Wer in die Verantwortung tritt, läuft auf einem Scherbenmeer. Das KIZ berichtet über das „Aus für die Berliner Symphoniker”. Rot, röter am rötesten: Das sympathische Berliner Orchester mit seinen Initiativen im Bereich der Jugendbildung ist anscheinend überflüssig. Egal auch, dass es durch “Lohnverzicht” anderer Berliner Orchester (ein bisher einmaliger Vorgang) nicht gerettet werden konnte. Die 1,2 Millionen reichten vorn und hinten nicht. Berlin hätte weitere 2 Millionen hineinbuttern müssen. Angesichts der desolaten Finanzlage der Stadt und des Staates eine nicht überwindbare Hürde? Nein, eine eindeutige Entscheidung dazu, was man politisch will und was eben nicht.
Und passend dazu die Situation in Dresden. Da wollte man die Festspiele ab 2007 kippen. Überregionaler Protest und schließlich ein Aufruf des Chefs der Berliner Philharmoniker Simon Rattle. So soll er sich gewünscht haben, dass die Stadt „ihrer Verantwortung für die kulturelle und geistige Bildung ihrer Bürger gerecht werde” schreibt die Berliner Mogenpost. Und als positives Beispiel führt Rattle in der Art eines dreifachen Rittbergers Berlin an. Wörtlich in der Berliner Morgenpost. Selbst in jener „so unglaublich bankrotten Stadt“ sei Kultur „nicht Unterhaltung, sondern Grundnahrungsmittel.“ Nu wie?
Die Dresdner Stadtoberhäupter haben eingelenkt und gewähren den Festspielen ein verlängertes Fortleben. Das Geld muss dann eben woanders gestrichen werden. Das KIZ hat auch schon die Streichopfer gefunden: Die Mittel der Staatsoperette, der Philharmonie und des Theaters Junge Generation werden in erheblichem Umfang gestrichen. Prima Ergebnis, vor allem unter dem Aufstand der Bevölkerung. Das KIZ berichtet von Mahnwachen und 1.000 Demonstranten. Zu Ausschreitungen sei es gar gekommen, „als rund 200 jugendliche Demonstranten das Rathaus stürmten.“ Der gute alte Osten – ob das wohl Schule machen wird? Und ob sie jetzt gegen die Streichungen in den kommunalen Einrichtungen ebenso mahnwachen? Wer weiß, wer weiß – mit dieser (Re-)Aktion sind mir die Dresdner sympathisch geworden.
Übrigens mit von der Partie dieses mal die PDS auf der anderen Seite. In der sz-online berichtet Marko Mach: „Die PDS hat extra eine Hebebühne organisiert und fährt damit ein 60 Quadratmeter großes weißes Tuch vor die Plenarsaalfenster in 18 Meter Höhe. Darauf ist in schwarzen Lettern zu lesen: ‘Schluss mit dem Kulturabbau.’“
Auweia – das passt zur Entscheidung des Berliner Kultursenators Thomas Flierl (PDS) mit seinem Oberchef Klaus Wowereit (SPD). Flierl ist dabei offenbar zwischen die Stühle geraten. Die Berliner Zeitung vom 17. März fragt: „Spielt Flierl falsch?“.
80.000 Unterschriften gegen die Abwicklung der Symphoniker konnten gesammelt werden, gar nicht mal schlecht. Wenn die 80.000 jährlich noch 24 Euro (oder monatlich zwei Euro) für das Orchester spenden wollten, wäre die Finanzierung schon gesichert und das Orchester fast schon ein echtes Bürgerorchester. Das muss man sich mal vorstellen. Die Belastung jedes Berliner Bürgers (angenommen 2,5 Mio) zur Stopfung des Fehlbetrages läge bei netto 0,76 Euro im Jahr [netto: Die Verwaltungskosten wären vermutlich ein Vielfaches – auch so etwas Absurdes] – umgerechnet ein Liter Milch (zumindest hier in Regensburg).
Nun wollen die Symphoniker zusehen, welche rechtlichen Mittel es gegen diese Entscheidung geben könnte, dass man wenigstens bis an das Ende der Saison 2005 durchhalten kann.
Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, nannte das Orchester eine „Institution der kulturellen Bildung“. Christian Höppner, Präsident des Landesmusikrates Berlin, sieht in dieser Entscheidung einen „richtigen Kahlschlag“ der musikalischen Bildung.
gutmenschentum
gutmenschentum (jugendbildung oja) wird korrekterweise abgestraft, macht man auch nicht freiwillig sondern nur als existenzberechtigungsnachweis – genauso wie man auch nicht freiwillig Neue Musik spielt als musiker,z.b. die weimarer staatskapelle, die dürfen immer brahms bis beethoven und zurück über haydn spielen & wenn dann so ein schwebender holländer kommt mit uraufführungen und so, na wer sind wir denn, nach spätestens drei jahren haben wir so schlecht daß er kaputt gespielt. und tschüß !
Kann man das noch etwas
Kann man das noch etwas präzisieren. Das eine ist das eine, und das andere das andere. Ich habe sehr wohl einmal eine musikalische Hinrichtung eines Werkes neuer Musik gehört – unter Ashkenazy mit dem “Deutschen Sinfonie-Orchester” (hieß damals noch anders). Dass “unsere” Orchester nicht immer gar so gerne Neue Musik spielen (wollen), ist leider gar nicht neu. Aber es ist sehr, sehr schade – aber ehrlicherweise waren zum Beispiel die Förderkonzerte des Deutschen Musikrates auch dazu nicht angetan, der “Neuen Musik” sehr zu helfen. Das waren häufig 15-Minüter mittlere Qualität, ebenso plump hingeschlonzt (zumindest in Gießen). Dann wirklich lieber gar nicht, als so schlecht.
ich war nur etwas irritiert,
ich war nur etwas irritiert, daß selbst die urheber der wohl in die jahre gekommenen institution “urknall” oder “überschall” ach ich weiß nicht, jedenfalls in berlin (mit viel resonanzraum beim ds kultur z.b.)meinten, es wären einige der vielen unzwischen uraufgeführten werke doch wert, wenigstens ein zweites mal präsentiert zu werden … ja was halten die denn von den geräuschen, die sie aufführen lasssen? so, wir haben jetzt fördermittel für 7 konzerte, wo liegt denn noch material rum ? meist nur restmüll, aber wenigstens ist das geld ausgegeben hehe. in weimar gibt es out of klassik ja nur noch in diplomkonzerten oder privatveranstaltungen der diversen logen und rosenkränzler (abgesehen vom hintzenster, der macht, as er machen muß & das ist auch bestens so). ich muß aber jetzt nach hause.
immerzu fehlen buchstaben,
immerzu fehlen buchstaben, entschuldigung bitte.
Nuja, nuja: Es ist oftmals
Nuja, nuja: Es ist oftmals gar nicht so blöde, ein Stück ein zweites Mal aufzuführen. Was Ultraschall macht oder nicht, entzieht sich meiner Kenntnis. Tja und Weimar – keine Ahnung. Aber das mit den Logen kann ich mir lebhaft vorstellen. — Und Tasturen schlucken gerne was weg – wie mancher Mensch auch.