25. Dezember 2024 Alles muss raus!

The Nels Cline Singers: The Giant Pin

Nels Cline SingersDie singen doch gar nicht. – Dem Himmel sei Dank. Es handelt sich um ein schönes Trio aus E-Gitarre, akustischem Bass und Schlagzeug mit Electronics. Doch es klingt wie viel mehr, mal wie nach guter alter Trash-Zeit mit den Mitteln von den Pixies oder Sonic Youth; oder, wer sie noch kennen mag, Blind Idiot God. Letztere klingen am wenigsten ähnlich, aber vom Gestus der Musikauffassung dann doch.

Nels Cline SingersDie singen doch gar nicht. – Dem Himmel sei Dank. Es handelt sich um ein schönes Trio aus E-Gitarre, akustischem Bass und Schlagzeug mit Electronics. Doch es klingt wie viel mehr, mal wie nach guter alter Trash-Zeit mit den Mitteln von den Pixies oder Sonic Youth; oder, wer sie noch kennen mag, Blind Idiot God. Letztere klingen am wenigsten ähnlich, aber vom Gestus der Musikauffassung dann doch.

The Nels Cline Singers haben nämlich allen andern gegenüber den Vorteil einer größeren musikalischen Spannbreite. Das kann versonnen elektrisch klingen (Track 6: Something About David H.) bis zum rabiat-chronisch-rhythmisch Rundumschlag (Track 3: He Still Carries a Torch For Her). Die Platte ist mal wieder auf dem amerikanischen Labe CryptoGramophon erschienen. Die scheinen sich um nichts zu scheren als denn Qualität. Diese Aussage mag banal klingen. Das ist sie. Und darum ist sie zu verifizieren – und das geht nur mit dem Rezensenten. Der mag es nämlich, wenn dem Geräusch der Eigenklang abgehört wird, wenn es also nicht nur laut sondern musikalisch abgehört wird, wenn sich mit der Musik eine Welt aufspannt, ein Raum (hier) aus kraftvoller Energie. Das mag man gerne mit der Essensaufnahme vergleichen – den McHamburger verschluckt man (und der mag sogar den Zuckerhaushalt wiederherstellen), aber bei feinem Essen wird man auch gefordert mit jeder Faser der Nerven. Bei Musik hat man zudem den Vorteil, dass sich sozusagen der Bissen, geschmacklich jeden Moment verändern kann. Die Geschmacksnerven fangen an zu schillern, sie oszillieren dann: unentschieden zwischen entweder oder oder.

Beispiel: In Track 7 (Bright Moon 11:01 Minuten) wird ein fieseliges Schlagzeug-Solo wohlsinnend geleitet in die “normale” Songstruktur. Die Musik der Nels Cline Singers überrascht zudem damit, dass man nicht vom Anfang eines Stücks auf dessen Ende zu schließen vermag. Was gruschtelig anfängt mag dann enden in einer Noise-Apokalypse und aus dieser dann ebenso abrupt in eine Free- und Schreiphase übergehen (besonders: Track 9, Square King).

Auf der Homepage wird der Gitarrist der Jazz Times zitiert mit den Worten: “The world’s most dangerous guitarist.” Von mir aus. Im Zweifel Semmel fragen.

 

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4 Kommentare

  1. Gestern war ich unsrer

    Gestern war ich unsrer Dorfbuchhandlung (vor der Spritze!) und habe dorten in einem Buch geschmökert mit dem Titel 444 Gitarristen (oder so ähnlich). Der Bursche Autor hat so ziemlich jeden verrissen, der durch sein Gitarrenspiel Einfluß hat(te) auf das meinige. Was für ein Arsch. Ich hab es dann natürlich nicht gekauft, das blöde Buch.
    Ich muss zugeben, dass ich von den Nels Cline Singers noch nie gehört habe. Hört sich natürlich erstmal nach grauenvollem Kaugummigesang à la Manhattan Transfer an. E-Gitarre, Stehbass und Schlagzeug is aber eh ‘ne gute Besetzung. Gibz da Hörproben auf einer Website?

  2. Diese erwähnten Bücher

    Diese erwähnten Bücher sollte man auf keinen Fall ernst nehmen.

    Zu den Nels Cline Singers, die Kaugummi-Assoziation hatte ich wohl auch. Deswegen lag die CD auch ganz unten in den abzuhöreneden Rezensions-CDs. Immerhin kommen auf diese Weise noch einmal schöne Dinge unerwartet am Ende socher Abhör-Sessions.

    Anzuhören ist “diese” CD noch nicht. Aber Nels Cline hat eine Website: http://nelscline.com/ Da gibts hinter dem Link mp3 (unten auf der Seite) ein paar Hörproben. Zu “The Giant Pin” scheinen mir folgende Dateien gut zu passen:

    Suspended Head: http://nelscline.com/sounds
    After Armenia: http://nelscline.com/sounds
    Lullaby For Ian: http://nelscline.com/tech.html) verbirgt sich eine detaillierte Aufstellung des für die CD Instrumentals gewählten Verstärker und Einstellungen … Für mich böhmische Dörfer, aber für den Semmel sicher einiges nette dabei.

    So … und nach weiterem Internetsurfing gibts sogar einen kompletten Track, auf dem Nels Cline mitspielt bei Scarnella (aber mit Gesang, offenbar von Carla Bozulich): http://carlabozulich.com/as… – auf deren Seite sind einige komische Tracks drauf. Unter anderem, was dich interessieren könnte “The Dwarf-Song”: http://carlabozulich.com/as

  3. die musike is mir zu

    die musike is mir zu stressig und hat viel zu viel distortion. okay, wenn einer 40-50 kaffe getrunken hat oder sich momentan eine kugel in den kopf jagen will… erinnert auch ein wenig an jon spencer oder boss hog.
    dieses technische zeugs hat mich früher sehr beeindruckt. heute spiele ich höchstens noch mit einem wahwah (latürnich das original jim dunlop). verzerrer, phaser, flanger, overdrive. alles verschenkt. hughes & kettner attax 100-verstärker, wahwah, gibson sg. das reicht.

  4. Naja Semmel, ich komme auch

    Naja Semmel, ich komme auch ohne Kaffee mit solcher Musik klar. Da mag ichs, wenn es gut eingerichtet ist, schon gerne krachig – die Technik sehe ich hintenan, ob einer zwanzigtausend Geräte hat oder gar keins: Wichtig ist, was bei rauskommt. Das ist nicht immer einfach zu bewerten.

    Hier noch so ein Bastler vor dem Herrn: http://www.kritische-masse….

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