentierte Artikel übellaunig zur Kenntnis. Das hat ja keinen Sinn. Daher: Vorerst Schluss damit.

Ach, Semmelchen, ich wusste, dass du es verstehst.

Sagen wir mal so, ich hatte heute eine Überdosis Adorno:
Herr Doktor, das ist schön von Euch. – Es gibt nichts Harmloses mehr. Die kleinen Freuden, die Äußerungen des Lebens, die von der Verantwortung des Gedankens ausgenommen scheinen, haben nicht nur ein Moment der trotzigen Albernheit, des hartherzigen sich blind Machens, sondern treten unmittelbar in den Dienst ihres äußersten Gegensatzes. Noch der Baum, der blüht, lügt in dem Augenblick, in welchem man sein Blühen ohne den Schatten des Entsetzens wahrnimmt; noch das unschuldige Wie schön wird zur Ausrede für die Schmach des Daseins, das anders ist, und es ist keine Schönheit und kein Trost mehr außer in dem Blick, der aufs Grauen geht, ihm standhält und im ungemilderten Bewußtsein der Negativität die Möglichkeit des Besseren festhält.
[Band 4: Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben: Herr Doktor, das ist schön von Euch. Theodor W. Adorno: Gesammelte Schriften, S. 1666 (vgl. GS 4, S. 26)]

Das Zufallsgespräch mit dem Mann in der Eisenbahn, dem man, damit es nicht zu einem Streit kommt, auf ein paar Sätze zustimmt, von denen man weiß, daß sie schließlich auf den Mord hinauslaufen müssen, ist schon ein Stück Verrat; kein Gedanke ist immun gegen seine Kommunikation, und es genügt bereits, ihn an falscher Stelle und in falschem Einverständnis zu sagen, um seine Wahrheit zu unterhöhlen. (…) Umgänglichkeit selber ist Teilhabe am Unrecht, indem sie die erkaltete Welt als eine vorspiegelt, in der man noch miteinander reden kann, und das lose, gesellige Wort trägt bei, das Schweigen zu perpetuieren, indem durch die Konzessionen an den Angeredeten dieser im Redenden nochmals erniedrigt wird. Das böse Prinzip, das in der Leutseligkeit immer schon gesteckt hat, entfaltet sich im egalitären Geist zu seiner ganzen Bestialität. Herablassung und sich nicht besser Dünken sind das Gleiche. Durch die Anpassung an die Schwäche der Unterdrückten bestätigt man in solcher Schwäche die Voraussetzung der Herrschaft und entwickelt selber das Maß an Grobheit, Dumpfheit und Gewalttätigkeit, dessen man zur Ausübung der Herrschaft bedarf.
[Band 4: Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben: Herr Doktor, das ist schön von Euch. Theodor W. Adorno: Gesammelte Schriften, S. 1667 (vgl. GS 4, S. 26-27)]

Alles Mitmachen, alle Menschlichkeit von Umgang und Teilhabe ist bloße Maske fürs stillschweigende Akzeptieren des Unmenschlichen.
[Band 4: Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben: Herr Doktor, das ist schön von Euch. Theodor W. Adorno: Gesammelte Schriften, S. 1668 (vgl. GS 4, S. 27)]

Antithese. – Für den, der nicht mitmacht, besteht die Gefahr, daß er sich für besser hält als die andern und seine Kritik der Gesellschaft mißbraucht als Ideologie für sein privates Interesse. Während er danach tastet, die eigene Existenz zum hinfälligen Bilde einer richtigen zu machen, sollte er dieser Hinfälligkeit eingedenk bleiben und wissen, wie wenig das Bild das richtige Leben ersetzt. Solchem Eingedenken aber widerstrebt die Schwerkraft des Bürgerlichen in ihm selber. Der Distanzierte bleibt so verstrickt wie der Betriebsame; vor diesem hat er nichts voraus als die Einsicht in seine Verstricktheit und das Glück der winzigen Freiheit, die im Erkennen als solchem liegt.
[Band 4: Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben: Antithese. Theodor W. Adorno: Gesammelte Schriften, S. 1669 (vgl. GS 4, S. 27)]

Das einzige, was sich verantworten läßt, ist, den ideologischen Mißbrauch der eigenen Existenz sich zu versagen und im übrigen privat so bescheiden, unscheinbar und unprätentiös sich zu benehmen, wie es längst nicht mehr die gute Erziehung, wohl aber die Scham darüber gebietet, daß einem in der Hölle noch die Luft zum Atmen bleibt.
[Band 4: Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben: Antithese. Theodor W. Adorno: Gesammelte Schriften, S. 1671 (vgl. GS 4, S. 29)]

They, the people.
– Der Umstand, daß Intellektuelle meist mit Intellektuellen zu tun haben, sollte sie nicht dazu verführen, ihresgleichen für noch gemeiner zu halten als den Rest der Menschheit. Denn sie erfahren sich gegenseitig durchweg in der beschämendsten und unwürdigsten Situation von allen, der von konkurrierenden Bittstellern, und kehren sich damit fast zwangshaft untereinander die abscheulichsten Seiten zu.
[Band 4: Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben: They, the people. Theodor W. Adorno: Gesammelte Schriften, S. 1672 (vgl. GS 4, S. 29)]

