24. November 2024 Alles muss raus!

Kaffehaus

Kaffeehaus

Du hast Sorgen, sei es diese, sei es jene — ins Kaffeehaus!
Sie kann, aus irgend einem , wenn auch noch so plausiblen Grunde, nicht zu dir kommen — ins Kaffeehaus!
Du hast zerrissene Stiefel — Kaffeehaus!
Du hast 400 Kronen Gehalt und gibst 500 aus — Kaffeehaus!
Du bist korrekt sparsam und gönnst Dir nichts — Kaffehaus!
Du bist Beamter und wärest gern Arzt geworden — Kaffeehaus!
Du findest keine, die Dir paßt — Kaffeehaus!
Du stehst innerlich vor dem Selbstmord — Kaffeehaus!
Du haßt und verachtest die Menschen und kannst sie dennoch nicht missen — Kaffeehaus!
Man kreditiert Dir nirgends mehr — Kaffeehaus!

Peter Altenberg

Ein Gedicht aus einer Zeit, da es alles noch nicht so kompliziert war. Die Kaffeehäuser von heute sind immer seltener solche Stationen der regenerativen Flucht. Umso schöner, dass ein solches doch direkt ein Haus weiter von meiner Wohnung liegt. Da kommt man von einer langen Fahrt heim, wurde gar herrlich chauffiert und bittet dann den lieben Fahrer zu einem abschließenden Espresso am Konditoren-Tisch. Da mag man noch so ungllücklich sein mit so einer Stadt, plötzlich fühlt man sich daheim. Der Konditor erklärt einem die Welt und einen selbst. Er registriert die feinste Veränderung der eigenen Seele, teils mit (mit)wissendem Grinsen, teils voll Überraschung, teils mit Genugtuung. Man sitzt noch nach Geschäftsschluss so da, unterhält sich über Arafat und bekommt Antowrten auf die Frage, was denn in den letzten fünf Tagen so in der Welt passiert ist. Man dreht die Münzen zwischen Schily und Beckstein, zwischen den total verkommenen 68ern, die ihren Controllern in den Arsch kriechen. Verfassungsrechtliche Fragen treten hinzu und noch ein Gast, ein angeheirateter Doktor der Jurisprudenz. Ein Keks wird gereicht. Jeder nimmt jeden auf den Arm. Kaffeehaus!

Und am besten, man sucht sich eine Schokolade, handgetafelt selbstredend, aus.

Kaffeehaus

Du hast Sorgen, sei es diese, sei es jene — ins Kaffeehaus!
Sie kann, aus irgend einem , wenn auch noch so plausiblen Grunde, nicht zu dir kommen — ins Kaffeehaus!
Du hast zerrissene Stiefel — Kaffeehaus!
Du hast 400 Kronen Gehalt und gibst 500 aus — Kaffeehaus!
Du bist korrekt sparsam und gönnst Dir nichts — Kaffehaus!
Du bist Beamter und wärest gern Arzt geworden — Kaffeehaus!
Du findest keine, die Dir paßt — Kaffeehaus!
Du stehst innerlich vor dem Selbstmord — Kaffeehaus!
Du haßt und verachtest die Menschen und kannst sie dennoch nicht missen — Kaffeehaus!
Man kreditiert Dir nirgends mehr — Kaffeehaus!

Peter Altenberg

Ein Gedicht aus einer Zeit, da es alles noch nicht so kompliziert war. Die Kaffeehäuser von heute sind immer seltener solche Stationen der regenerativen Flucht. Umso schöner, dass ein solches doch direkt ein Haus weiter von meiner Wohnung liegt. Da kommt man von einer langen Fahrt heim, wurde gar herrlich chauffiert und bittet dann den lieben Fahrer zu einem abschließenden Espresso am Konditoren-Tisch. Da mag man noch so ungllücklich sein mit so einer Stadt, plötzlich fühlt man sich daheim. Der Konditor erklärt einem die Welt und einen selbst. Er registriert die feinste Veränderung der eigenen Seele, teils mit (mit)wissendem Grinsen, teils voll Überraschung, teils mit Genugtuung. Man sitzt noch nach Geschäftsschluss so da, unterhält sich über Arafat und bekommt Antowrten auf die Frage, was denn in den letzten fünf Tagen so in der Welt passiert ist. Man dreht die Münzen zwischen Schily und Beckstein, zwischen den total verkommenen 68ern, die ihren Controllern in den Arsch kriechen. Verfassungsrechtliche Fragen treten hinzu und noch ein Gast, ein angeheirateter Doktor der Jurisprudenz. Ein Keks wird gereicht. Jeder nimmt jeden auf den Arm. Kaffeehaus!

Und am besten, man sucht sich eine Schokolade, handgetafelt selbstredend, aus.

kritische masse newsletter

Wir senden keinen Spam! Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung.

3 Kommentare

  1. Handgetafelt und

    Handgetafelt und saulecker!
    Wenn ich das nach dieser, statistisch nicht ganz repräsentativen Stichprobe einmal so ganz unwissenschaftlich sagen darf…
    🙂

  2. Ach. Ein Feinschmeckerblog?

    Ach. Ein Feinschmeckerblog? Kaffeehausliteratur und Schokolade vom Feinsten. Nun ja. Godiva-Schokolade is eh nur was für Exil-Belgier oder die Nachbarn von Karstadt in Köln. Nicht wahr?

Kommentare sind geschlossen.