Im Untertitel als mandolinische Huldigung an Erik Satie bezeichnet, ist dies wohl die kurioseste Platte, die mir dieses Jahr zwischen die Hände und die Ohren gekommen ist. Ein Mandolinen-Quartett spielt Musik von Erik Satie, natürlich alles Bearbeitungen, denn bisher sind Werke für Mandoline des Franzosen nicht bekannt geworden. Aber was heißt das schon?
Im Untertitel als mandolinische Huldigung an Erik Satie bezeichnet, ist dies wohl die kurioseste Platte, die mir dieses Jahr zwischen die Hände und die Ohren gekommen ist. Ein Mandolinen-Quartett spielt Musik von Erik Satie, natürlich alles Bearbeitungen, denn bisher sind Werke für Mandoline des Franzosen nicht bekannt geworden. Aber was heißt das schon?
Was heißt das schon, wenn dieser Komponist aus der Zeit um 1900 Werke in der Form einer Birne komponierte oder andere Stücke als “Vertrocknete Embryos” (“Embryons desséchés”) betitelt hat. Solche Stücke finden sich in dieser Einspielung, die damit endlich einmal auch einen anderen Satie zeigt; einen Satie jenseits der KlassikRadio tauglichen Standard-Gymnopedies, gleichwohl sich die dritte ebenfalls hier hören lässt.
Man muss hier die Auswahl der Stücke einfach lobend erwähnen. Denn das Mandolinen-Quartett wagt auch eine Bearbeitung des Ballett-Orchesterstücks “Parade”, in welchem zu den Mandolinen noch eine Sirene, eine Art Schnarre, Wasser, Löffel, Schreibmaschine, Pistolenschüsse und Eisenbahnhupe hinzutreten. Das könnte man als billige Rotzbengel-Effekte alter Zeiten abtun, als Wirkungen ohne Ursache, als pure Provokation. Aber das ginge an Satie weit vorbei. “Parade” ist ein Drama mit Bühne, ganz banal und da geht es nun mal ab.
Der “Tango” aus den “Sports et Divertissements” ist gleich fünf mal auf der CD vertreten – konsequent. Satie schrieb in die Noten:
Der Tango ist der Tanz des Teufels.
Er ist sein Lieblingstanz.
Er tanzt ihn zu Abkühlung.
Seine Frau, seine Töchter und seine Diener kühlen sich so ab.
Der Tango
ist als permanent zu wiederholendes Stück konzipiert. So taucht er in dieser Aufnahme immer wieder auf, leicht variiert.
Erstaunlich aber auch, dass dies alles mit Mandolinen zusammengeht. Es geht. Was unterscheidet denn ein Klavier von einer Mandoline. Beides hat Saiten, die einmal angedotzt werden (Klavier) oder gerupft und gerissen (Mandoline, Cembalo). Die Mandoline kann dabei jedoch sehr viele mehr Farben aus dem Instrument holen, als es ein Cembalo könnte und das Klavier klingt heutzutage sowieso nur noch falsch, grob gesagt wie ein unglücklich verzärteltes Möbel der bürgerlichen Musikkultur. So sehen es auch die Franzosen vom Melonius-Quartett und zitieren Satie:
Das Klavier, genau wie das Geld, ist nur dem angenehm, der seine Hände darauf legt. Erik Satie
Alle Stücke sind von Satie, fast alle. Eines ist von Thelonius Monk: passt auch. Sehr hübsch das klappposterartige Booklet, welches groß das Melonius-Quartet als die Befreiungsfront der Manoline ankündigt. Es spiele “alles, was die klassische Mandoline nicht spielt.” Bravo.
Dennoch wird man die Musik Saties schon etwas mögen müssen und nicht gerade allergisch gegen den Mandolinenklang sein dürfen.
Musikbeispiele gibt es leider wieder noch nirgends, aber man muss den Sound hier einfach hören. Eine Mandoline ist schon nicht vorstellbar, erst recht sind es nicht viere. Die erste Ogive [Track 31 – 2:25] – ein Stück, das ganz gut in Saties griechische Zeit hineinfällt. Homophone Anlage, rhythmisch griechische Metren eigentlich neu erfindend. Hier das Melonius-Quartett auch einmal im Tutti-Pianissimo, da rauscht es ganz fein.