Eigentumsvorbehalt. – Die Signatur des Zeitalters ist es, daß kein Mensch, ohne alle Ausnahme, sein Leben in einem einigermaßen durchsichtigen Sinn, wie er früher in der Abschätzung der Marktverhältnisse gegeben war, mehr selbst bestimmen kann.
[Band 4: Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben: Eigentumsvorbehalt. Theodor W. Adorno: Gesammelte Schriften, S. 1695 (vgl. GS 4, S. 41)]
Und nun könnte so ein Schlaumeier sagen: „Wat stellste Dir denn auch unter die Fuchtel von diesem armen Wicht da?“ Ja, und genau das will ich nicht, dass es gesagt wird. Denn das ist ja nicht das Thema. Manchmal ist es eben so, dass man von dem ganzen Pseudoaktivismus (reklamiere ich für mich, werfe ich niemandem vor) die Nase voll hat. Worum geht es denn? Transatlantisches Palaver, billiger Kuhdunk für Heinz und Herbert? Um die Fußfessel? Und „Hey Huffi, du willst dich doch nur wichtig machen.“ Und dieser Vorwurf als letzter ist der einzige, der sitzt. Aber der ist bald eh dahin, weil sich niemand daran erinnern wird, dass es hier mal möglich war, dass man kommentierte.

Die Sachen da vom Adorno sind ja geschrieben vor einiger Zeit (1943/44) etwa. Morgen fahre ich auf eine Tagung der Staatsoperette Dresden zum Thema „Operette unterm Hakenkreuz“ fahren und werde eine Radiosendung daraus machen (müssen/dürfen). Da wird man (also ich, genauer) einfach urplötzlich empfindlich.

Aber für weiteres Lese- oder Überlesefutter ist dank Timewarp-Funktion von Nucleus gesorgt. Also gute Reise zusammen. Morgen früh um 4 Uhr sieben sollte ein netter Text zum Thema „Anhalten“ erscheinen mit Musik von Beethoven, Schubert und Wagner.

Ach ja: Und außerdem habe ich gestern die Klaviersonaten op. 109, 110 und 111 von Beethoven gehört sowie einen ausgezeichneten Bericht über Bonhoeffer im Bayerischen Fernsehen gesehen. Da kann man nicht weitermachen wie zuvor. Das geht nicht.

Aus einem mir selbst nicht ganz klaren Grund. Kommentarfunktion abgestellt bis auf weiteres. Ich habe festgestellt, dass ich häufig nur danach geschaut habe, ob jemand was kommentierte und nahm unkommentierte Artikel übellaunig zur Kenntnis. Das hat ja keinen Sinn. Daher: Vorerst Schluss damit.

Ach, Semmelchen, ich wusste, dass du es verstehst.

Sagen wir mal so, ich hatte heute eine Überdosis Adorno:
Herr Doktor, das ist schön von Euch. – Es gibt nichts Harmloses mehr. Die kleinen Freuden, die Äußerungen des Lebens, die von der Verantwortung des Gedankens ausgenommen scheinen, haben nicht nur ein Moment der trotzigen Albernheit, des hartherzigen sich blind Machens, sondern treten unmittelbar in den Dienst ihres äußersten Gegensatzes. Noch der Baum, der blüht, lügt in dem Augenblick, in welchem man sein Blühen ohne den Schatten des Entsetzens wahrnimmt; noch das unschuldige Wie schön wird zur Ausrede für die Schmach des Daseins, das anders ist, und es ist keine Schönheit und kein Trost mehr außer in dem Blick, der aufs Grauen geht, ihm standhält und im ungemilderten Bewußtsein der Negativität die Möglichkeit des Besseren festhält.
[Band 4: Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben: Herr Doktor, das ist schön von Euch. Theodor W. Adorno: Gesammelte Schriften, S. 1666 (vgl. GS 4, S. 26)]

Das Zufallsgespräch mit dem Mann in der Eisenbahn, dem man, damit es nicht zu einem Streit kommt, auf ein paar Sätze zustimmt, von denen man weiß, daß sie schließlich auf den Mord hinauslaufen müssen, ist schon ein Stück Verrat; kein Gedanke ist immun gegen seine Kommunikation, und es genügt bereits, ihn an falscher Stelle und in falschem Einverständnis zu sagen, um seine Wahrheit zu unterhöhlen. (…) Umgänglichkeit selber ist Teilhabe am Unrecht, indem sie die erkaltete Welt als eine vorspiegelt, in der man noch miteinander reden kann, und das lose, gesellige Wort trägt bei, das Schweigen zu perpetuieren, indem durch die Konzessionen an den Angeredeten dieser im Redenden nochmals erniedrigt wird. Das böse Prinzip, das in der Leutseligkeit immer schon gesteckt hat, entfaltet sich im egalitären Geist zu seiner ganzen Bestialität. Herablassung und sich nicht besser Dünken sind das Gleiche. Durch die Anpassung an die Schwäche der Unterdrückten bestätigt man in solcher Schwäche die Voraussetzung der Herrschaft und entwickelt selber das Maß an Grobheit, Dumpfheit und Gewalttätigkeit, dessen man zur Ausübung der Herrschaft bedarf.
[Band 4: Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben: Herr Doktor, das ist schön von Euch. Theodor W. Adorno: Gesammelte Schriften, S. 1667 (vgl. GS 4, S. 26-27)]

