22. November 2024 Alles muss raus!

Hochbetonik (Detmerode)

Kaltmamsell mag Hochbetonik. Das hatten prima im Stadtteil Detmerode der Fussballstadt (blöde Heimverlierer gestern) gerne gebaut.

Gemischte Bauweise, mal hoch mal breit. Dazwischen viel grün. Das Foddo stammt aus der Reihe meiner ersten Bilder mit der Zorki. Transportprobleme sieht man an den Streifen auf dem Foddo. Aber zurück.

Der Detmeroder (etwa 16.000 Einwohner) Volksmund nannte diesen Doppelhochbetonzahnkomplex „Don Camillo und Pepone“ — vielleicht wohnten gerade viele italienische Gastarbeiter dortdrin. Normal sterbliche wagten sich da nicht einmal in die Nähe. Die Gegend galt nicht als besonders sicher. Nachts machte man einen großen Bogen — und derer gab es in Detmerode viele. Leider haben diese Gebäude auch zahlreiche Selbstmörder angezogen. Stehen tun sie beide immer noch (die Gebäude). Man hat sie gottlob nicht angemalt oder anders verschandelt. Betonkunst vom feinsten und angeblich drinnen sogar bequem. Die Fahrstühle von Don Camillo galten Insidern als rauschfördernde Fortbewegungsmittel mit Absturzadrenalinausschüttungspotential (ah, wie ich lange Worte doch mag).

Naja, jetzt muss ich zum Notessenfassen zu meinem Konditor in die Tiefe der Menschen herabsteigen.

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5 Kommentare

  1. Von 82 bis 90 hab ich in

    Von 82 bis 90 hab ich in einem 11stöckigen Pepone gewohnt. Für die meisten Bewohner war das größte Ereignis am Tag der Breifträger. Unten drinne ne Kneipe, die nicht von dieser Welt war. Ab und an mal ein paar Flaschen Bier gekauft und immer darauf geachtet, dass man den Rücken frei hatte. Ich hab im %ten Stock gewohnt. In der Zeit, in der ich da wohnte, hatten wir 2 Suizide. Einer durch springen, der andere durch Tabletten. Ich war verdammt froh, als ich 90 da raus bin. Obwohl die Parties, die wir in meiner Butze gefeiert haben, legendär waren. Auch bei den Nachbarn…

  2. Ich meinte „Hoch-“ im

    Ich meinte „Hoch-“ im Gegensatz zur Frühbetonik oder zur derzeit herrschenden Neobetonik.
    Weil (pssssst!): Ich komm doch aus Ingolstadt. Da wo es dieses Theater/Konzerthausmonster im Stile der Hochbetonik gibt. Das allein schon habe ich immer sehr geliebt. In langweiligen Konzerten oder beim Warten auf den Auftritt bei Musikschul-Massenauftrieben konnte ich mich stundenlang in die Holzmuster der Verschalung in den Betonwänden vertiefen. Warten’S, ich hab da eine alte Postkarte, die scanne ich mal kurz ein.

  3. Kaltmamsell, ich saß da

    Kaltmamsell, ich saß da wohl auf der Leitung. Ein wunderbares Beispiel (bitte wenden sie sich an http://www.vorspeisenplatte…).
    Ein tolltes Foddo Kaltmamsell. Wolfsburg ist ja die Hochburg der diversen Betoniken. So eine Stadt, die ja eigentlich extrem jung ist (anno 1938 als Stadt des KDF-Wagens gegründet aus den Dörfen …)

    Semmel, das ist aufschlussreich. Ich musste derlei Gebäude bisher nicht bewohnen. Aber die Sache mit dem Postboten fiel mir unterdes auch ein. Also der Wall von Briefkästen in Camillo. Ich kannte da auch einen, den ich ein- oder zweimal besucht habe. Der war ein begnadeter Organist. In so einem Gebäude hätte man locker auch eine 64-Fuß, wenn nicht gar 128-Fuß-Pfeife unterbringen können.

  4. @Kaltmamsell: jutes picture.

    @Kaltmamsell: jutes picture. Und in der Tat, ich kann die rauschfördernde Experimentierfreude in den Fahrstühlen des Don Camillo mit Beginn seiner Fertigstellung nur bestätigen. Selbst entfernteste Detmeroder suchten dieses Gebäude auf, um vertikale Mutproben zu ritualisieren. Das Gebäude selbst war sehr herzlos gestaltet, die Atmosphäre feindlich, wenn auch die Appartements recht flexibel. Gruß.

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