Fortsetzung der Doppelportraits. Hier links Heinz Rudolf Kunze und rechts Steffen Schleiermacher, nach der Sendung contrapunkt 4: protestmusik – widerstand ./. wohlstand
Das war vor zwei Jahren. Steffen Schleiermacher ist ein ausgezeichneter Pianist, der auch komponiert. Er hat das komplette Klavierwerk von John Cage eingespielt. Als ich ihn dazu befragte war er ganz zufrieden damit, allerdings ahnte er bei Abschluss dieses Vorhabens nicht, wie umfangreich und mühselig die Sache werden würde. Cage hat nämlich dabei auch recht undankbare Stücke geschrieben, die extrem schwer spielbar sind, aber nach nichts klingen. Die gibts alle bei Dabringhaus und Grimm.
Von Heinz Rudolf Kunze bin ich nicht so sehr der Fan. Mein großer Bruder schenkte mir wohl vor dutzenden von Jahren die Platte mit dem „Dein ist mein ganzes Herz”, aber musikalisch verbindet mich nicht so viel mit ihm. Gleichwohl habe ich ihn bei dieser contrapunkt-produktion sehr zu schätzen gelernt. Als Regisseur durfte ich auch den Soundcheck mitüberwachen. Da hatte ich bei Kunze schon etwas Angst, denn der Kontakt mit seinem Management war nicht einfach. Kommt da also einer mit Starallüren? Nein. Der tat alles, was ich ihm auftrug – obwohl er diese bekloppte Brille trug. Für einen wie mich, der die Rolle der Autoritätsperson nicht gerne ausfüllt, war dies ganz erstaunlich.
Warm geworden miteinander sind wir aber dennoch nicht. Zwar saßen er Manfred Wagenbreth und ich noch bis halb vier in der Eingangshalle des Hotels und bedienten uns an Automaten-Bier. Doch da war ein grundsätzliches Misstrauen zwischen uns. Er nahm mich nicht ernst und ich ihn nicht für voll.
Kunze und Schleiermacher auf einem Bild, das wird man so schnell nicht wiederbekommen. Das war das Schöne an den frühen contrapunkt-sendungen. Es kamen da Menschen zusammen, die schon etwas miteinander zu tun haben, aber nie in direktem Kontakt standen, schon gar nicht so konsequent. Der musikalische Star des Abends war fraglos Stephan Krawczyk. Ein richtiger Kauz, eigenartig und -sinnig. Im Gegensatz zu Kunzes musikalischen Vorträgen konnte wir sein Lied “Zu Zweit” online stellen. (Als Real-Audio).