Alles Mitmachen, alle Menschlichkeit von Umgang und Teilhabe ist bloße Maske fürs stillschweigende Akzeptieren des Unmenschlichen.
[Band 4: Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben: Herr Doktor, das ist schön von Euch. Theodor W. Adorno: Gesammelte Schriften, S. 1668 (vgl. GS 4, S. 27)]

Antithese. – Für den, der nicht mitmacht, besteht die Gefahr, daß er sich für besser hält als die andern und seine Kritik der Gesellschaft mißbraucht als Ideologie für sein privates Interesse. Während er danach tastet, die eigene Existenz zum hinfälligen Bilde einer richtigen zu machen, sollte er dieser Hinfälligkeit eingedenk bleiben und wissen, wie wenig das Bild das richtige Leben ersetzt. Solchem Eingedenken aber widerstrebt die Schwerkraft des Bürgerlichen in ihm selber. Der Distanzierte bleibt so verstrickt wie der Betriebsame; vor diesem hat er nichts voraus als die Einsicht in seine Verstricktheit und das Glück der winzigen Freiheit, die im Erkennen als solchem liegt.
[Band 4: Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben: Antithese. Theodor W. Adorno: Gesammelte Schriften, S. 1669 (vgl. GS 4, S. 27)]

Das einzige, was sich verantworten läßt, ist, den ideologischen Mißbrauch der eigenen Existenz sich zu versagen und im übrigen privat so bescheiden, unscheinbar und unprätentiös sich zu benehmen, wie es längst nicht mehr die gute Erziehung, wohl aber die Scham darüber gebietet, daß einem in der Hölle noch die Luft zum Atmen bleibt.
[Band 4: Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben: Antithese. Theodor W. Adorno: Gesammelte Schriften, S. 1671 (vgl. GS 4, S. 29)]

They, the people.
– Der Umstand, daß Intellektuelle meist mit Intellektuellen zu tun haben, sollte sie nicht dazu verführen, ihresgleichen für noch gemeiner zu halten als den Rest der Menschheit. Denn sie erfahren sich gegenseitig durchweg in der beschämendsten und unwürdigsten Situation von allen, der von konkurrierenden Bittstellern, und kehren sich damit fast zwangshaft untereinander die abscheulichsten Seiten zu.
[Band 4: Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben: They, the people. Theodor W. Adorno: Gesammelte Schriften, S. 1672 (vgl. GS 4, S. 29)]

Eigentumsvorbehalt. – Die Signatur des Zeitalters ist es, daß kein Mensch, ohne alle Ausnahme, sein Leben in einem einigermaßen durchsichtigen Sinn, wie er früher in der Abschätzung der Marktverhältnisse gegeben war, mehr selbst bestimmen kann.
[Band 4: Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben: Eigentumsvorbehalt. Theodor W. Adorno: Gesammelte Schriften, S. 1695 (vgl. GS 4, S. 41)]
Und nun könnte so ein Schlaumeier sagen: „Wat stellste Dir denn auch unter die Fuchtel von diesem armen Wicht da?“ Ja, und genau das will ich nicht, dass es gesagt wird. Denn das ist ja nicht das Thema. Manchmal ist es eben so, dass man von dem ganzen Pseudoaktivismus (reklamiere ich für mich, werfe ich niemandem vor) die Nase voll hat. Worum geht es denn? Transatlantisches Palaver, billiger Kuhdunk für Heinz und Herbert? Um die Fußfessel? Und „Hey Huffi, du willst dich doch nur wichtig machen.“ Und dieser Vorwurf als letzter ist der einzige, der sitzt. Aber der ist bald eh dahin, weil sich niemand daran erinnern wird, dass es hier mal möglich war, dass man kommentierte.

Die Sachen da vom Adorno sind ja geschrieben vor einiger Zeit (1943/44) etwa. Morgen fahre ich auf eine Tagung der Staatsoperette Dresden zum Thema „Operette unterm Hakenkreuz“ fahren und werde eine Radiosendung daraus machen (müssen/dürfen). Da wird man (also ich, genauer) einfach urplötzlich empfindlich.

Aber für weiteres Lese- oder Überlesefutter ist dank Timewarp-Funktion von Nucleus gesorgt. Also gute Reise zusammen. Morgen früh um 4 Uhr sieben sollte ein netter Text zum Thema „Anhalten“ erscheinen mit Musik von Beethoven, Schubert und Wagner.

Ach ja: Und außerdem habe ich gestern die Klaviersonaten op. 109, 110 und 111 von Beethoven gehört sowie einen ausgezeichneten Bericht über Bonhoeffer im Bayerischen Fernsehen gesehen. Da kann man nicht weitermachen wie zuvor. Das geht nicht.

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